0817 - Gefahr aus dem Drachenland
habe mich im Wald versteckt, weil ich nicht wusste, was ich tun sollte.«
»Du meinst, bevor der kleine Drache gekommen ist, war schon ein anderer hier?«
»Er war groß und böse.« Der vorangegangene Redeschwall hatte die Tränen des Mädchens zum Versiegen gebracht. »Er hat…«
»Ist schon gut.«
Zamorra und Nicole verständigten sich mit Blicken. Das Blut im Gras sprach eine deutliche Sprache. Anscheinend hatte der Drache den Vater des Mädchens gefressen.
Und noch etwas bestätigte sich. Es hatte eine telepathische Nachricht gegeben. Nur Drachen unterhielten sich auf diese Weise miteinander. Alles hatte darauf hingedeutet, und nun hatten sie den Beweis. Fooly war offenbar dem Ruf eines fremden Drachen gefolgt, der ihm die Botschaft geschickt hatte.
»Ihr wollt die Drachen verfolgen, habe ich Recht?«
»Zunächst einmal bringen wir dich nach Hause«, beschloss Zamorra, obwohl sie dadurch weitere Zeit verloren. Sie konnten das Kind auf keinen Fall allein hier zurücklassen, auch wenn es sich im Urwald auskannte. Es mochte hier tausend Gefahren geben, die ebenso gefährlich waren wie ein ausgewachsener Drache.
»Ich wohne im Dorf.« Juanita zeigte in eine bestimmte Richtung. »Aber ich will nicht dorthin zurück. Ich will mit euch den Drachen verfolgen.«
»Das geht nicht.«
»Warum denn nicht?« Juanita machte nicht den Eindruck, klein beigeben zu wollen.
»Weil es zu gefährlich ist«, antwortete Zamorra eine Spur unfreundlicher als zuvor. »Wir bringen dich zu deiner Mutter.«
»Die ist schon lange tot, und andere Verwandte habe ich nicht. Entweder ihr nehmt mich mit, oder ich mache mich allein auf den Weg.«
»Das ist sinnlos. Du wirst die Drachen niemals finden, und in deinem Dorf bist du sicher.«
Juanita lächelte überlegen. »Klar finde ich sie. Ich habe nämlich von einem Baum aus beobachtet, wohin sie geflogen sind. Ich kenne den Weg dorthin.«
Zamorra stöhnte auf. Das hatte gerade noch gefehlt. Die Kleine setzte ihm quasi die Pistole auf die Brust, und er glaubte ihr. Sie war forsch genug, auf eigene Faust zu handeln. Im Dorf konnte man sie ja schlecht festbinden, um sie von ihrem Plan abzuhalten. Dabei war ihm nicht klar, was sie sich davon versprach.
»Was denkst du, Nici?«
»Dass uns keine andere Wahl bleibt, als sie mitzunehmen.« Nicoles Stimmfall zeigte, dass sie von der Vorstellung ebenfalls nicht angetan war. Andererseits war es besser, sie hatten das Mädchen im Auge, als es seinem Schicksal zu überlassen. So oder so geriet es in Gefahr, doch die war in Gegenwart der beiden Dämonenjäger ungleich kleiner als allein.
»Allerdings bleibt euch keine andere Wahl«, stieß Juanita triumphierend aus und lief los. »Na, kommt schon. Ich zeige euch den Weg. Es ist nicht besonders weit, auch nicht zu Fuß.«
Das war zumindest eine gute Nachricht. Hier ließ sich auf die Schnelle nämlich kein fahrbarer oder fliegender Untersatz beschaffen. Sie wussten ja nicht einmal, in welcher Ecke der Welt sie sich genau befanden.
»Dann mal los«, gab der Professor sich geschlagen, um keine weitere Minute zu verlieren.
Er spürte beinahe körperlich, dass Fooly in größter Gefahr schwebte.
***
»Ich weiß nicht, ob ich das schaffe«, keuchte Fooly.
Gardir antwortete nicht, daher versuchte der Jungdrache, seine Aufgabe zu bewältigen.
Komm heraus!, dachte er, wobei er sich vorstellte, gedanklich in das Innere des Eies vorzustoßen. Durchstoße die Schale und komm zu uns heraus!
Immer wieder sendete er diesen Gedanken, ohne zu erkennen, ob er damit wirklich etwas ausrichtete. Immerhin brach die Schale jetzt an einer Stelle auf. Ein winziges Stück flog davon. Hinter der entstehenden Öffnung wurde etwas Spitzes, Gelbes sichtbar. Der Schnabel des schlüpfenden Drachen.
Es klappte! Fooly wollte jubeln, doch irgendetwas stimmte nicht. Eine Öffnung bildete sich in der Schale, als das Bild vor seinen Augen zu verschwimmen begann. Das ganze Ei verschwamm, weil sich sein Blick trübte. Die Umgebung schwankte, die Hügel begannen sich um ihn zu drehen.
»Was ist das?«, rief Fooly erschrocken Er wollte weglaufen, doch seine Beine versagten ihm den Dienst. Er hatte das Gefühl, sich nicht mehr bewegen zu können, war wie gelähmt. Eine unsichtbare Kraft lag auf ihm und hielt ihn auf der Stelle fest. So sehr er sich auch mühte, es war sinnlos.
»Olang.« Das war Gardirs Stimme. »Mein Kind. Mein eigenes… Ich.«
Fooly vernahm die Worte, verstand aber ihre Bedeutung nicht. Was meinte
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