0811 - Dämonensplitter
würde sich zeigen.
Ihr war gleichgültig, wie und mit welchen legalen oder illegalen Methoden das Mädchen ihr half.
Wenn sie es nur überhaupt tat…
***
Sarkana litt.
In den ungezählten Zeiten seiner Existenz war es sicher nicht das erste Mal, das er verwundet worden war. Viele hatten schon versucht, ihn zu vernichten. Und sie hatten sich der unterschiedlichsten Methoden bedient.
Geschafft hatte es keiner von ihnen.
Kein Dämon, kein Mensch, nicht einmal dieser wahnsinnige Druide vom Silbermond; der allerdings war das eine oder andere Mal diesem Ziel sehr nahe gewesen.
Selbst das Gift, das Sarkana Tan Morano zugedacht hatte, und das er dann schlussendlich selber zu schmecken bekam, war nicht in der Lage gewesen, ihn für immer zu bezwingen. Es war vergiftetes Blut gewesen, dass der Vampirdämon Morano zugedacht hatte.
Welche Ironie… vergiftetes Blut… und nun verdankte er seine Qualen erneut dem roten Saft, der doch eigentlich das Elixier seines Daseins war. Der Stoff, der sein Volk so mächtig und unvergleichbar machte.
Sein Volk! Es war noch nicht lange her, da hatte Sarkana sich selbst zum Herrn über alle Vampire ernannt. Und er hatte begonnen, sich in den Gefilden der Hölle sein Refugium zu errichten. Er hatte die Spitze der Macht erreicht, der Berg war erklommen.
Sarkana war an seinem vorläufigen Ziel angelangt.
Nun galt es, die Vampire an die Position in der Hierarchie der Hölle zu bringen, die ihnen zustand.
An die Spitze!
Sarkana war realistisch genug, um zu wissen, dass das ein langer Weg war. Er hatte Zeit. Der richtige Moment kam ganz sicher, denn die Wesen der Hölle verstrickten sich einander immer tiefer in dumme Machtkämpfe, Intrigen und Kleinkriege, die sie schwächten.
Es gab nur ein Problem, um das sich der Vampirdämon schnell kümmern musste.
Da gab es eine Menschenfrau, zwergenhaft vom Wuchs - und doch mit Fähigkeiten beseelt, die ihn zerstören konnten. Ihre Tränen machten aus ihm einen lallenden Feigling, ein machtloses Nichts. Sarkana hätte es nie zugegeben, doch seine Furcht vor dieser Frau war grenzenlos.
Und nun litt er, weil ein anderer Mensch ihn mit diesen Tränen verwundet hatte.
Sarkanas Refugium, das bei dem Kampf mit Professor Zamorra schwer gelitten hatte, bot ihm zwar noch ausreichend Rückzugsmöglichkeit, doch wenn in seinem Volk bekannt wurde, wie schwer ihr König angeschlagen war, konnte das fatale Folgen für ihn haben.
Keiner der mächtigen Clansführer hatte es bisher gewagt, sich gegen ihn zu stellen. Doch gegen einen geschwächten Sarkana sah das vielleicht ganz anders aus. Außerdem wuchs die Gefahr, dass Gryf ap Llandrysgryf oder Zamorra davon erfuhren. Wenn sie eine gemeinsame Attacke gegen ihn starteten, dann war er ihnen in seinem jetzigen Zustand wahrscheinlich unterlegen.
Sarkana betrachtete die schwelende Wunde in seiner rechten Schulter. Der mit den Tränen Khira Stolts befleckte Meißel war glatt in Sarkanas Körper eingedrungen. Es hatte den Dämon entsetzliche Schmerzen verursacht, das Werkzeug aus der Wunde zu entfernen.
Doch selbst danach hatte sich der progressive Prozess nicht aufhalten lassen - die Wunde vergrößerte sich zusehends.
Sarkana hatte alle selbstheilerischen Dämonenkräfte eingesetzt. Doch die allein hatten keinen Erfolg gezeigt. Kaum ein zweites Wesen in der instabilen, ständigen Änderungen unterworfenen Welt der Hölle verfügte über die geballte Macht an Schwarzer Magie, wie Sarkana das tat. Und er hatte in seiner Verzweiflung und Unsicherheit alles aufgeboten, was er nur aufbieten konnte, um zu überleben.
Er hatte einen Teilerfolg erzielt - das Wachstum der Wunde verlangsamte sich, kam schließlich beinahe vollständig zum Erleigen. Beinahe…
Er war weit davon entfernt zu triumphieren, denn erst jetzt spürte er wirklich, wie sehr er geschwächt war. Und es hatte sich nichts an der Tatsache geändert, dass seine rechte Schulter - mehr noch: ein Großteil seiner rechten Körperhälfte - zerstört war.
Wahrscheinlich für immer!
Irgendetwas musste ihm einfallen, dies zu kaschieren. So durfte ihn niemand sehen. Auf gar keinen Fall.
Sarkana verfluchte seine grenzenlose Dummheit, denn schließlich war er es gewesen, der die Kleinwüchsige hierher geholt hatte. Wäre er in seiner Gier nach den Bluttränen - die er als eventuelle Waffe gegen Feinde aus seinem Volk in der Hinterhand behalten wollte - nicht so blind für die Gefahr gewesen, dann hätte er diese Khira ganz einfach in ihrer Welt töten
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