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0810 - Der Geist des Hexers

0810 - Der Geist des Hexers

Titel: 0810 - Der Geist des Hexers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihm im hohen Gras liegen.
    So dämmerte er dahin.
    Allein, schutzlos und den Strapazen eines unwahrscheinlich langen Ritts Tribut zollend.
    Er merkte nicht, wie die Zeit verging, dass der grausam-heiße Ball der Sonne auf dem Weg in den Westen eine andere Farbe annahm.
    Dort tauchte er ein, als lägen in dieser Richtung zahlreiche Schatten, die ihn verschlucken wollten.
    Es dämmerte.
    Zwielicht breitete sich auf seinem Rastplatz aus. Schatten und letztes Tageslicht mischten sich zusammen. Sie gaben der Umgebung ein völlig anderes Gesicht. Bei jedem leichten Windstoß sah es aus, als würden sich die Schatten der Büsche in monströse Gestalten verwandeln, die lautlos über den Boden zuckten.
    Nichts davon kriegte der Baphomet-Diener mit. Die Augen waren ihm zugefallen. Er schlief, allerdings unruhig. Vieles war so anders geworden. Seine Seele rebellierte, schreckliche Träume verfolgten ihn. Er sah sich inmitten eines gewaltigen Blutsees, in dem er bis zu den Knien eingetaucht stand, umgeben von zahlreichen Köpfen seiner ehemaligen Freunde.
    Dann wieherte sein Pferd.
    Diese schrille, die Stille durchbrechende Botschaft drang selbst in das wie benebelte Hirn des Mannes, sie riss ihn aus seinen tiefen Träumen und aus dem Schlaf, und dieses verdammte Geräusch war wie eine Peitsche gewesen.
    Plötzlich war er wach!
    Mehr auch nicht. Er konnte nicht reagieren oder sich bewegen. Der Druck des Schlafes saß weiterhin tief in ihm. Als er sich auf seine rechte Hand stützte, sank er im Ellbogen ein. Dabei glitten die gespreizten Finger über den kühlen Schwertgriff.
    In diesem Augenblick erwischte es ihn.
    Henry St. Clair hörte noch das Sirren, ein ihm ebenfalls bekanntes Geräusch, und plötzlich wuchtete etwas gegen seine rechte Schulter.
    Als er mühsam den Kopf drehte, sah er den Pfeilschaft, der aus dem Muskelfleisch hervorragte. Die Spitze war nicht zu sehen, sie steckte tief in ihm.
    Der Pfeil gehörte nicht zu dem Bogen eines Einheimischen. Damit schossen seine ehemaligen Freunde.
    Henry St. Clair wusste, dass seine Flucht vergebens gewesen war.
    Sie hatten ihn gestellt…
    ***
    Es war schon seltsam, aber dieses Wissen ließ ihn nicht schreien oder in Panik verfallen, er blieb dort hocken, wo er auch eingeschlafen war, nur steckte jetzt der Pfeil in seiner Schulter, und er rührte sich auch nicht vom Fleck.
    Er spürte gar nichts. Auch seine Gedanken waren plötzlich nicht mehr vorhanden. Eine dumpfe Leere hatte sich in seinem Kopf ausgebreitet, und irgendwo tickte der Herzschlag.
    Dann kam der Schmerz.
    Das verfluchte Brennen in seiner Schulter und auch in seinem Arm. Dieses Gefühl machte auch vor der Hand nicht Halt. Plötzlich war sie steif, nicht einmal die Finger konnte er krümmen, und er hörte, wie sein Atem über die Lippen pfiff.
    Als er den Kopf hob, sah er die letzten Sonnenflecken im Geäst der Bäume schimmern. Er senkte den Kopf wieder und drehte ihn gleichzeitig, weil er auf seine Waffe schauen wollte. Sie war der einzige Gegenstand, mit dem er sich noch verteidigen konnte. Sie lag rechts neben ihm, sehr dicht, er brauchte nur die Hand auszustrecken, die Finger um den Griff zu legen, dann hatte er sie.
    Es blieb beim Wunsch.
    Er schaffte es nicht. Der Arm war steif geworden. Kein Muskel gehorchte ihm noch.
    Der Mann schluchzte auf.
    Wut und Zorn durchschossen ihn. St. Clair dachte an seinen mächtigen Helfer Baphomet, doch auch er hatte ihn schmählich im Stich gelassen. Dafür aber hatten ihn die anderen gefunden, und dieses Wissen machte ihn einfach fertig.
    Wie ein gewaltiger Turm breitete sich der Druck auf seinem Kopf aus. Er hatte das Gefühl, die Welt würde über ihm zusammenbrechen und ihn unter sich begraben.
    Die Angst ließ ihn würgen. Er spürte Galle im Mund. Der Schmerz wühlte sich weiterhin durch seinen Arm, und genau dort, wo der Pfeil ihn getroffen hatte, sickerte Blut aus der Wunde. Als nasse, klebrige und feuchte Flüssigkeit rann sie an seinem Arm entlang nach unten und tränkte das schweißbedeckte Hemd.
    Es war aus.
    St. Clair wusste es. Er stöhnte seine Wut hinaus, doch er gab nicht auf. Wenn er schon sterben sollte, dann wollte er sich bis zum letzten Blutstropfen verteidigen, und dafür brauchte er sein Schwert.
    Trotz aller Schmerzen und Mühen brachte er seine Hand dichter an den Griff heran. Er berührte ihn bereits mit den Fingerspitzen, als ihm einfiel, dass er die schwere Waffe wohl kaum würde anheben können. Nein, das war nicht möglich, da benötigte er

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