0814 - Der geheimnisvolle Engel
halblangen, braunen Haaren, der sie misstrauisch anblickte und sich als Kriminalhauptkommissar Lutz Eiserstorf von der Polizeidirektion Stralsund vorstellte. Er bat Zamorra und Nicole in ein Hinterzimmer.
Eiserstorf erwies sich als reserviert, aber nicht unfreundlich.
»Sie können Aussagen zu dem Toten machen, der heute früh am Kap Arkona gefunden wurde?« Seine intelligenten Augen musterten die beiden Franzosen und blieben einen Tick länger an Nicole hängen.
»Nun, nicht direkt, Herr Hauptkommissar«, erwiderte Zamorra. »Frau Duval und ich haben vorhin die Bekanntschaft des Mannes gemacht, der die Leiche gefunden hat. Er erzählte uns, dass diese blutleer gewesen sei.«
Eiserstorf kniff leicht die Augen zusammen und klopfte mit einem Stift auf den Schreibtisch. »Und?«, fragte er nur.
»Frau Duval und ich, wir sind Parapsychologen und untersuchen weltweit Fälle mit außergewöhnlichem Hintergrund. Dass eine Leiche keinen Tropfen Blut mehr hat, ist außergewöhnlich. Finden Sie nicht?«
»Parapsychologen, ja?« Geringschätzung und Hohn in Eiserstorfs Stimme waren nicht zu überhören. »Das sind doch die, die Spuk und bösen Geistern nachjagen? Was wollen Sie also hier?«
»Wir wollen die Polizei ganz sicher nicht bei ihrer Arbeit behindern, Herr Hauptkommissar. Aber wir wären Ihnen sehr verbunden, wenn wir mal einen Blick auf die Leiche werfen dürften.«
Hauptkommissar Lutz Eiserstorf lehnte glattweg ab, was nicht weiter verwunderlich war. Dass er den beiden nicht den Vogel zeigte, war eine Frage eiserner Selbstbeherrschung. Dergleichen war Zamorra aber gewöhnt.
Der Professor wollte Eiserstorf gerade mit verschiedenen Referenzen versorgen, darunter auch die Nummer von Chefinspektor Pierre Robin, denn zusammen mit dem Leiter der Lyoner Mordkommission hatte er schon verschiedene Fälle mit übersinnlichem Background gelöst. Auch den Sonderausweis des britischen Innenministeriums, der ihm in den Commonwealth-Ländern polizeiähnlichen Status verlieh und ihm dort das Tragen einer Schusswaffe gestattete, hätte er vorgelegt. Aber da klingelte das Telefon.
Eiserstorf hob ab. »Guten Tag, Herr Kriminaldirektor. Was kann ich für Sie tun?«
»Jaaah«, dehnte der Hauptkommissar nach einer kurzen Pause. »Sie sitzen mir gerade gegenüber.«
Zamorra und Nicole konnten beobachten, wie Eiserstorfs Gesicht zunehmend angespannter wurde. Der Polizist musterte sie immer wieder. »Natürlich, Herr Kriminaldirektor, ich werde Herrn Zamorra und Frau Duval sämtliche Unterstützung zukommen lassen, die sie brauchen. - Ja, danke, Ihnen auch einen schönen Tag.«
Eiserstorf knallte den Hörer auf die Gabel. »Warum haben Sie nicht gleich gesagt, dass Sie bereits mit Kriminaldirektor Laum gesprochen haben?«
»Nun, das wollte ich gerade tun«, erwiderte Zamorra geistesgegenwärtig. »Äh… man sollte nicht alle Trümpfe gleich auf den Tisch legen. Oder wie machen Sie das immer, Herr Hauptkommissar?«
»Also gut, Frau Duval, Herr Zamorra.« Es fiel Eiserstorf sichtlich schwer, die nächsten Worte auszusprechen: »Der Kriminaldirektor hat mich instruiert, Ihnen freie Hand zu lassen und alle nur erdenkliche Unterstützung zu gewähren.« Er schüttelte kurz den Kopf. »So etwas ist tatsächlich sehr ungewöhnlich. Wer oder was sind Sie beide wirklich, wenn ich das fragen darf?«
»Ich sagte es bereits, Herr Hauptkommissar: Parapsychologen.«
»Nun gut, wenn Sie’s mir nicht sagen wollen, ist das Ihre Sache. Was gedenken Sie nun also zu tun?«
»Wie gesagt, wir würden uns gern den Toten ansehen und danach den Tatort. Begleiten Sie uns?«
»Natürlich, die Anweisungen sind eindeutig.«
»Gut. Die Frage, ob es Mord war, muss ich, denke ich mal, nicht stellen.«
»Müssen Sie nicht, Herr Zamorra. Es war ganz definitiv Mord. Näheres wissen wir aber noch nicht.«
***
»Na, wenn das keine Überraschung ist«, sagte Zamorra zu Nicole, als sie einen Moment alleine waren. »Oder kennst du vielleicht einen Kriminaldirektor Laum?«
»Noch nie was gehört von dem Mann«, grinste seine Lebensgefährtin. »Ich bin mir aber relativ sicher, dass er wie ein gewisser Arthur Sigmond Dissmann aussieht. Jedenfalls die Version, die da so überraschend angerufen hat. Vielleicht hat er Laum aber auch ganz direkt beeinflusst.«
»Ja, Asmodis hilft den Seinen«, nickte der Professor. »Er hat wirklich ein wahnsinniges Interesse an dem Fall. Und nun wissen wir auch, dass wir auf der richtigen Spur sind.«
Sie fuhren zusammen mit
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