Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0814 - Der geheimnisvolle Engel

0814 - Der geheimnisvolle Engel

Titel: 0814 - Der geheimnisvolle Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
Vom Netzwerk:
um ihre eigene Achse gewirbelt, ein Spielball gigantischer Gewalten. Sie schrie verzweifelt. Es gab keinen Wasserwiderstand mehr, es fühlte sich an wie das Fallen im freien Raum, kombiniert mit dem Schleudergang in einer überdimensionalen Waschmaschine. Der Magen wollte ihr nach oben kommen, sie konnte sich aber dank Jahre langen Trainings beherrschen. Wenn auch nur äußerst mühsam.
    Bei ihren vielen Drehungen sah sie, dass es Zamorra und Bruder Claudius nicht besser erging. Sie wirbelten ein Stück über ihr, als kleine, schwarze, abstrakte Figuren durch das orangerote Glosen.
    Rasend schnell kam das Weltentor näher. Das Leuchten wurde unerträglich hell. Als Nicole darin eintauchte, spürte sie Todesangst. Und plötzlich war das Leuchten weg. Tiefste Schwärze umfing sie stattdessen. Dann bemerkte sie Milliarden Galaxien um sich her, die wanderten, sich durchdrangen und wunderbar leuchteten, sie sah Sterne entstehen und in gigantischen Explosionen wieder vergehen. Einen nicht fassbaren winzigen Moment lang, der gleichzeitig eine Ewigkeit dauerte, präsentierten sich ihr die Wunder des Universums, als sie zwischen den Dimensionen schwebte. So hatte sie den Übergang in eine andere Welt noch niemals erlebt.
    Die Todesangst war verschwunden, sie wurde durch tiefsten Frieden ersetzt. Hier wollte sie nie wieder weg. Es war so wunderschön hier. Diesen Anblick hätte sie Milliarden von Jahren genießen können, ohne dass es ihr je langweilig geworden wäre.
    Doch dann löste sich das Universum auf und machte einer bizarren Welt Platz, die aus dem Chaos selbst geboren zu sein schien. So weit das Auge reichte, gab es nichts als riesige, braungraue, blubbernde Sümpfe. Himmel und Horizont waren von derselben Farbe. Auf einem gigantischen Hügel aus toten Körpern, der sich direkt aus den Sümpfen erhob, thronte ein riesiger Dämon mit annähernd humanoiden Formen. Auf dem geschuppten Oberkörper, der rechts eine weibliche und links eine männliche Brust ausgebildet hatte, saßen vier dicke Hälse. Drei von ihnen trugen entsetzliche Albtraum-Visagen, die absolut verschieden voneinander waren und nicht eine Gemeinsamkeit hatten. Nur das vierte Gesicht war leer, an seiner Stelle sah sie ein Wabern, das die trostlose Farbe der Umgebung aufwies.
    Svantevit in seiner wahren Gestalt!
    Nicole stöhnte. Die Aura, die dieses Wesen dort verstrahlte, war nicht auszuhalten. Sie war ungleich böser und grausamer, als sie es selbst bei den mächtigsten Höllendämonen erlebt hatte. Nicole glaubte, tausend Tode sterben zu müssen.
    Entsetzt starrte sie auf den rechten Kopf des Wesens, der regelrecht in den Leichenberg unter ihm hineinzuckte, einen Körper herausriss, ihn hoch in die Luft schleuderte, wieder auffing und ihm genüsslich das Blut absaugte. Dabei machte er Geräusche, die Nicole würgen ließen. Dann ließ der Kopf den ausgesaugten und halb zerfetzten Körper achtlos neben sich fallen.
    Jetzt erst sah Nicole, dass sich viele der menschenähnlichen Wesen, die den »Leichenberg« bildeten, noch bewegten. Hände streckten sich flehend nach außen, Zähne gruben sich verzweifelt in andere Körper, Köpfe zuckten wie unter Stromstößen. Große, gequälte Augen baten um Erlösung - um nicht im Maul des furchtbaren Dämons enden zu müssen. Und über allem lag ein kaum auszuhaltender Gestank.
    Diese ganzen Eindrücke gewann sie in einem unfassbar winzigen Moment. Dann sah sie neben sich Zamorra und Bruder Claudius materialisieren, beide mit ihren magischen Waffen in der Hand. Automatisch fuhr ihre Hand zum Blaster und umschloss den Griff. Sie wollte ihn abziehen und dem Dämon damit Saures geben. Bisher hatte noch jeder Schwarzblütige an den Laserstrahlen zu knabbern gehabt - wenn er sie denn überlebt hatte. Und das waren nur ganz wenige.
    Es blieb beim Wollen. Denn gleichzeitig ruckten die drei Gesichter Svantevits zu ihnen herum, fixierten sie. War da plötzlich Angst in der erdrückenden Aura des Dämons zu spüren?
    Er röhrte wie ein urweltlicher Saurier, so dass der Leichenberg unter ihm ins Rutschen geriet. Vereinzelt lösten sich Körper und purzelten herunter.
    Dann erlosch diese unfassbare Welt mit einem Schlag. Beißende Kälte brachte Nicole wieder zu sich. Sie schwamm im Wasser. Orientierungslos drehte sie sich ein paar Mal um sich selbst, während sie das eisige Nass wie mit Nadeln peinigte. In ihrem Schädel begann es zu pochen, sie spürte, wie ihre eben angelaufenen Denkvorgänge schon wieder träger wurden,

Weitere Kostenlose Bücher