0818 - Sarkanas Erbe
Der Stamm der Aschanti hatte große-Verluste hinnehmen müssen. Die Asanbosam tranken in diesen Tagen reichlich Blut sehr viel Blut! Dann war das Vampirvolk wieder in seinen Urwald heimgekehrt, denn es wollte ja nur Ruhe. Seither mieden Weiße das große Waldgebiet im Süden Ghanas. Offen sprach niemand über die Dinge, die in diesen Tagen geschehen waren, doch nachts scharten die Aschanti sich um ihre Feuerstätten und blickten angstvoll auf den Dschungelrand.
Assunta hatte Sabeth kurz nach dem Krieg zu seiner Königin genommen. Sie war die schönste der Schönen. Keine andere Frau des Stammes kam ihr gleich. Und Sabeth hatte willig Assuntas Hand genommen. Immer wieder neu verzehrte der König sich nach ihr - und sie hatte sich ihm nie verweigert.
Dabei nagte ständig die Gewissheit an ihm, dass Sabeth ihn nicht liebte. Es war kein Gefühl, kein Verdacht - es war eine Tatsache. In all diesen langen Jahren hatte er den Grund dafür nicht finden können. Es war ganz einfach so. Er musste es akzeptieren. Sie gehörte ihm, doch er würde den Weg zu ihrem Herzen niemals finden.
Assunta schrak aus diesen Gedanken hoch, als der schwere Vorhang am Eingang zurückgeschlagen wurde. Der König wollte wütend auffahren, denn niemand hatte das Recht, ihn hier zu stören - niemand außer Sabeth.
Seine Wut verrauchte, als er sah, wer sich Zutritt verschaffte. Der junge Krieger stach aus der Masse der Asanbosam hervor - die Farbe seiner Haut war viel heller als die der anderen. Niemand konnte sich das erklären, doch der Krieger machte diesen Makel - denn so wurde die hellbraune HautTahums von vielen empfunden - allemal durch seinen eisernen Willen und seine Kampfkraft wett. Assunta hatte Tahum zum ersten Krieger seiner Leibgarde gemacht. Er liebte den jungen Mann wie einen Sohn. Und Tahum dankte es seinem König mit-Treue und Eifer.
Erstaunt entdeckte Assunta den verstörten Ausdruck auf Tahums Gesicht. »Mein König, ein Fremder ist mitten im Kral aufgetaucht. Ein Weißer! Die Garde wollte ihn verjagen, aber…« Für ein paar Momente fielen Tahum nicht die passenden Worte ein. Dann fing er sich wieder. »Er scheint unangreifbar zu sein - niemand kommt an ihn heran.«
Jeder Muskel in Assuntas Gesicht schien zu erstarren. Mühsam presste er die Worte heraus.
»Was will er? Wie lautet sein Name?«
Er wusste die Antwort bereits, die Tahum ihm nun geben würde.
»Er will dich sprechen - draußen, auf dem Hauptplatz. Und, ja, er behauptet, sein Name sei Sarkana.«
Assunta nickte. Er hatte gewusst, dass dieser Tag kommen musste. »Tahum, du bleibst bei Königin Sabeth. Keine Widerrede. Du bist mir für ihre Sicherheit verantwortlich.«
Sabeth wandte sich an ihren Mann. »Was will er von dir? Was kann ihm an uns denn liegen?«
Assunta blickte an seiner Frau vorbei. »Einen Freundschaftsbesuch wird er uns sicher nicht abstatten. Was er will? Wir werden es gleich wissen.«
Assunta öffnete erneut die Truhe und entnahm ihr die Dunkle Krone.
Er würde dem Vampirdämon mit allen Zeichen seiner Stärke und Macht gegenübertreten…
***
Sarkana war in der Gestalt eines Kriegers erschienen.
Assunta kannte viele Erscheinungsformen, in die sich der Vampirdämon zeigte. Vom alten Mann bis hin zur Fledermausmonstrosität reichte das Spektrum. Diese-Variante war dem König der Asanbosam neu.
Der Dämon erschien muskelbepackt, stiernackig und vollkommen unbehaart. Sein einzigstes Kleidungsstück war das Fell eines weißen Löwen, das er um die Hüften gebunden trug.
Assunta blieb wenige Meter vor ihm stehen. Rings umher hatte sich das halbe Volk der Asanbosam versammelt. Sie alle wollten Zeugen sein, wenn ihr König den ungebetenen Eindringling aus dem Dschungel jagte.
»Ich grüße dich, Sarkana. Was willst du hier? Niemand hat dich eingeladen, also geh wieder in Frieden. Aber geh jetzt - sofort!« Assunta wollte keinen Zweifel aufkommen lassen, wer hier der Herrscher war.
Sarkana blieb äußerlich gelassen. »Begrüßt man so seinen Herrn? Vergiss nicht, du bist nichts anderes als mein Diener.«
Assunta ging auf diese Worte nicht ein. »Ich sage es noch einmal: Geh! Ein drittes Mal werde ich es nicht sagen, Dämon.«
Sarkana lächelte. Bedächtig ließ er sich auf dem Waldboden nieder, schlug die Beine unter, als würde er sich auf eine längere Verhandlung einstellen.
»Als ich dich damals ziehen ließ, Assunta, da habe ich gesagt, dass ich den Dank dafür sicher einmal einfordern werde. Und deshalb bin ich nun
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