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0816 - Der Todesbaum

0816 - Der Todesbaum

Titel: 0816 - Der Todesbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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mitgenommen, dann hast du auch mal was zu tun, wenn wir wieder in Paris shoppen gehen.«
    »Wir?« Zamorra lachte.
    Nicole ließ sich nicht unterbrechen. »Der Händler sagte, ich sollte mal in einer Bibliothek nachfragen, in der Leroc Stammkunde ist. Und - tataaa! - ich habe eine Spur!«
    »Mrs. Watson, ich bin stolz auf Sie. Erinnern Sie mich daran, Ihr Gehalt zu erhöhen.«
    »Hm, ich dachte an eine etwas persönlichere Art des Dankes.«
    »Wo denken Sie hin - Sherlock und Watson hatten nie etwas miteinander.« Zamorra ging zum Schreibtisch hinüber, während er sprach, und sah sich einen Haufen ungeordneter kleiner Zettel an, die dort lagen. Es wirkte so, als hätte jemand schnell sein Portmonee geleert. Hauptsächlich waren es Kassenbons und Tankbelege, der übliche Bodensatz, der sich in Brieftaschen ansammelte. Keine Rechnung war älter als zwei Tage - Leroc hielt seine Taschen anscheinend genauso sauber wie seine Wohnung. »Also, wie sieht deine Spur aus?«
    »Leroc hat die Bibliothek vorgestern in Begleitung einer auffallend hübschen Frau verlassen. Die Bibliothekarin da muss eine Schwäche für Leroc haben - so genau, wie sie sich die Frau angesehen hat. Sie hat ein Gesicht gemacht, als ob sie auf einer Zitrone kaut, während sie mir von der Szene erzählt hat. Auf jeden Fall bin ich jetzt dabei, die umliegenden Cafés abzuklappern, denn die beiden wollten wohl etwas trinken gehen.«
    »Vielleicht kann ich das abkürzen«, meinte Zamorra und zog einen sauber gefalteten Zettel aus dem Haufen. Das Papier roch seltsam - verlockend und süßlich wie das Parfüm einer Frau. Trotzdem empfand er den feinen Duft nicht als angenehm.
    Er faltete das Papier auseinander und sah die Anschrift eines Hotels in einer weiblichen, nicht besonders eleganten Handschrift. Darunter stand ein Name: Merille.
    »Ich glaube, ich habe den Namen und die Adresse deiner schönen Unbekannten gefunden. Ich bin in einer halben Stunde bei dir.«
    ***
    »Hast du den Mantel vorhin auch schon angehabt, oder bist du heimlich gegen deine Schwester aus der Spiegelwelt ausgetauscht worden?«, fragte Zamorra mit einem Seitenblick, als sie auf das kleine Hotel zugingen.
    Nicole lachte und drehte sich einmal schwungvoll um die eigene Achse.
    »Nein, der ist neu. Ich musste immerhin eine halbe Stunde auf dich warten, was sollte ich sonst mit der Zeit anfangen? Mach dir im Übrigen keine Gedanken: Die Avenue Montaigne war zu weit weg, der Laden hier war ziemlich günstig.«
    »Und der alte Mantel?«
    Nicole winkte mit großer Geste ab. »Den habe ich gleich in der Boutique gelassen, der war ohnehin nicht mehr doll.«
    »Ja, stimmt. Er hatte eine wirklich harte Woche hinter sich, seit er aus dem Geschäft zu dir gekommen war«, spöttelte Zamorra, lächelte dabei aber. »Wahrscheinlich hat die Verkäuferin ihn gleich auf den Bügel gehängt, von dem dein neuer Mantel kommt. Du könntest nächste Woche hingehen und ihn noch einmal kaufen.«
    Er wich dem Tritt seiner charmanten Lebensgefährtin aus, was gar nicht so einfach War, denn Nicole Duval hatte exzellente Reflexe, war in mehr als einer Kampfkunst bewandert und ließ sich auch durch hochhackige Schuhe keineswegs behindern.
    Der Mann hinter dem Anmeldeschalter in dem altertümlichen Foyer war alles andere als begeistert davon, nach einem seiner Gäste ausgefragt zu werden. Höflichkeit ließ ihn vollkommen kalt. Er musterte Zamorra und Nicole mit seinem verkniffenen Bulldoggengesicht und gab vor, sich nicht wirklich zu erinnern.
    Erst nach einer kleinen Aufmunterung in Form von größeren Geldscheinen wurde er rasch gesprächiger. Ja, die Frau, die hier gewohnt hatte, hieß Merille Sandson und entsprach der Beschreibung, die Nicole erhalten hatte. Es war kein Wunder, dass sich der Hotelier an sie erinnern konnte, denn sie war anscheinend wirklich sehr schön und musste außergewöhnliche grüne Augen haben. Allerdings machte der Mann keinen Hehl daraus, dass er sie für eine Prostituierte oder zumindest für ein Mädchen mit zweifelhaften moralischen Grundsätzen hielt.
    Nicole schaffte es, trotz der Empörung des dicklichen Mannes hinter dem Schalter ein ernstes Gesicht zu bewahren.
    »Tatsächlich?«, flötete sie. »Das ist ja schrecklich. Und wie kommen Sie darauf?«
    »Nun, sie hat das Zimmer nicht allein gemietet, sondern war mit ihrem Verlobten unterwegs, wie sie sagte. Aber an ihrem letzten Abend ist sie ausgegangen, und das nicht mit ihrem Verlobten, sondern einem anderen. Er hat sie

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