081 - Die geraubte Mumie
entkommen."
„Weißt du etwas über den Cro Magnon?" fragte Coco. „Woher stammt er?"
„Ich habe keine Ahnung. Dieses Geheimnis hat Asmodi mit ins Grab genommen."
Ein Flirren entstand in der Luft über der magischen Zeichnung auf dem Teppich. Ein dunkler, unförmiger Fleck erschien, dann der grinsende Totenschädel mit der schwarzen Brille. Im nächsten Augenblick stand der Seuchendämon vor ihnen.
Er schüttelte den schwarzen Umhang zurecht.
„Der Cro Magnon ist schnurstracks zu einer Anhöhe gelaufen, die nur ein paar Kilometer von hier entfernt ist", sagte er. „Dort verschwand er spurlos, aber nicht schnell genug. Ich habe die Anhöhe von meinen Dienern umstellen lassen, denn ich bin sicher, dort befindet sich das Versteck der Mumie. Durch eine magische Sphäre ist es in einen anderen Daseinsbereich oder in eine andere Zeit versetzt, aber diesen Bann werden wir brechen, nun, da wir den Ort kennen."
„Du hast gute Arbeit geleistet, Gevatter. Wir wollen gleich zu dem Ort aufbrechen."
Der Seuchendämon schaute Coco Zamis und Jeff Parker an.
„Was ist mit diesen beiden, Olivaro?"
Olivaro musterte die schöne schwarzhaarige Frau, die er einmal leidenschaftlich begehrt hatte, und den drahtigen, stoppelbärtigen Amerikaner kalt.
„Jetzt hast du Gelegenheit, deine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, Coco", sagte er. „Du und Jeff Parker, ihr werdet allen anderen voran ins Versteck der Mumie vordringen. Wenn es magische Fallen gibt, seht zu, daß ihr sie unschädlich macht."
„Und wenn wir es nicht tun?" fragte Coco. „Wir führen nichts Böses gegen die Mumie des Hermes Trismegistos im Schilde."
Der Dämon lachte leise und höhnisch. „Das wird euch wenig helfen. Ihr schaltet die Fallen aus, oder ihr kommt darin um. Für alle Fälle aber, damit ihr nicht auf den Gedanken kommt; mit Hermes Trismegistos zu paktieren, wird Gevatter Tod Jeff Parker ein kleines Souvenir an den Aufenthalt in seinem Kastell mitgeben."
Olivaro übermittelte dem Gevatter Tod etwas auf geistigem Wege, und ein Grinsen entstellte das Gesicht des uralten scheußlichen Seuchendämons.
Ein paar seiner Kreaturen kamen herein. Die Zerfressenen packten Coco und hielte ihre Arme fest. Gevatter Tod wandte sich Jeff Parker zu, der aufgestanden war und ihn anstarrte. Jeff war unfähig, sich zu rühren oder auch nur den Blick abzuwenden.
Olivaro stand im Hintergrund.
„Was hast du vor, Olivaro?" rief Coco voller Angst um ihren Gefährten.
„Gar nichts", antwortete der Dämon falsch.
„Was will Gevatter Tod mit Jeff Parker tun?"
„Nichts Besonderes. Er hat nur vor, ihm eine kleine Pest anzuhängen. Eine besonders schnell und nach besonderen Regeln verlaufende Form. Ihr habt drei Stunden Zeit, ins Versteck vorzudringen und sicher vorhandene Fallen zu erkunden und unschädlich zu machen. Auf deinen Zeiteffekt wirst du allerdings verzichten müssen, liebste Coco. Das wäre mir zu riskant. Wenn diese drei Stunden um sind, stirbt Jeff Parker unter Qualen."
„Scheusal!" rief Coco, die sich nicht länger zusammennehmen konnte.
„Du überschüttest mich heute mit Komplimenten", antwortete Olivaro. „Dabei bin ich sehr human. Wenn es euch gelingt, innerhalb von drei Stunden ans Ziel zu kommen, bin ich bereit, Jeff Parker zu retten."
Coco wehrte sich gegen den Zugriff der Verseuchten, doch diese waren zu stark.
Plötzlich erstarrte sie. Sie hatte einen geistigen Kontakt.
Zuerst dachte sie, es sei ihr Kind, ihr Baby, mit dem sie manchmal eine geistige Verbindung hatte, und sie war entsetzt. Das Baby, dessen Vater der Dämonenkiller war, wurde an einem geheimen Ort von Pflegeeltern großgezogen. Schon bevor es geboren war, hatten Olivaro und andere Dämonen ihm nach dem Leben getrachtet. Die Gedankenströme konnten das Versteck verraten, und damit war das Kind in großer Gefahr.
Aber dann erkannte Coco erleichtert, daß die Gedankenströme nicht von ihrem Baby kamen, sondern von dem Hermaphroditen Phillip. Er war in der Nähe; sie spürte es; und er war mit Dorian Hunter zusammen.
Aus den Gedanken Phillips kristallisierte sich flüchtig der Name Hermes Trismegistos heraus, dann war der Kontakt auch schon abgebrochen.
Coco hoffte verzweifelt, daß Dorian und Phillip eingreifen würden. Sie hatte dem Hermaphroditen übermittelt, daß sie und Jeff Parker von Olivaro und Gevatter Tod gefangengehalten wurden und welche Gemeinheit der Seuchendämon Jeff anzutun beabsichtigte. Hoffentlich hatte der Hermaphrodit sie verstanden; und
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