081 - In der siebenten Hölle
Schließlich hatte Jubilee dreizehn Jahre auf Coor gelebt, als Gefangene des Dämons Cantacca, der sie entführt hatte, als sie noch ein kleines Kind, gerade vier Jahre alt, gewesen war.
Inzwischen fand sie sich bei uns immer besser zurecht, so daß es Vicky Bonney als kein Risiko mehr angesehen hatte, sie auch mal allein ausgehen zu lassen.
Gekleidet war Jubilee nach der neuesten Mode. Sie trug eine weite schneeweiße Jacke und zitronengelbe Schlotterjeans. Sie begann allmählich einen eigenen Geschmack zu entwickeln und lernte, mit Geld umzugehen.
Vicky Bonney wandte sich vom Fenster ab und verließ das Wohnzimmer. Sie begab sich in die Küche. Bisher hatte sie und Jubilee ein wunderbares freundschaftliches Verhältnis verbunden, doch das existierte nun nicht mehr.
Die echte Vicky Bonney war ja tot!
Jubilee knallte die Haustür zu, und ich war vor Verzweiflung den Tränen nahe. Wieder würde Kanutto einen Mord begehen, und ich würde gezwungen sein, dabei zuzusehen.
Hörte diese Höllenmarter denn nie auf?
»Hallo!« rief Jubilee fröhlich. »Ist jemand zu Hause?«
»Ja«, antwortete Vicky Bonney. »Ich bin hier, Jubilee. In der Küche!«
Und dann griff sie nach einem langen, blitzenden Messer…
***
Sie schlugen den Weg ein, für den sich Valerian entschied. Mr. Silver und Roxane verließen sich voll und ganz auf die Ortskenntnisse des jungen Teufels.
Wieder, einmal bedauerte der Ex-Dämon, das Höllenschwert nicht bei sich zu haben. Er hätte sich bedeutend wohler gefühlt, wenn ihm diese starke Waffe zur Verfügung gestanden hätte.
Alle Anstrengungen, das Geheimnis des Schwerts zu lüften, waren bisher gescheitert. Lediglich geringe Teilerfolge hatten sie errungen.
Nach wie vor war ungewiß, wo sich Loxagons Grab befand. Für ihn war vor undenklichen Zeiten das Höllenschwert geschmiedet worden, und es hieß, daß sich der Name der Waffe dem offenbaren würde, der die Klinge in Loxagons Grab stieß.
Aber wo befand sich dieses Grab?
Angeblich wußte es niemand. Solange das Schwert seinen Namen nicht preisgab, war es selbst für Mr. Silver gefährlich, es in die Hand zu nehmen. Er mußte es mit seinem eisernen Willen jedesmal aufs Neue niederringen.
Wenn es ihm einmal nicht so gut gelang, war zu befürchten, daß das Schwert sich gegen ihn wandte und ihn zu töten versuchte.
Es gab Gebiete, um die Valerian einen Bogen machte. Mr. Silver wäre mittendurch gegangen, aber das hätte verhängnisvolle Folgen für ihn haben können, denn diese Gebiete waren schwarzmagische Ballungszentren. Es fiel einem erst auf, wenn man sich in so einem Gebiet befand, und dann konnte es für eine Umkehr zu spät sein. Da sich die Gefahr auf keine Weise verriet, mußte man die Gebiete kennen, um von der starken feindlichen Magie verschont zu bleiben. Sie hätte selbst aus dem starken Ex-Dämon ein schwaches, sehr leicht verletzbares Wesen gemacht.
Seit geraumer Zeit hatte Roxane das Gefühl, sie würden verfolgt. Sie machte Mr. Silver darauf aufmerksam. Zwar wollte sie es so tun, daß es Gismina und Valerian nicht mitbekamen, aber die beiden hatten sehr gute Ohren.
»Verfolger?« fragte Valerian sofort beunruhigt. »Wo?«
Er blickte sich um und entdeckte die Staubwolke. Nur sie war zu erkennen, sonst nichts. Keine Gestalten, keine Tiere. Dennoch sagte Valerian: »Reiter!«
»Cheetas?« fragte daraufhin Gismina nervös. »Ist er umgekehrt? Hat er unsere Spur gefunden?«
»Nur nicht die Nerven wegschmeißen, würde ich zu meinem Freund Tony Ballard sagen«, bemerkte Mr. Silver. »Die Sache hat auch einen positiven Aspekt: Wenn es sich tatsächlich um Cheetas und seine Horde handelt, können wir uns Pferde verschaffen.«
»Denkst du, sie werden uns freiwillig ihre Pferde überlassen?« erwiderte Valerian.
Der Ex-Dämon grinste. »Wer redet denn von freiwillig? Wir nehmen sie ihnen einfach weg.«
***
»Geh nicht in die Küche, Jubilee!« Herrgott noch mal, warum schrie mein gepeinigter Geist das? Ich wußte doch, daß mich das Mädchen nicht hören konnte.
Das nackte Grauen saß wie ein ekelhafter Blutsauger an meiner Kehle. Ein wahnsinniger Schmerz stach durch meinen Körper, der so unendlich weit von meinem Geist entfernt war. Und dennoch gab es eine Verbindung, damit ich all die Schrecken nicht nur geistig, sondern auch körperlich voll mitbekam.
Jubilee summte ein Lied, als sie die Diele verließ. Vicky Bonney versteckte das Messer hinter ihrem Rücken. Jubilee trat in die Küche.
»Hi«, sagte sie und
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