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0813 - Der Schrecken vom Mekong-Delta

0813 - Der Schrecken vom Mekong-Delta

Titel: 0813 - Der Schrecken vom Mekong-Delta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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Nur ein bisschen, so als würde die Kreatur an einer anderen Stelle nach ihnen suchen.
    Dann flammte ein kleines Licht auf. Phuong hielt ein kleines Sturmfeuerzeug in der Hand, das die drei Menschen in ein geisterhaftes Licht tauchte. Die junge Tourismusexpertin war kalkweiß, und auch Nicole war der Schreck sichtlich in die Knochen gefahren. Zamorra war klar, dass er selbst vermutlich nicht viel besser aussah.
    Lautlos deutete Phuong auf den dunklen Tunnel, der sich an den Eingangsbereich anschloss. Zamorra und Nicole nickten. Sollte das Wesen den Eingang finden und mit seinen Tentakeln nach ihnen suchen, waren sie verloren. Tiefer im Tunnelsystem hatten sie größere Überlebenschancen.
    So lautlos wie möglich krochen sie gebückt durch den stockdunklen, kaum einen Meter breiten Gang. Zamorra konnte sich nur schwer zurückhalten, um nicht laut über vietnamesische Kleinwüchsigkeit herzuziehen. Er hatte gelesen, dass zum Teil hunderte von Männern, Frauen und sogar Kindern in diesen mehrstöckigen Höhlensystemen gelebt hatten, die viel mehr als ein bloßes Versteck gewesen waren. Wie in einer kleinen Stadt hatte es hier Lazarette, Küchen, Aufenthaltsräume und sogar Schulzimmer gegeben.
    Unvorstellbar, dachte Zamorra. Immer wieder kamen sie an in der Dunkelheit kaum erahnbaren Öffnungen vorbei, die offenbar in Funktionsräume oder weitere Tunnel führten. Immer weiter ging es bergab, und irgendwann hatte Zamorra den Eindruck, als müsste ein ganzes Gebirge aus Erde und Gestein über ihnen lasten. Es war so heiß und stickig, dass ihm die Kleidung schon nach wenigen Metern klatschnass am Körper hing.
    Das Wüten der Kreatur war immer noch zu hören, wenn auch deutlich gedämpft. Zamorra hatte das beängstigende Gefühl, dass das amorphe Wesen auf der Oberfläche ihrem Fluchtweg folgte. Aber wie kann es den kennen?, fragte sich der Dämonenjäger beunruhigt. Oder täuschten ihn seine Sinne, und die Bestie suchte nur blindlings nach ihren wie vom Erdboden verschluckten Opfern?
    Irgendwann flammte das Feuerzeug wieder auf, und Phuong deutete auf einen etwa 20 Quadratmeter großen Raum, der so hoch war, dass selbst die beiden Franzosen aufrecht stehen konnten. Erleichtert streckten die Dämonenjäger ihre Glieder und sahen sich um. Offenbar hatte dieser Teil des Tunnelsystems einst als Schlafraum gedient. Die improvisierten Betten sahen so aus, als seien sie gerade erst benutzt worden. In der Ecke lagen sogar noch ein paar irdene Krüge und Verbandsmaterial. Phuong fand einige Kerzen auf einem groben Holztisch und zündete sie an.
    »Sieht so aus, als hätten wir das Biest abgehängt«, flüsterte Nicole fast unhörbar.
    Zamorra nickte. »Aber was machen wir jetzt? Ich fürchte, das Biest weiß ganz genau, wo wir stecken. Und wenn es nicht an uns herankommt, wartet es eben in aller Seelenruhe, bis wir wieder herauskommen. Wir können uns nicht ewig hier verkriechen!«
    Nicole wandte sich an die Vietnamesin. »Phuong, gibt es noch andere Ausgänge?«
    Die junge Frau lächelte. »Unzählige. Es gibt sogar Notausgänge. Unter Wasser.«
    »Kein Wunder, dass die Amis gegen euch keine Schnitte hatten«, murmelte Nicole.
    »Wir sind zwar nur ein kleines Volk, aber wir sind zäh und sehr erfinderisch«, erwiderte Phuong stolz.
    »Ganz offensichtlich«, sagte Zamorra. Er warf einen Blick auf die Pritschen. So schlicht sie auch waren, im Moment sahen sie verführerischer aus als das bequemste Himmelbett. »Wir sollten uns einen kurzen Moment ausruhen und uns dann auf den Weg machen, bevor unser schleimiger Freund doch noch einen Weg findet, hier einzudringen.«
    Nicole nickte. »Gute Idee.«
    Sie legten sich hin, doch an Schlaf war nicht zu denken.
    »Was um alles in der Welt war das? Eine wild gewordene Ölpest?«, fragte Nicole.
    »Keine Ahnung«, gestand Zamorra, »aber ich habe das Gefühl, dass wir unseren eigentlichen Gegner gefunden haben.« Er dachte wieder an Thaos Ausspruch. Es ist das Land selbst, das unser Blut will. Wenn dieses amorphe Wesen auf dem Grund des Mekong lauerte, konnte man es durchaus für einen-Teil der Landschaft halten.
    »Eigentlich hat Schleimi ja uns gefunden«, unterbrach Nicole Zamorras Gedanken. »Und ich glaube kaum, dass das Zufall war.«
    »Nein«, stimmte Zamorra zu, »das war wie ein gezielter Angriff. Offenbar wusste das Ding genau, dass wir ihm auf der Spur sind. Schon die Attacke auf die Baubaracke wirkte seltsam geplant. Schleimi wusste, dass wir da sind.«
    »Aber wie? Was leitet

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