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0810 - Der Geist des Hexers

0810 - Der Geist des Hexers

Titel: 0810 - Der Geist des Hexers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schwerfällig aus, weil seine Bewegungen einfach zu langsam waren. Nie zuvor hatte er so etwas getan. Er musste sich überwinden und er betete dabei.
    St. Clair starrte ihn an. Sein Gesicht war zu einer Fratze verzerrt.
    Aus den Augen strahlte ihm das Böse entgegen, ein Zeichen, dass der mächtige Dämon bereits von ihm Besitz ergriffen hatte. Er zeigte keine Angst, nur Wut und Hass auf alles, was gut war und dem Menschen diente.
    Rodney Turon fiel auf die Knie. Er drückte das Gras platt, er funkelte den Verletzten an, der ihm einfach ins Gesicht lachte und sich diebisch auf sein Ende zu freuen schien.
    »Baphomet«, flüsterte er, »merke dir den Namen gut. Es ist Baphomet, der Gott der Templer, der…«
    »Neiiin!« Turon schrie in die blasphemischen Worte des anderen hinein und überwand die letzte Hemmschwelle.
    Er wuchtete den Körper vor.
    Das Messer machte die Bewegung mit.
    Dann stieß er wuchtig zu und störte sich auch nicht an dem Blutschwall, der ihn traf.
    Das Lachen des Henry St. Clair riss ab.
    Ein letztes Zucken noch, dann lag der Körper still, und Rodney Turon richtete sich wieder auf. Noch kniend drehte er sich zu seinen Freunden um, die wie Statuen im Hintergrund standen und sich nicht rührten. Niemand wagte es, durch Worte die Stille zu stören, und so blieb es Turon überlassen, die nächsten Worte zu sprechen.
    »Bringen wir es hinter uns, Freunde…«
    ***
    Auch in der folgenden Zeit hatten die Männer kaum miteinander gesprochen. Das Versprechen war eingelöst worden, sie hatten das Herz dem Körper entnommen und die Hülle den Flammen übergeben.
    Jetzt war das Feuer niedergebrannt. Nur mehr kalter Rauch wehte über die Lichtung und gegen ihre Gesichter, die einen leichten Film aus Ruß aufwiesen.
    Keiner von ihnen konnte sich freuen. Sie alle hofften nur, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben und dass ihnen der Herrgott diese Tat vergeben hatte.
    Sie hatten ein sehr tiefes Loch gegraben und das Herz auf dessen Grund verscharrt. Zuvor aber hatten sie es in ein Tongefäß gelegt.
    Kein Kreuz, kein Grabstein, nichts zierte die Stelle, wo das Böse unter der Erde lag. Schweigend hatten die Männer das Grab zugeschaufelt und anschließend den Körper dem Feuer übergeben. Es war mittlerweile dunkel geworden. Eine schwere, tiefe und graue Finsternis hatte sich über diesen kleinen Teil der Welt ausgebreitet und die Männer zu schattenhaften Gestalten werden lassen, die sich nur langsam bewegten.
    Sie redeten nur das Nötigste. Ein jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, und es war niemand da, der hätte behaupten können, dass alles so richtig gewesen war.
    Rodney Turon sagte ebenfalls kein Wort. Er war der Anführer, Rächer und Täter zugleich. Er hatte sich etwas abseits hingesetzt, und die Schatten der ruhig stehenden und weidenden Pferde fielen über ihn. Sein Blick war ins Leere gerichtet, die Hände lagen wie zum Gebet gefaltet in seinem Schoß, und die Augen sahen aus, als gäbe es kein Leben mehr in ihnen. Sie blickten ins Leere.
    Im Innern jedoch fühlte sich Turon aufgewühlt. Auch er fragte sich immer wieder, ob er richtig gehandelt hatte. Die alten Gesetze, die er kannte, hatte er anwenden müssen.
    Nimm ihm das Herz, und du wirst das Böse besiegen – so hatte er oft genug gelesen.
    Aber reichte das tatsächlich?
    Er wusste es nicht genau, er würde abwarten müssen, was die nächste Zeit brachte.
    Er wartete.
    Seine Freunde kümmerten sich um das Feuer. Mit Stöcken schlugen sie in die noch heiße Asche und verteilten sie so, dass sie sich auch abkühlen konnte.
    Der Geruch klebte in ihrer Kleidung fest, Turon spürte ihn auf der Zunge, er hatte den Eindruck, als hätte der Körper, als er verbrannte, besondere Gase ausgeströmt, die noch stärker waren als der beißende Rauchgestank. Vielleicht war es ein Gruß aus der Hölle gewesen, vielleicht auch nicht. Sie wussten nicht Bescheid, aber es stand fest, dass sie so schnell wie möglich diesen unheimlichen Ort verlassen wollten. Hier lebte das Böse, hier würde es möglicherweise auch überleben, aber das konnte niemand so genau sagen. Wenn das allerdings eintrat, würde dieser Ort für alle Zeiten ein Platz des Teufels sein.
    Der alte Mann, der seinen Sohn durch einen feigen Mord verloren hatte, trat zu ihm. Er hieß Jesse, nickte zweimal und nahm Turon gegenüber Platz. Dann streckte er die Beine aus. Die alten Gelenke knackten dabei. In seinen Augen schimmerte es feucht. Es waren Tränen, die er im Nachhinein noch

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