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0813 - Der Schrecken vom Mekong-Delta

0813 - Der Schrecken vom Mekong-Delta

Titel: 0813 - Der Schrecken vom Mekong-Delta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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Mahlzeit zu bereiten.
    »Er organisiert für die Triaden die Lieferung von Waffen nach Kambodscha und von Drogen nach Hongkong. Diese Hütte dient seinen Leuten normalerweise als Unterschlupf.« Chin-Li sah Phuong scharf an. »Aber das sollten Sie sofort wieder vergessen! Sonst wird Yau dafür sorgen, dass Sie es niemandem mehr weitersagen können.«
    »Keine Sorge, Zombies und schleimige Monster reichen mir völlig. Ich muss mich nicht noch mit der chinesischen Mafia anlegen«, erwiderte die Vietnamesin trocken. Chin-Li nickte. Damit war das Thema für sie abgehakt.
    »Aber eins verstehe ich noch nicht«, sagte Nicole. »Warum habt ihr genau an der Stelle gewartet, an der wir aus dem Wasser aufgetaucht sind? Mit diesem Gespür würdet ihr locker jeden Angelwettbewerb gewinnen.«
    Die Andeutung eines Lächelns zeigte sich auf dem sonst so stoischen Gesicht der Ex-Killerin. »Gute Vorbereitung ist alles, Nicole. Die Diener der Neun Drachen haben das ganze Delta in den letzten tausend Jahren komplett erfasst. Sie kennen jeden Winkel, jeden Schleichweg und jeden noch existierenden Tunnel der-Vietcong.«
    »Sehr nützlich für Schmuggler«, ätzte Nicole.
    »Ja, und wenn man Freunden das Leben retten will«, sagte Chin-Li ungerührt. »Als das Monster euch angegriffen hat, ist das nicht unbemerkt geblieben. Ein Informant der Neun Drachen hat Yau sofort per Handy informiert. Als wir an der Stelle eintrafen, haben wir gehofft, dass ihr den Tunnel finden würdet. Er war eure einzige Chance! Und es war nur logisch, dass ihr den Ausgang nehmen würdet, der von eurem Einstieg am weitesten entfernt lag. Wir konnten leider nicht direkt eingreifen.«
    Chin-Li senkte die Augen, und Zamorra sah, dass ihr das Geständnis nicht leicht fiel. »Was hättet ihr tun können?«, fragte er aufmuntemd. »Unserem schleimigen Freund ist mit einer Beretta kaum beizukommen.«
    »Fragt sich, ob es überhaupt etwas gibt, womit wir das Biest besiegen können«, meinte Nicole skeptisch.
    »Da gibt es etwas!«, sagte Chin-Li und holte das Pergament hervor, das sie in der Bibliothek der Neun Drachen gefunden hatte.
    ***
    Mit einem erstickten Schrei fuhr Chin-Li hoch. Die junge Chinesin brauchte eine Weile, um ihr Zittern unter Kontrolle zu bekommen. Die herannahende Gestalt sah sie viel zu spät. Sie wollte gerade zur Beretta greifen, als eine vertraute Stimme flüsterte: »Ich bin’s nur.«
    »Zamorra!«
    Chin-Li hatte sich auf der winzigen Veranda der kleinen Hütte schlafen gelegt. Sie hatte die Nähe der anderen in dem winzigen Raum nicht ertragen. Zamorra war offenbar auf Wache. Sonst hatte offenbar niemand ihren Schrei gehört.
    Der Dämonenjäger hockte sich neben sie. »Alles in Ordnung?«
    »Ja, natürlich, ich…«, sagte Chin-Li automatisch, doch dann sah sie Zamorras eindringlichen Blick und entschied sich, ihm die Wahrheit zu sagen. »Ich habe die Gesichter gesehen, ihre Gesichter. Ich habe die meisten von ihnen verdrängt, aber nachts kommen sie manchmal wieder. Es ist wie ein Fluch.«
    Zamorra wusste sofort, wovon sie sprach. »Deine Opfer?«
    Chin-Li nickte stumm. Seit ihrer frühesten Kindheit war Chin-Li zu einer eiskalten Mordmaschine ausgebildet worden. Ihren ersten Auftrag hatte sie mit 13 Jahren bekommen, unzählige weitere waren gefolgt. Wie viele sie im Auftrag der Neun Drachen getötet hatte, wusste Chin-Li selbst nicht genau. Es mussten weit über 100 sein. Ein schlechtes Gewissen hatte sie nie gehabt. Die meisten ihrer Opfer waren selbst Gangster gewesen, die bei den Neun Drachen in Ungnade gefallen waren. Außerdem war Chin-Li immer davon überzeugt gewesen, im göttlichen Auftrag zu handeln. Waren die Neun Drachen nicht die legitimen Nachfolger Tin Haus?
    Doch diese Illusion war längst zerbrochen, und mit ihrem Ende waren auch die Gesichter zurückgekehrt.
    Zamorra legte seinen Arm um Chin-Lis Schulter. Die Chinesin unterdrückte ihren automatischen Abwehrimpuls und ließ es zu.
    »Wie oft träumst du davon?«
    »Ich weiß nicht. Ab und zu. Seit ich aus Hongkong geflohen bin, sehr häufig.«
    »Du wirst damit leben müssen«, sagte Zamorra. »Aber vergiss nie, dass du das erste Opfer warst. Bevor du all diese Menschen töten konntest, haben sie dich zu ihrem willenlosen Werkzeug gemacht.«
    Chin-Li starrte zu Boden. »Ich weiß - aber das hilft nicht viel.«
    »Das Wichtigste ist doch, dass du es geschafft hast, dich aus der Sklaverei der Neun Drachen zu befreien.«
    »Habe ich das?«
    Irritiert sah Zamorra die Chinesin

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