0817 - Statthalter des Bösen
dem Herrn sein.
Dann erkannte ich den Grund. Dalaimoc Rorvic war selber vom Anblick der planetarischen Hauptstadtfasziniert. In seinen roten Augen lag ein seltsamer Schimmer, den ich noch nie an ihm bemerkt hatte.
Aber ich wußte, daß diese Anwandlung früher oder später vorübergehen würde. Wenn der Tibeter mich dann noch untätig herumstehen sah, wäre ich zweifellos seinen Schikanen ausgesetzt.
Deshalb startete ich wieder und flog weiter auf Huisenth zu. Meinetwegen konnte das Scheusal mich verwünschen, wenn es zu sich kam und entdeckte, daß ich mich fortgestohlen hatte.
Noch bevor ich Huisenth erreichte, wurde es Tag. Das erinnerte mich daran, daß Rorvic und ich viele Stunden lang im Tiefflug über einen Kontinent, ein flaches Meer und zur Hälfte über einen weiteren Kontinent gerast waren, ohne eine Frühstückspause einzulegen. Jedesmal, wenn ich eine diesbezügliche Bemerkung gewagt hatte, war Rorvic mir barsch über den Mund gefahren.
Doch ich wagte auch diesmal nicht, eine Pause einzulegen, weil ich damit rechnen mußte, daß Rorvic mich einholte und dabei ertappte. Deshalb -und weil wir von Goetnir erfahren hatten, daß der Sitz des Schweren Magiers sich irgendwo am Stadtrand von Huisenth befand - schwenkte ich nach Westen ab, um die Stadt zu umrunden. Das Gebäude, in dem der Schwere Magier residierte, fiel sicher irgendwie aus dem Rahmen.
Allerdings gab es auch im Stadtkern - beziehungsweise über dem Stadtkern - ungewöhnliche Gebäude. So beispielsweise eine riesige Kugel aus bläulich leuchtendem Material, die genau über und im Mittelpunkt der Stadt zu schweben schien, Zwischen ihr und den übrigen Gebäudeblasen war die Distanz größer als zwischen allen anderen Gebäudeblasen. Sie mußte also etwas Besonderes enthalten.
Doch mich interessierte in erster Linie die Residenz des Schweren Magiers. Wenn ich sie vor Rorvic erreichte und wenigstens eine Zeitlang ungestört mit dem Magier sprechen konnte, vermochte ich vielleicht dem schlechten Eindruck vorzubeugen, den der Tibeter bestimmt hervorrufen würde.
Aufmerksam musterte ich im Vorbeiflug die bodengebundenen Gebäude und die Schwebekugeln des Stadtrands. Aber sie alle waren kleiner und unansehnlicher als die Gebäude weiter innen und schieden deshalb nach meiner Ansicht aus.
Allmählich fürchtete ich, Goetnir könnte uns, abgestoßen von Rorvics Grobheit, eine falsche Auskunft gegeben haben, denn ich hatte die Hälfte der Stadt umrundet, ohne ein Gebäude zu sehen, das meinen Vorstellungen von der Residenz eines Schweren Magiers entsprach.
Da fiel mir plötzlich ein einzelnes Gravoband auf, das aus dem Knäuel der anderen Bandstraßen herausragte und ein ganzes Stück in die Steppenlandschaft führte, das die Hochebene außerhalb von Huisenth charakterisierte.
Ich erinnerte mich nicht, zuvor eine Bandstraße gesehen zu haben, die so weit aus der Stadt ragte.
Deshalb beschloß ich, sie als eine erste Spur einzustufen und ihr nachzugehen. Ich beschleunigte und flog neben der Bandstraße her, bis sie nach zirka fünf Kilometern mitten in der Steppe endete.
Nein, der erste Eindruck hatte getrogen! Die Gravobandstraße endete noch nicht hier, sondern führte nur dicht über dem Boden weiter, so daß das hohe Steppengras sie meinen Blicken größtenteils entzog, weil ich in geringer Höhe geflogen war.
Ich schaute in die Richtung, in die das Band führte - und sah in unbestimmbarer Ferne einen blauen Lichtpunkt. Instinktiv wußte ich, daß das die gesuchte Spur war. Dieser Lichtpunkt war so ungewöhnlich für die Verhältnisse auf diesem Planeten, daß sich dahinter auch etwas Ungewöhnliches verbergen mußte.
Und was konnte ungewöhnlicher sein als ein Schwerer Magier?
Ich landete dicht neben der Bandstraße, packte einen Konzentratriegel aus und kaute die trockene und nahrhafte Masse bedächtig. Wenn ich dem Schweren Magier gegenübertrat, wollte ich es in optimaler körperlicher und geistiger Verfassung tun. Deshalb beschloß ich auch, nach dem Frühstück ein wenig zu schlafen.
6.
Khun Zburra wartete.
Über ihm hing die von einem milchigem Etwas erfüllte Kugel, in der sich das Wesen befand, das sich als Schwerer Magier vorgestellt hatte.
Nein! dachte Khun in einem jener lichten Momente, die durch ein Nachlassen des mentalen Drucks verursacht wurden. Das Wesen behauptete nicht, der Schwere Magier zu sein. Es erklärte, daß man es innerhalb des Varben-Nests als den Schweren Magier bezeichnete.
„Wer bist du
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