0817 - Gefahr aus dem Drachenland
hast.«
»Du tickst doch nicht ganz sauber.«
Fooly kroch durch das Gras, obwohl er immer schwächer wurde. Weder wollte er mit Gardir vereint sein, noch strebte er nach Größe und Macht. Alles, was er wollte, war heim ins Drachenland, doch dazu würde es nicht kommen.
Warum hatte er nur auf Gardirs Versprechungen gehört? Er hatte nur gelogen. Niemals hatte er Fooly gehen lassen wollen, sondern ihn mit der Erschaffung des Weltentores nur geködert.
Warum habe ich Zamorra oder Mademoiselle Nicole nicht informiert, wohin ich gehe?, machte er sich Vorwürfe. Dem Chef wäre schon ein Weg eingefallen, ihn zu retten. Nur leider hatte er keine Ahnung, wo der Jungdrache steckte.
Foolys körperliche Schwäche wurde immer größer. Irgendwie schaffte es Gardir, seine Kraft abzusaugen und auf Olang zu übertragen. Die Lebensenergie, wie er sich ausgedrückt hatte.
Allmählich dämmerte Fooly, was das für ihn hieß.
Er würde sterben.
Mit äußerster Willenskraft versuchte er sich aufzurichten, kam aber nur halb auf die Beine. Es reichte aus, damit er sich einen Überblick verschaffen konnte. Gardir stand in der Nähe des zerbrochenen Eies, aus dem Olang geklettert war und neben dem er gerade seine ersten unbeholfenen Schritte in Freiheit machte.
Fooly sah nur noch einen Ausweg. Er widerstrebte ihm zwar, doch anders als mit Feuerspucken wusste er sich nicht mehr zu helfen.
Er riss sein Maul auf und schleuderte Olang eine flammende Woge entgegen, die das Gras versengte.
Sie erreichte den Kleinen nicht einmal.
Mit einem heftigen Schlagen seiner Flügel warf sich Gardir schützend vor sein Kind. Oder besser, vor seine Reinkarnation. Gleichzeitig spie er selbst Feuer. Auf halber Strecke verzehrten die beiden Flammen sich gegenseitig und löschten sich aus.
Wütend schrie Fooly auf. Auch auf diese Weise konnte er sich nicht befreien.
Schlimmer noch, Gardir ging seinerseits zum Angriff über. Gegen die mächtige Flamme, die er schickte, gelang dem Jungdrachen mit seinen noch wenig ausgeprägten Kräften keine Abwehr. Verzweifelt pustete er und verkleinerte sie ein wenig, doch was durchkam, reichte aus, seinen Rückenkamm in Feuer zu baden. Zwar war er zu hart und stabil, um ernsthaft verletzt zu werden, doch oft würde er das nicht aushalten.
Anstelle eines weiteren Feuerschlags folgte jedoch ein Angriff unsichtbarer Kräfte, gegen die Fooly sich überhaupt nicht wehren konnte, weil er sie nicht einmal sah. Er spürte, wie die letzte Kraft aus seinem Körper strömte und von Olang aufgesogen wurde. Selbst seine Gedanken drifteten ab, doch er wollte einfach nicht aufgeben.
Der Gedanke an seine Heimat, das Drachenland, und an seine Freunde in Château Montagne ließ ihn eine Weile durchhalten. Hin und her wogte der Kampf. So gut er konnte, stemmte Fooly sich dagegen, endgültig zu verwehen, bis nur noch sein toter Körper im Gras lag. Mit Schaudern dachte er daran, wie sich Insekten, kleine Nager und Raubtiere daran zu schaffen machten. Die Vorstellung verlieh ihm weitere Kraft, noch ein paar Minuten länger durchzuhalten.
Letzten Endes half aber alles nichts. Er konnte nicht siegen, sondern das Ende nur so lange wie möglich hinauszögern.
Helft mir doch!, rief er in Richtung der Bäume, die in Gruppen um den Drachenhort verteilt waren.
Das können wir nicht, wisperte es gedanklich aus allen Richtungen zurück. Wir sind hier gebunden, das weißt du. Und du bist zu jung, um das zu ändern.
Zu jung, um das zu ändern? Um was zu ändern? Fooly verstand nicht, was die Bäume meinten. Immerhin hatten sie ihn gehört. Das war zumindest tröstlich, wenn es ihm auch nichts nützte. Er wollte die Bäume fragen, was sie gemeint hatten, doch eine Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.
»Geh, Olang.« Es war Gardirs Stimme. »Geh und hol ihn dir. Wenn er dir ganz gehört, werde auch ich dir meine restliche Kraft geben, damit wir weitere Jahrhunderte und Jahrtausende leben und uns an den Menschen für das rächen können, was sie einst Fafnir angetan haben!«
Entsetzt sah Fooly wie Olang in seine Richtung gelaufen kam. Knochige Platten mit für sein junges Alter viel zu mächtigen Zähnen waren in seinem aufgerissenen Maul zu sehen. Furcht erregend schnappten sie zu, und es gab keinen Zweifel, was sie sich als Beute auserkoren hatten.
Wen!
Nämlich ihn, Fooly.
Fooly den Narren, der ja unbedingt auf eigenes Risiko hatte aufbrechen müssen. Nun blieb ihm nicht mal mehr die Zeit, seinen Fehler zu bereuen.
Bis auf zwei Meter
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