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0810 - Der Geist des Hexers

0810 - Der Geist des Hexers

Titel: 0810 - Der Geist des Hexers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stand als Erster auf. Er streckte dem alten Jesse die Hand entgegen und zog auch ihn hoch. »Bevor du gehst, Rodney, lass dir gesagt sein, dass es mir jetzt besser geht. Erst in diesem Augenblick habe ich die schlimme Trauer um den Verlust meines Sohnes überwunden. Ich weiß, dass ich bald sterben werde, aber ich weiß auch, dass mich mein Sohn an der Pforte des Himmels erwartet und mir seine Hände entgegenstrecken wird. Anschließend werden wir gemeinsam auf die Erde niederschauen und uns den Lauf der Welt anschauen.«
    Turon lächelte. »Ja, mein Freund, es ist gut, dass du so denkst. Lass uns zu den Freunden gehen, sie werden schon auf uns warten.«
    Da hatte sich der Mann nicht geirrt. Niemand wollte länger bleiben, und ein jeder war froh, als Turon den baldigen Aufbruch ankündigte. Die Pferde hatten sich ausruhen können, getrunken und gefressen. Sie würden wieder einige Stunden laufen können, bis für den Rest der Nacht irgendwo ein Lager aufgeschlagen wurde.
    Sie verließen den Ort der Finsternis. Als Letzte in der Reiterkette ritt Rodney Turon. Er hielt sein Pferd noch einmal an, drehte sich auf der Decke und schaute zurück.
    Es roch noch nach Rauch, er sah die geschwärzte Stelle, wo der Körper verbrannt war. Genau dort, wo sie das Herz tief in der Erde versteckt hatten, war der Boden noch aufgewühlt. Das würde niemandem auffallen. Sehr bald schon würde die Natur es zugedeckt haben.
    Es war still, sehr still – oder…?
    Plötzlich schrak der einsame Mann zusammen. Er hatte etwas gehört, und es war nur an seine Ohren gedrungen.
    Ein unheimlich klingendes Geräusch, sogar mit einem dumpfen, wummernden Echo verbunden.
    Poch… poch … poch … Was war das?
    Rodney Turon war irritiert. Er spürte Kälte in sich und eine Gänsehaut auf seinem Rücken.
    Das war nicht normal. Das Geräusch, das…
    Es blieb.
    Rodney Turon zitterte. Plötzlich hatte er herausgefunden, was es bedeutete.
    So schlug ein Herz.
    Aber nicht sein Herz, sondern das eines Toten!
    Heftig zog er das Tier um die Hand, rammte die Hacken in die Flanken und sprengte hinter den anderen her. Weg, nur weg von diesem Ort des Teufels. Und nie mehr zurückkehren…
    ***
    Gegenwart
    Ich war wieder voll da, und ich kam mir vor, als wäre ich aus einem erfrischenden Schlaf erwacht. Gleichzeitig fühlte ich mich wie in einer Sauna stehend, und die Kleidung klebte am Körper, an dem es keinen trockenen Fleck mehr gab.
    Ein Fluch riss mich gänzlich zurück in die Gegenwart. Mein Gefangener hatte ihn ausgestoßen. Der Mann mit dem Pferdeschwanz hockte am Boden und stierte mich an.
    »Was ist los, Bulle? Überrascht?«
    »Seien Sie ruhig!«
    Er spie aus. »Du wirst noch verlieren, du Hund, keine Sorge. Man wird dich noch einmachen, und aus dieser Lage kommst du nicht mehr heraus, das schwöre ich dir.«
    Zum Glück war er ruhig. So konnte ich über das nachdenken, was mir widerfahren war.
    Für mich hatte die normale Zeit einen Riss bekommen. Die Vergangenheit war plötzlich da gewesen. Sie hatte sich mir wie auf dem Präsentierteller gezeigt. In meinem Hirn hatte ich all das mitbekommen, was vor Hunderten von Jahren genau passiert war. Und ich dachte jetzt daran, dass wir die Stelle gefunden hatten, wo das Herz vergraben worden war. Nur hatte es dort nicht mehr gelegen. Eine andere Gruppe war schneller gewesen. Eine Gruppe, die zu den Jüngern des Hexers Aleister Crowley zählte, dieses bösen Menschen, der unter anderem auch in dieser Gegend einmal gelebt hatte.
    Crowley hatte Bescheid gewusst. Er war es dann gewesen, der die Aufzeichnungen Rodney Turon gefunden und die richtigen Schlüsse daraus gezogen hatte.
    Ein Herz, das über Jahrhunderte in der Erde gelegen hatte, hätte nicht mehr existieren dürfen.
    Hier aber existierte es, und damit waren die normalen Gesetze auf den Kopf gestellt worden. Jetzt regierte die reine Magie, angetrieben von einem Motor namens Baphomet, den sich Aleister Crowley zu Eigen gemacht hatte.
    Ich schluckte und schaute wieder direkt gegen dieses düstere, zuckende und pochende Etwas, das so riesig geworden war und den Körper einer jungen Frau umschlossen hielt.
    Sollte ich es hassen? Oder sollte ich ihm dankbar sein, weil seine Existenz für einen freien Blick in die Vergangenheit gesorgt hatte?
    Eine andere Erklärung wusste ich nicht. Das Herz hatte sich mir gegenüber geöffnet.
    Und Baphomet hatte sein Versprechen meinem Ahnherrn gegenüber gehalten. Wenn auch auf eine andere Art und Weise, als er sich dies

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