0817 - Statthalter des Bösen
wirklich?" fragte er.
Im nächsten Augenblick erschrak er über seine Kühnheit diesem anscheinend übermächtigen Wesen gegenüber und befürchtete eine Bestrafung.
Aber nichts dergleichen geschah; statt dessen sagte die gongartig dröhnende Stimme: „Es ist noch zu früh, euch meine wahre Identität zu offenbaren. Nicht, weil ich etwas zu befürchten hätte, sondern deshalb, weil ich dann zu Maßnahmen gezwungen wäre, die durch die gegenwärtige Situation nicht gerechtfertigt sind.
Ihr versteht euch also nicht als Terraner, sondern als Solaner - und ihr bezeichnet die Suche nach Kleinen Majestäten als sinnlos. Warum habt ihr euch dann darauf eingelassen?"
„Wir wollten uns nicht darauf einlassen", hörte Khun Zburra Gondor Grayloft antworten. „Es war Perry Rhodan, der Leiter unserer Expedition, der sich in dieses gefährliche Abenteuer stürzte. An Bord gehen Gerüchte um, nach denen Perry Rhodan durch einen Kristall, den er ständig vor der Brust trägt, unter den Einfluß der Kaiserin von Therm geraten sei und als ihr Werkzeug handelt."
„Wenn das stimmt, begeht dieser Perry Rhodan einen schweren Fehler", sagte der Schwere Magier.
„Er verfügt offenbar über gewisse Qualitäten, die er anderweitig besser und zum Wohle seines Volkes einsetzen könnte."
„Leider haben unsere Stimmen zu wenig Gewicht", fuhr Gondor Grayloft fort. „Nicht nur, daß alle noch lebenden Terraner, seine Vertrauten und alle Mutanten zu ihm stehen, auch der überwiegende Teil der Solaner fühlt sich mit ihm solidarisch.
Woran das liegt, kann ich schlecht erklären. Ich selbst empfinde so etwas wie Sympathie zu Rhodan.
Vielleicht liegt es daran, daß er die SOL zwar oftmals in gefährliche Situationen brachte, sie aber jedesmal wieder mit großem Geschick herausmanövrierte."
„Wie hat die Kaiserin von Therm ihn gefunden?" wollte der Schwere Magier wissen.
„Wenn man es recht bedenkt, hat nicht sie ihn gefunden, sondern er sie", sagte Khun Zburra.
Allerdings kam ihm diese Erkenntnis erst jetzt. „Perry Rhodan schloß mit ihr einen Handel ab.
Er verpflichtete sich dazu, den COMP aus dem havarierten MODUL zu bergen und zur Kaiserin zu bringen - und sie verpflichtete sich, ihm den Weg zur Erde zu zeigen."
„Die Kaiserin von Therm schloß einen Handel mit Perry Rhodan ab, anstatt ihn einfach in ihren Dienst zu stellen?" erkundigte sich der Magier.
„Das stimmt", sagte Terly Anternach. „Aber sie schenkte ihm einen Kristall - und wahrscheinlich machte sie ihn dadurch abhängig von sich."
„Über kosmische Entfernungen hinweg?" schien der Magier zu überlegen. „Mir scheint eher, als spielte da noch etwas anderes eine wichtige Rolle. Was wißt ihr über das Verschwinden der terranischen Menschheit?"
„Es wird vermutet, daß eine Superintelligenz namens BARDIOC seine Hände dabei im Spiel hat", erklärte Khun Zburra. „Allerdings gab es in jüngster Vergangenheit Anzeichen dafür, daß BARDIOC und seine Beauftragten, die sich Inkarnationen nennen, selbst nach der verschwundenen Menschheit suchen."
„Woher stammt die Vermutung, BARDIOC könnte die Menschheit entführt haben?" fragte der Schwere Magier.
„Das wissen wir nicht genau", antwortete Gondor Grayloft. „Ich vermute aber, daß Rhodan einen entsprechenden Hinweis von der Kaiserin von Therm erhielt. Meine Vermutung wird dadurch erhärtet, daß wir während unserer Aktionen gegen die Kleinen Majestäten mehrmals mit Puukar, dem Träger des Kriegskristalls, zusammengearbeitet haben."
„Das ist interessant", meinte das Wesen in der Kugel.
Khun Zburra fühlte, wie der mentale Druck abbröckelte und wie er hinüberglitt in einen Zustand zwischen Wachen und Träumen.
Schemenhaft erhielt er den Eindruck einer unheimlichen Macht, die sich über unermeßliche Entfernungen ausgebreitet hatte, noch immer ausbreitete und alles unter seine Obhut nahm, was ihm dabei begegnete. Aber im Unterschied zu dem, was er vor dem Erscheinen des Schweren Magiers gefühlt hatte, empfand er diesmal Abscheu und Grauen vor einem undefinierbaren Moloch, der alles verschlang, was ihm begegnete und dabei die auf Vielfalt angelegte Entwicklung zu einem monoton dahinfließenden Strom verwandelte.
Er fiel, krümmte sich zusammen und nahm eine embryonale Haltung an - und in dieser Haltung erlosch sein Bewußtsein.
*
Als ich erwachte, brannte die rote Sonne heiß vom Zenit.
Nur zögernd bewegte ich mich, denn ich fürchtete, Dalaimoc Rorvic könnte mich eingeholt haben und
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