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0813 - Der Schrecken vom Mekong-Delta

0813 - Der Schrecken vom Mekong-Delta

Titel: 0813 - Der Schrecken vom Mekong-Delta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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fordert es seinen Tribut. »Es ist fast so, als könnte es nach all den Jahren des Krieges den Frieden nicht mehr ertragen.«
    » Etwas kann den Frieden nicht mehr ertragen«, korrigierte ihn Nicole. Zamorra hatte ihr kurz berichtet, was die alte Vietnamesin gesagt hatte. »Etwas will, dass das Morden fortgesetzt wird, weil es ohne Blut nicht mehr leben kann. Es ist nicht das Land selbst, sondern etwas, das von ihm schmarotzt. Etwas, dass auch unsere Zombiefreunde kontrolliert.«
    »Aber warum ist es gerade jetzt wieder aktiv geworden? Der Krieg ist schon seit 30 Jahren vorbei.«
    »Vielleicht war es noch von der fetten Beute der Kriegsjahre satt gefressen«, mutmaßte Nicole. »Vielleicht befand es sich in einer Art Verdauungsschlaf…«
    »Doch dann kam der Unfall«, sagte Zamorra. Plötzlich fügten sich alle Mosaiksteinchen zu einem Gesamtbild. »Frisches Blut fließt ins Wasser und weckt unseren mörderischen Freund aus seinem kleinen Nickerchen…«
    »… und er stellt fest, dass er nach all diesen Jahren wieder ordentlich Kohldampf hat.«
    »Schön und gut«, sagte Zamorra, »aber wie können wir ein Wesen besiegen, das offenbar so etwas wie ein Teil dieser Landschaft ist? Wir wissen nicht einmal, wie es aussieht. Es kann überall sein, und wir würden es vermutlich noch nicht einmal erkennen.«
    Zamorra fühlte sich plötzlich hundemüde. Erschöpft lehnte er sich an Nicole.
    »Hey Großer, nicht schlapp machen, ich brauche dich heute noch. Heute Nacht werde ich dich bestimmt nicht wieder mit blöden Zombies rumtollen lassen. Ich habe anderes mit dir vor.«
    Phuong hatte ihnen ein Zimmer im legendären Hotel Continental reserviert. Zamorra hatte nichts dagegen. Er konnte eine Mütze Schlaf gut gebrauchen, bevor sie wieder in den Krieg zogen.
    Doch Nicole hatte offenbar anderes im Sinn.
    »Hey, langsam, ich brauche meinen Schönheitsschlaf. Ich bin ein alter Mann!«, protestierte Zamorra halbherzig. Was stimmte, schließlich war er rein rechnerisch schon über sechzig Jahre alt. Aber seit er und Nicole Wasser von der Quelle des Lebens getrunken hatten, alterten sie nicht mehr und waren auch vor Krankheiten gefeit. Sterben konnten sie allerdings trotzdem noch, und es gab mehr als genug Höllenkreaturen die ihnen nach dem Leben trachteten.
    »Keine Sorge, mir fällt schon was ein, um dich wieder auf Trab zu bringen. Ich habe da ein spezielles Seniorenprogramm«, stichelte Nicole.
    »Gibt’s das auch auf Krankenschein?«
    »Sorry, nur Privatpatienten«, sagte Nicole, beugte sich zu Zamorra rüber und küsste ihn.
    Zamorra schloss genießerisch die Augen, als sich ihre Lippen berührten. »Akzeptiert«, sagte er.
    In dem Moment brach die Hölle los.
    ***
    Zunächst war da nur Lärm. Zamorra hörte Phuongs gellenden Schrei, und in dem Moment kenterte auch schon das Boot.
    Eine Mine, dachte Zamorra entsetzt, während ihn die tosenden Wassermassen verschlangen, Wir sind auf eine Mine gelaufen. Im Vietnamkrieg waren mehr Bomben abgeworfen worden als im gesamten Zweiten Weltkrieg. Wer wusste schon, wie viele Blindgänger noch unentdeckt vor sich hin rosteten. Hinzu kamen tausende Minen, die noch nicht geräumt waren und immer noch auf ihre Opfer warten.
    Welche Ironie, dachte Zamorra, während er immer weiter in die Tiefe sank. Wir haben unzählige Schlachten gegen die Hölle gewonnen und sterben an den Überbleibseln eines längst vergessenen Krieges.
    Doch er war noch nicht tot.
    Im trüben Wasser neben sich erkannte der Dämonenjäger einen dunklen Umriss. Mit kräftigen Stößen schwamm er hin. Fast nebenbei bemerkte er, dass er offenbar unverletzt war. Das sprach allerdings gegen eine Bombe.
    Dann hatte er die Gestalt erreicht. Es war Nicole. Auch sie war bei Bewusstsein. Sie berührten sich kurz an der Schulter, nickten sich zu und schwammen dann in Richtung Wasseroberfläche.
    Sie hatten sie fast erreicht, als Zamorra spürte, dass sie nicht allein waren. In dem trüben Wasser war nichts zu erkennen, und doch war die Gefahr fast körperlich spürbar. Nicole hatte es auch gemerkt. Und sie hatten kaum noch Luft. Schnell schwamm Zamorra weiter - als ihn etwas festhielt.
    Plötzliche Panik drohte den Parapsychologen zu übermannen, als er spürte, wie das letzte bisschen Luft seinen Lungen entwich. Dreh jetzt nicht durch, Junge, wies Zamorra sich selbst zurecht.
    Irgendetwas hatte seinen linken Fuß gepackt - aber er konnte in der Dunkelheit um sich herum immer noch nichts erkennen. War es Phuong, die sich an ihn

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