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0811 - Dämonensplitter

0811 - Dämonensplitter

Titel: 0811 - Dämonensplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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überschätzt - oder die Heftigkeit ihrer Verwundung unterschätzt. Das konnte man so oder so sehen. Es änderte nichts an der Tatsache, dass jetzt nur noch ganze fünf der lebenswichtigen Pillen in der Brusttasche ihres Blusenkleids steckten. Ihre Flucht war erst wenige Stunden alt… es war ein niederschmetterndes Ergebnis.
    Wenn ich nicht schnell in ein Krankenhaus komme, werde ich schon bald zu einem schreienden Bündel werden… Die Gedanken ließen sich einfach nicht beiseite schieben.
    Khira sah Mirjad an. Sie musste dem Mädchen reinen Wein einschenken. Khira musste ihr vertrauen, denn eine Alternative gab es nicht.
    »Du kennst dich in dieser Hütte ja anscheinend gut aus. Gehört sie dir?« Khira wollte erst mehr über das Kind in Erfahrung bringen, ehe sie ihr Schicksal endgültig in die Hände dieses Engelsgesichtes legte… Dieses unschuldige Lächeln passte einfach nicht zu der Kälte in Mirjads Blick. Und Khira hatte selbst erlebt, wie aus dem Mädchen eine eiskalte Killerin geworden war. Sie hatte den Vampir geköpft, als wäre das die normalste Sache der Welt.
    Mirjad hockte sich im Schneidersitz vor Khira hin. »Sie gehörte meinem Vater. Er hat sie gebaut und sich hier eine lange Zeit versteckt gehalten.«
    Khiras Blick war eine einzige Frage. Mirjad sprach weiter. »Er war ein Bandit d’honneur - ein Bandit aus Ehre. Er musste sich verbergen, weil er vier Männer der Cappa-Familie getötet hatte.«
    Der Stolz in Mirjads Gesicht war nicht zu übersehen, als sie von ihrem Vater sprach. Und in Khiras verschütteten Erinnerungen ging eine Schublade auf, die ihr Zugang zu einem bestimmten Wissensbereich gestattete. Bandit d’honneur - so nannte man die Männer, die eine Blutrache durchzuführen hatten, eine Vendetta. Und die gab es auf Korsika.
    Korsika also! Zumindest wusste Khira nun, wo sie sich befand, wohin man sie verschleppt hatte.
    Mirjad schien es gut zu tun, sich mitteilen zu können. »Die Cappas und meine Familie - die Bonellis - hatten eine sehr lange Blutfehde. Eigentlich wusste niemand mehr so ganz genau, worum es ursprünglich einmal ging, doch das spielt ja auch keine Rolle. Mein Vater hat also die letzten vier männlichen Cappas getötet.« Mirjad zog das überdimensionierte Klappmesser aus der Zollstocktasche ihres Overalls und streichelte es beinahe zärtlich. »Hiermit hat er es getan.« Sie bemerkte Khiras Blick, in dem Unverständnis lag.
    Das Mädchen nickte der Kleinwüchsigen zu. »Du kommst nicht von der Insel. Du wirst das alles nicht begreifen. Aber für uns hier gehörte es Hunderte von Jahren zu unserem Leben dazu. Und auch wenn die Regierung es nicht wahrhaben will, so existiert die Vendetta noch immer. Und ich habe meine eigene, meine ganz spezielle Vendetta. Du hast selbst gesehen, wie ich einen Teil davon erledigt habe.«
    Khira brannte eine Frage schon seit Stunden auf der Seele, seit exakt dem Augenblick, als Mirjad sich dem Vampir genähert hatte. »Warum hat der Blutsauger dich nicht bemerkt, Mirjad? Du warst ihm so nahe… und du hast dir keine sonderliche Mühe gegeben, dich anzuschleichen. Er hätte dich rechtzeitig bemerken müssen.« Khira wunderte sich, wie selbstverständlich die Existenz der Nachtwesen für sie selbst war. In ihrem früheren Leben musste sie von ihnen gewusst haben. Vielleicht sogar mehr als das?
    Mirjads Lächeln wurde eine Spur härter. »Wenn ich es nicht will, dann bemerken sie mich nicht. Das war schon immer so. Ich kann zwischen ihnen hin- und hergehen, einfach so. Und ich kann sie dann auch ganz leicht belauschen. Und töten… wann immer ich es will! Nur ihn nicht.«
    Khira horchte auf. Wen meinte Mirjad damit? Vielleicht den Mann, der an Khiras Bett gesessen hatte? Noch immer glaubte die Kleinwüchsige den Blick aus seinen merkwürdigen Augen auf sich zu spüren. Und ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken.
    »Erzähl mir mehr. Wer ist er? Und warum bin ich hier?«
    » Er hat vor einigen Jahren den alten Herrschaftssitz gekauft. Ganz offiziell, mit Papieren und so. Die Leute im Dorf nannten ihn nur den Maitre. Zunächst ließ er sich hier kaum blicken. Dann zogen ein paar seltsame Typen in das Haus, die man auch nur selten zu Gesicht bekam. Aber die Dörfler waren zufrieden, denn der Maitre brachte ihnen Arbeit. Am Haus musste eine Menge getan werden - und er hat gut bezahlt. Dann hat er einige Frauen für das Haus eingestellt, die sich um alles kümmern sollten.«
    Mirjad holte tief Luft. Es brodelte in ihr, während sie

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