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0810 - Der Geist des Hexers

0810 - Der Geist des Hexers

Titel: 0810 - Der Geist des Hexers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schon die linke Hand. Also musste er sich zur Seite drehen. Ob ihm das gelang, war fraglich.
    Der einst so mächtige und jetzt völlig auf sich allein gestellte Henry St. Clair kam nicht mehr dazu. Die klopfenden Geräusche, die er hörte und das freudige Wiehern seines Pferdes, sagten ihm genug.
    Sein Tier begrüßte die anderen, seine Häscher waren nah, und plötzlich bewegten sich die Büsche am Rand seines kleinen Rastplatzes.
    Sie brachen auf, Lücken entstanden, die Pferde erschienen ihm wie grausame und mächtige Boten aus einer anderen Welt, und sie näherten sich ihm im Schritt.
    Auch sie waren erschöpft, ließen die Köpfe hängen. Auf ihren Rücken hockten seine Häscher. Er wollte sie zählen, das schaffte er nicht. St. Clair wusste nur, dass es zu viele waren. Gegen sie kam er nicht an.
    Sie ritten näher.
    Einen Halbkreis bildeten sie und hielten die erschöpften Tiere dann an.
    Sie stiegen aus den Sätteln.
    Mit der gesunden Hand wischte St. Clair über seine Augen. Der Schweiß war ihm hineingedrungen. Er brannte, aber der Schleier war nach wie vor vorhanden, den kriegte er nicht weg.
    Seine ehemaligen Freunde sah er als schwache, gespenstische Gestalten, die sich ständig bewegten, von einer Seite zur anderen glitten und ihn wie eine Mauer umstanden.
    Sie waren Henker und Richter zugleich.
    Auch der letzte hatte sich jetzt vom Rücken des Pferdes geschwungen. Er blieb für einen Moment neben seinem Tier stehen, das die Schnauze an der Schulter des Mannes rieb.
    Einer kam vor.
    Es war Rodney Turon. St. Clair kannte ihn gut, denn dieser Rodney war so etwas wie sein Stellvertreter gewesen und hatte schon ein paar Mal versucht, Macht und Führung an sich zu reißen. Im Endeffekt hatte sich St. Clair immer als der Stärkere erwiesen, was nun nicht mehr der Fall war, denn Rodney Turon hielt alle Trümpfe in seiner Hand.
    Wie St. Clair trug auch er einen Bart, aber er sah wilder und verwegener aus, beinahe wie ein Pirat. Sein Haar wuchs bis auf die Schultern, von seinem Gesicht war kaum etwas zu sehen, und nur seine Augen funkelten siegessicher.
    Von diesem Mann hatte St. Clair keine Gnade zu erwarten. Er wusste, dass Turon bibeltreu war. Er befolgte jedes Gesetz, so weit es ihm möglich war.
    Vor dem Verletzten blieb er stehen, beide Fäuste in seine Hüften gestützt. Er war jetzt der König, der große Triumphator. Er hatte gewonnen, gesiegt, und er war so gottesfürchtig, dass er den Teufel zutiefst hasste.
    Turon streckte die Arme aus. Der dicke Finger zeigte auf den Verletzten. »Mörder!«, schallte es an St. Clairs Ohren. »Du verfluchter Mörder! Du hast das Blut eines der unserigen vergossen. Das werde ich nicht dulden. Das wird die Strafe Gottes nach sich ziehen – und nicht erst am Jüngsten Gericht. Einst war ich wie Aaron, jetzt bin ich Moses, und ich werde über dich richten, verfluchter Mörder.«
    Henry St. Clair grinste nur. Er wollte den anderen nicht auslachen und ihn noch wütender machen, aber die Schmerzen zwangen ihn dazu. Die Wunde in seinem rechten Arm hatte sich wesentlich verschlimmert. Der Schulterbogen war aufgequollen und grünlich blau angelaufen. In der Wunde pochte es, als würden die Schnäbel verschiedener Hähne dort hineinhacken.
    St. Clair leckte über seine Lippen. Trotz der Schwüle waren sie rau und rissig. Er schmeckte Blut und spürte gleichzeitig den Drang, Rodney Turon zu antworten.
    »Ja, ich habe die beiden getötet. Aber ihr werdet mich nicht dafür bestrafen können, denn es gibt jemand, der mächtiger ist als ihr. Ich stehe unter seinem Schutz!«
    »Ein Dämon?«
    »Ja!«
    »Du willst doch nicht damit sagen, dass ein Dämon mächtiger sein soll als der Herrgott?«
    »Ich weiß es!«
    »Nichts weißt du, gar nichts. Doch«, berichtigte er sich noch in derselben Sekunde. »Du weißt wahrscheinlich, dass du sterben wirst. Und dies auf eine besondere Art und Weise. Wir werden dir das Herz aus dem Leibe reißen und es hier an dieser Stelle begraben. Es soll in unheiliger Erde liegen, weit weg von der Heimat, und wir werden deinen verdammten Körper verbrennen. Du hast dich der Hölle verschrieben, du bist den falschen Weg gegangen, und dafür wirst du mit deinem Leben büßen. Hast du gehört?«
    »Das habe ich!«
    »Dann bereite dich auf deine Strafe vor.« Turon drehte sich um. Er wandte dem Verletzten den Rücken zu, wohl wissend, dass ihm St.
    Clair nicht mehr gefährlich werden konnte.
    Rodney Turon baute sich vor seinen Männern auf. Auch sie waren

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