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081 - Hexentanz

081 - Hexentanz

Titel: 081 - Hexentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank deLorca
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Clouet erreichte gerade die Gartenpforte.
    Überall im Haus brannte Licht.
    Ein Hund schlug an.
    Breton rüttelte vergeblich an der Tür, die ihm vor der Nase zugeschlagen worden war. Dann erklomm er die Steinmauer.
    Ich brauchte länger, um das Hindernis zu nehmen. Ich war völlig ausgepumpt. Mühsam schöpfte ich Atem.
    Unter meinen Sohlen knirschte Kies. Wie ein Netzwerk bleicher Adern zog sich Gartenweg neben Gartenweg durch das Grün, mündete ein, endete vor der Freitreppe.
    Ich spürte heftige Seitenstiche und preßte eine Hand auf die Rippe, während ich mich vorwärtsschleppte.
    Claire Clouet und Kommissar Breton waren bereits im Haus verschwunden. Die Tür stand sperrangelweit offen.
    Ich rannte die Treppe hinauf, am Ende meiner Kraft, und schleppte mich in das Wohnzimmer, aus dem erregte Stimmen drangen.
    Ich betrat den Raum und erschrak.
    Madame Clouet stand hinter Blanche Morgan und umklammerte ihren Hals mit der Linken. Die Rechte der alten Dame, hoch erhoben, umkrampfte einen Brieföffner aus Messing.
    Die Klinge funkelte im Schein der Lampe.
    Der Bürgermeister und seine Frau standen starr vor Entsetzen an der Wand, zitterten um das Leben ihrer Tochter.
    Breton lauerte auf seine Chance.
    »Keiner rührt sich!« kreischte die Alte. »Wenn mir einer in die Quere kommt, stirbt das Täubchen hier.«
    Wir zweifelten nicht daran, daß die Alte ihre Drohung wahrmachen würde.
    »Ich habe keine Munition mehr«, stöhnte der Kommissar.
    Seine Dienstpistole bedeutete ihm nur noch nutzlosen Ballast.
    »Alles da drüben an die Wand!« befahl die Erpresserin. »Stellt euch neben den Schreibtisch. Gesicht zur Wand. Ich gehe jetzt. Und niemand wird mich daran hindern.«
    Zitternd gehorchten die Eltern.
    »Mein Gott«, stöhnte der Bürgermeister. »Was habe ich diese Nacht durchgemacht. Das gibt es doch gar nicht!«
    Was immer es gewesen war, Auguste Morgan tat mir leid.
    Der dicke Mann schwitzte Blut und Wasser.
    Seine nicht minder umfangreiche Ehefrau bebte und schlotterte an allen Gliedern. Sie trug nur einen hauchdünnen Morgenmantel, ein sehr unvorteilhaftes Kleidungsstück für ihr Kaliber.
    Die Füße steckten in türkischen Pantoffeln.
    Ich muß sagen, obgleich es ungerecht war, aber ich konnte es nicht verhindern: ich entwickelte eine Allergie gegen alles Orientalische.
    Die gestickten Arabesken und Mäandermuster erinnerten mich an Fatima. Und das wiederum löste Übelkeit aus. Dieser Dame verdankte ich ein paar der ungemütlichsten Stunden meines bisherigen Lebens.
    »Wird’s bald?« keifte Claire Clouet.
    Ihr sah man die Anstrengung des Laufes nicht an. Aus welcher geheimen Quelle schöpfte sie Kraft?
    Wie auf Verabredung blieben der Kommissar und ich auf unseren Plätzen. Wir versuchten, die Alte aus dem Konzept zu bringen und lauerten auf unsere Chance, das Mädchen aus dem Griff der Wahnsinnigen zu befreien.
    »Meine Geduld ist gleich erschöpft!« drohte die alte Dame.
    »Sie können Blanche nichts tun«, widersprach ich.
    »Warum sollte ich sie schonen, junger Mann?« erkundigte sich die alte Dame höhnisch. »Wegen ihres glatten Gesichtes? Das hat Fatima auch.«
    »Blanche ist Fatima«, schrie ich.
    Wütend starrte mich die Greisin an.
    Ihr dünnes Haar – jetzt, wo sie keine Perücke trug – stand um ihren Kopf und wehte und flatterte im Zugwind. Es gab ihr das Aussehen eines Nachtvogels. Und ihre Stimme klang genauso häßlich.
    Das faltige Raubvogelgesicht signalisierte Wut und Bestürzung.
    »Wir haben Fatima gepfählt«, berichtete ich, um Zeit zu gewinnen.
    »Mein Gott«, stöhnte die Frau des Bürgermeisters. »Ich habe ja gleich gesagt: dieser Engländer ist ein schrecklicher Mensch.«
    »Halt den Mund, Cladine«, herrschte ihr Mann sie an. »Ich weiß zwar nicht, was Monsieur Douglas meint, aber Madame Clouet versteht ihn gut.«
    »Das werdet ihr bereuen«, knirschte Claire Clouet. »Ihr habt Fatima getötet? Ihr Schufte! Wußtet ihr nicht, daß ich die Vertraute der Sarazenin bin? Daß ich und sie untrennbar sind, vereint in alle Ewigkeit? Wir haben unseren Pakt mit Blut besiegelt.«
    »Hokuspokus. Fatima hat ausgelitten. Und das ist gut so. Denken Sie an Armand, Madame.«
    Madame Clouet starrte mich fassungslos an.
    »Dann ist Armand verloren!« gellte die Verzweifelte. »Ihr habt ihn auf dem Gewissen. Niemand hat versucht, ihn zu retten. Nur ich. Was habe ich nicht alles geopfert, um ihn vor dem furchtbaren Schicksal zu bewahren. Niemand wollte mich unterstützen. Selbst Victor hat

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