0816 - Die Schattenfrau
eine Statue, die sie mit übermenschlicher Kraft geworfen hatte. Mochten die Blätter auch noch so stark sein, die Statue war es auch. Er brachte ihren Rhythmus durcheinander. Explosionsartige Geräusche entstanden. Der Scheinwerferstrahl zuckte so heftig, als würde er von einer unruhigen Kinderhand geführt. Einen Moment später verlor der Pilot die Kontrolle über die Maschine. Sie sackte in die Tiefe.
Wir sprangen zurück. Das schwere »Insekt« war nicht mehr aufzuhalten. Eswürde am Boden zerschellen und Feuer fangen.
Nein, es krachte nicht auf den Boden. Der Pool war groß genug, um die Maschine zu schlucken. Obwohl alles blitzschnell ablief, kam es mir zeitverzögert vor. Die schwere Maschine tauchte ein und wurde von den Wassermassen verschluckt.
Wellenberge krochen über den Poolrand. Zischen und Donnern waren zu hören. Ein gewaltiges Tosen entstand.
Auch uns erwischte das Wasser. Es schlug über uns zusammen.
Die Wellenwand nässte uns bis auf die Haut. Neben mir fluchte Clifford Tandy und sprang zurück.
Auch ich blieb nicht mehr stehen. Ich dachte dabei an die Frau, die diesen Gegenstand geschleudert hatte.
Sie war nicht mehr da.
Gekommen, zugeschlagen und verschwunden! Eiskalt, ohne Rücksicht auf Menschenleben.
Im Augenblick konnte ich nichts gegen sie tun. Für mich gab es andere Dinge, die erledigt werden mussten. Der Hubschrauber und natürlich seine Besatzung…
***
Hatten die Männer Glück im Unglück gehabt, dass sie im Pool »gelandet« waren?
Ich konnte es nur hoffen, zudem war der Hubschrauber nicht gesunken. Er schaukelte tatsächlich wie ein großes zittriges Untier auf der Wasserfläche. Dabei gab er Geräusche von sich, als läge er im Sterben.
Die Maschine sackte, während Knirschlaute die Luft erzittern ließen.
Die Wellen schwappten in alle Richtungen, sie wuchteten über den Rand und überschwemmten den Rasen.
Was war mit den Passagieren?
Am Band des Pools hatte ich gestoppt. In der Maschine leuchtete ein schwaches Licht. Ich sah den Kommissar auf dem Sitz des Co-Piloten sitzen. Hinter mir klangen aufgeregte Stimmen durch die Nacht. Auch andere Gäste und das Personal hatten den Krach gehört, um nun zu schauen, was da passiert war.
Kommissar Feisal bewegte sich. Wie er das tat, zeigte mir, dass er beim Aufprall etwas abbekommen hatte. Er sah ziemlich benommen aus. Noch konnte man die Einstiegstür der Maschine von außen öffnen, wenn Feisal es von innen her nicht schaffte.
Ich sprang in den Pool. Eine Welle trieb mich bis dicht an die Maschine heran. Mit den Füßen erreichte ich sogar die Kufen.
Ich wollte mich höher hangeln, aber Feisal hatte in diesem Augenblick seine Benommenheit überwunden. Er schob die Tür auf, und das Wasser schwappte in die Maschine hinein. Der Sog zerrte auch an mir, sodass ich dem Kommissar beinahe in die Arme getrieben wurde. Aus der Nähe sah ich, dass es ihm nicht gut ging, denn aus einer Kopfwunde rann Blut, das sich auf dem Gesicht verteilte.
Der Pilot stöhnte.
Ein dritter Mann hinter den beiden drängte sich vor. Er sah nichts. In seinen Augen lag ein stierer Blick. Wahrscheinlich stand er unter Schock. Er hielt einen Koffer fest, drängte zuerst den Kommissar, dann mich zurück und stieg aus.
Natürlich landete er im Wasser und ging unter wie eine Puppe.
Am Poolrand sah ich Tandy.
Er sprang ebenfalls ins Wasser. Erwollte sich um den Mann mit dem Koffer kümmern.
Ich sah Hosni Feisal noch immer vor mir. Bisher hatte er sich halten können, jetzt fiel er nach vorn, genau auf mich zu. Ich musste ihn fassen und dabei schnell sein. Wenn die Maschine tiefer sank, konnte uns der Sog mitreißen. Das war lebensgefährlich.
Ich zerrte Feisal aus der Kabine, kippte dabei zurück, doch hilfreiche Hände stützten mich. Sie schleiften uns auch durch das Wasser. Andere Männer waren dabei, den Mann mit der Tasche aus dem Pool zu zerren. Auch mir wurde die Last abgenommen, aber ich musste noch einmal zurück und den Piloten holen.
Ob er bewusstlos war, wusste ich nicht. Sein Körper bewegte sich ebenfalls im Schaukel-Rhythmus der Wellen. Ich fasste zu, zerrte ihn an mich heran. Sein Kopf pendelte so, dass ich sein Gesicht dicht vor mir sah und auch den stumpfen Ausdruck in seinem Blick.
»Das haben wir gleich!« keuchte ich, um mir selbst Mut zu machen. Der Mann war schwer, er half mir nicht, und ich befürchtete, dass er mich in das Wasser zerrte.
Da bekam der Hubschrauber einen Stoß.
Sicherlich hatte niemand gegen ihn
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