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0816 - Der Todesbaum

0816 - Der Todesbaum

Titel: 0816 - Der Todesbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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achtsam sein in der nächsten Zeit.« Ihre Stimme wurde ein düsteres Murmeln. »Fremde kommen nach Bocage-Noir.«
    ***
    Professor Zamorra brauchte keine Magie und keine Gewalt, um die Tür des Appartements zu öffnen, nur einen ganz gewöhnlichen Dietrich. Zwar konnte er ein bisschen zaubern, aber er sparte sich das für Situationen, in denen es nicht anders ging. Oder für die kleinen Spielereien, mit denen er übte. Hier konnte er sich auf die Geschicklichkeit seiner Finger verlassen. Es dauerte einen Moment, aber da der Flur leer und still war, hatte er auch keine Eile. Pascal Lafitte hatte ihm die Adresse seines Freundes Leroc genannt, eine Wohnanlage in einem der besseren-Viertel am Rande von Paris. Zamorra war gleich hierher gefahren, nachdem er Nicole in der Stadt abgesetzt hatte.
    Natürlich hatte sich auf sein Klingeln und Klopfen niemand gemeldet. Aber das sollte ihn nicht aufhalten. Mit einem weichen Schnappen öffnete sich die Tür, und Zamorra trat ein.
    Die Wohnung war nicht groß, aber geschmackvoll eingerichtet. Vorsichtig öffnete Zamorra die Türen und blickte in die einzelnen Räume. In der kleinen Küche standen die angetrockneten Reste eines Milchcafés in einer Schale, sonst war alles sauber aufgeräumt. Das Wohnzimmer sah aus, als käme es aus einem Möbelprospekt -schwarze Ledergarnitur, rotbraune Holzmöbel mit Vitrinen, ein flauschiger Teppich und ein großer Fernseher. Alles strahlte zurückhaltende Eleganz und Wohlstand aus, allerdings auch keinen Reichtum.
    Wenn es möglich war, von der Einrichtung eines Mannes auf seinen Charakter zu schließen, dann musste Zamorra seinem Freund Lafitte Recht geben: Leroc schien nicht der Typ zu sein, der eine geschäftliche Verabredung ohne triftigen Grund sausen ließ.
    Auch ein anderer Charakterzug Lerocs wurde in der Wohnung deutlich: Das Schlafzimmer war von einem großen Bett dominiert, über dem tatsächlich ein getönter Spiegel an der Decke hing. Man brauchte kein Meisterdetektiv sein, um zu erkennen, dass hier jemand wohnte, der die erotische Seite des Lebens genoss.
    Interessant wurde für Zamorra aber erst das Arbeitszimmer. Die Wände waren mit Regalen bedeckt, die von Büchern überquollen, und beim Fenster stand ein großer Schreibtisch mit einem Computer und zahlreichen Papierstapeln. Ein Lesesessel und ein kleiner-Tisch bildeten den Rest der Einrichtung.
    Lafitte hatte erzählt, dass Leroc ein Journalist war und sich vor allem mit okkulten und parapsychologischen Themen beschäftigte - Zamorra zweifelte nicht daran, dass die eine oder andere Information, die er von Lafitte bekam, ursprünglich aus diesem Pariser Arbeitszimmer stammte. Es wäre wirklich schade, wenn diese Quelle versiegen würde.
    An Zamorras eigene Bibliothek im Château Montagne reichte diese kleine Sammlung natürlich nicht heran, aber das tat vermutlich kaum eine in ganz Europa. Selbst wenn Leroc jeden Raum seiner Wohnung mit Regalen vollgestellt hätte, wäre nicht mehr als ein kleiner Teil von Zamorras Büchern, Schriftrollen oder sogar in Stein gemeißelten magischen Werken darin untergekommen. Trotzdem schnalzte Zamorra anerkennend mit der Zunge, als er mit dem Finger an den Wälzern auf den Borden entlang strich. Von dem einen oder anderen hatte er auch eine Kopie, aber manches war ihm neu. Leider war das hier weder der Ort noch die Zeit für eine kleine Lesestunde.
    Mit einem dezenten Laut machte das TI-Alpha in seiner-Tasche auf sich aufmerksam, und Zamorra nahm den Anruf entgegen.
    »Halloho!«, erklang Nicoles fröhliche Stimme - der Empfang des Handys war so gut, dass er sogar das flotte Klappern ihrer hohen Absätze auf dem Pariser Asphalt hören konnte. »Wenn wir wieder zu Hause sind, erwarte ich von dir, dass du mich abseifst und eine Stunde in warmes, duftendes Wasser tunkst«, forderte sie resolut.
    »Du bist also in den Antiquariaten gewesen?«
    »Ja, und ich bin ungefähr so eingestaubt wie nach zwei-Tagen Arbeit in deiner Bibliothek. Ich wette, die verkaufen die Bücher hier nach Gewicht und machen sie deshalb niemals sauber.«
    »Und, konntest du etwas herausfinden?«
    »Natürlich.« Es klang beleidigt, aber nicht ernsthaft. »Mrs. Watson hat immer Erfolg, mein lieber Sherlock. Ich habe mit dem Händler gesprochen, der Leroc das Buch verkauft hat, aber leider konnte er mir fast nichts darüber sagen. Er hat ein ganzes Hinterzimmer voll mit komischen, bizarren, alten, unheimlichen Sachen - es würde dir gefallen. Ich habe eine Visitenkarte

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