0814 - Der Vario und der Wächter
kommen.
Die Hyper-Physiker meinen allerdings, daß der alternde Stern viel zu früh in diese Phase getreten ist."
„Das meine ich auch", sagte Vanne. Er wirkte danach sehr nachdenklich.
„Nur noch eine Minute!"
Während die letzte Phase des Countdown begann, zwängten sich Vanne und der Vario in die enge Kabine der Raumlinse.
Die PLEYST hatte Fahrt aufgenommen und war aus dem unmittelbaren Bereich der Sonne Paarft geflogen, damit das winzige. Beiboot nicht durch die Sonnenaktivitäten gefährdet wurde.
Die Hangarschleuse öffnete sich, und als das Kommando „Start!" erklang, schoß die Raumlinse in den freien Raum hinaus - und mitten hinein in den aufkommenden Protonensturm.
Das Zweimannboot wurde von den tobenden Gewalten mitgerissen, doch Vanne hatte es sofort wieder unter Kontrolle. Dennoch wurde es ein unruhiger Flug. Die Instrumente zeigten keine brauchbaren Werte an, auf den Autopiloten war kein Verlaß, und Vanne mußte das Boot manuell steuern.
Der Vario schwieg, um ihn in seiner Kozentration nicht zu stören. Vanne war es schließlich, der das Schweigen brach.
„Das gefällt mir gar nicht", sagte er.
Der Vario warf einen Blick auf die verrückt spielenden Instrumente und meinte grinsend: „Mir auch nicht. Aber ich habe vollstes Vertrauen zu dir. Du wirst es schaffen, mein Freund."
„So habe ich das gar nicht gemeint", erwiderte Vanne. „Uns kommt der Ptrotonensturm ja gelegen, aber für den 80-Jahresplan kommt er viel zu früh. Ich mache mir deshalb Sorgen."
„Willst du mir das näher erklären?"
Vanne nickte mit verkniffenem Gesicht.
„Es ist bekannt, daß sich Protonenstürme erst kurze Zeit vor dem implosionsartigen Kollaps eines Neutronensterns entwickeln."
„Das ist richtig", bestätigte der Vario, der sich darüber noch gar keine Gedanken gemacht hatte, „Vom ersten Protonensturm bis zu einem Black Hole dauert es bestimmt nicht mehr Jahrzehnte. Das aber bedeutet, daß die Kelosker den Prozeß beschleunigen. Warum tun sie das?"
„Das mußt du herausfinden", sagte Vanne. „Sie müssen diesen Fehler unbedingt ausmerzen. Denn der ganze 80-Jahresplan ist darauf ausgerichtet, daß das Black Hole erst in einigen Jahrzehnten entsteht. Diese Planung läßt sich nicht einfach über den Haufen werfen."
„Ich möchte wissen, was sich die Kelosker dabei gedacht haben", sagte der Vario. „Rechengenies wie sie müssen sich doch bewußt sein, welche Folgen die geringste Abweichung von den ursprünglichen Plänen haben kann."
„Ich will nicht das Schlimmste hoffen", meinte Vanne bedächtig.
„Aber wer weiß, vielleicht steckt hinter der Sorge des larischen Kommandanten über das seltsame Verhalten der Kelosker doch mehr."
„Ich werde das herausfinden!"
Houxel wurde vor ihnen immer größer, bis der Planet die gesamte Bugluke der Raumlinse ausfüllte. Vanne ging in eine Kreisbahn.
„Geschafft", sagte er erleichtert. Er wandte sich dem Vario zu. „Willst du wirklich im Orbit aussteigen?"
Der Vario nickte.
„Das ist für uns beide weniger riskant."
„Wie willst du dich mit uns in Verbindung setzen?"
„Ganz einfach - auf der Frequenz, auf der auch die alte Station sendet. Ich werde den vereinbarten Kode verwenden. Das ist am unauffälligsten."
„Ich hoffe, ich höre bald von dir."
Vanne gab ihm die Hand, der Vario erwiderte den Händedruck fest. Sie blickten einander eine Weile in die Augen, dann sagte der Vario entschlossen: „Ich setze mich ab."
Und er verließ die Raumlinse.
In diesem Moment brach der Protonensturm so unvermittelt ab, wie er eingesetzt hatte.
„Achtung, Larenschiffe", empfing der Vario noch eine letzte Funkbotschaft von Kershyll Vanne, bevor das Zweimannboot endgültig in den Tiefen des Alls verschwunden war.
Gleichzeitig mit dem Empfang der Warnung ortete der Vario-500 auch die Larenschiffe.
Es handelte sich um drei Beiboote von SVE-Raumern, die in gleicher Höhe wie er in eine Umlaufbahn um Houxel gegangen waren.
Sie schienen ihn noch nicht geortet zu haben.
Der Vario aber wußte, daß sie sofort auf ihn aufmerksam werden würden, wenn er den Antrieb seines Schutzanzugs einschaltete. Ihre empfindlichen Geräte würden auf jede anmeßbare Strahlungsquelle sofort reagieren.
Dem Vario blieb nicht mehr viel Zeit, sich zu überlegen, wie er sich verhalten sollte. Diese Panne konnte niemand vorhersehen, denn wer konnte damit rechnen, daß die Laren im Orbit auf ihn warten würden.
Immerhin hatte der Vario gehofft, noch vor dem Ende des
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