0818 - Sarkanas Erbe
Bühnenkonstruktion stellte einen Friedhof dar. Grabsteine und hölzerne Kreuze waren nicht zu übersehen. Recht dekorativ lag ein Skelett zwischen den Grabstätten. Und Zamorra war sich sicher, dass der Bühnenbildner keine Nachbildung aus Kunststoff dazu verwendet hatte.
»Sarkanas Kammerspiele.« Nicole schüttelte ungläubig den Kopf.
»Wohl eher sein ganz privates Boulevardtheater. Komm, wir müssen sehen, dass wir van Zant finden. Wer weiß, wo er in dieser Geisterbahn gelandet ist.«
Zamorra fragte sich, ob das ganze Refugium tatsächlich von allen Vampiren verlassen war. Merlins Stern war ihm bei der Klärung dieser Frage leider keine Hilfe. Das gesamte Refugium war derartig mit Schwarzer Magie überladen, dass die Silberscheibe zu einer Einzelortung nicht imstande schien.
Wenn Artimus den Spuren von drei Blutsaugern hierher gefolgt war, dann konnten die überall im Refugium sein. Als Kompass versagte das Amulett in diesem Fall recht kläglich.
Als wolle Merlins Stern sich diese Vorwürfe nicht länger bieten lassen, begann das Amulett im nächsten Augenblick intensiv zu leuchten.
Zamorra reagierte ohne zu zögern. Nur mit Mühe ließ sich Merlins Stern deaktivieren. Der Parapsychologe tat das nur äußerst ungern, doch in diesem speziellen Fall hielt er diese Maßnahme für mehr als angebracht. Irgendwo im Refugium musste sich Artimus van Zant aufhalten, der sich selbst zum Vampirjäger ernannt hatte. Vielleicht war er leichtsinnig genug gewesen, den drei Blutsaugern direkt in die Klauen zu laufen, als er ihnen folgte?
Zamorra wusste es nicht. Er wusste im Prinzip überhaupt nicht, was ihn und Nicole hier erwartete. Und daher hielt er einen frei agierenden Merlins Stern im Augenblick für äußerst unangebracht. Allein schon aus Gründen der Sicherheit - für das Leben van Zants. Im Ernstfall reichte Nicoles Dhyarra wahrscheinlich aus, um sich drei normale Vampire vom Leib zu halten.
Vorsichtig näherten sich die erfahrenen Kämpfer der nächsten Gangbiegung. Und sahen direkt in den ausladenden Thronsaal.
Zamorra und Nicole nahmen Deckung und erstarrten zu Salzsäulen. Instinktiv wollte der Professor die Silberscheibe, die wie stets an der Kette um seinen Hals hing, erneut aktivieren, denn Sarkanas Thron war alles andere als leer!
Mit einem Blick checkte Zamorra die Lage. Drei mehr oder minder dunkelhäutige Gestalten hatten es sich dort gemütlich gemacht, wobei sich einer von ihnen offensichtlich bereits als Nachfolger des Vampirdämons sah und dessen Thron mit Beschlag belegte.
Eine kurze Geste von Nicole ließ Zamorra innehalten. Dann sah er, was seine Gefährtin ihm andeuten wollte. Er traute seinen Augen kaum, als er das äußerst merkwürdige Paar entdeckte. Artimus van Zant und - Dalius Laertes!
Laertes? Wie passte der nun wieder in diese Geschichte? Die beiden befanden sich außerhalb der Sichtweite der drei Eindringlinge in Sarkanas Welt. Und wie es schien, hörten sie gebannt zu, was der Thronbesetzer von sich gab.
Er redete mit einer Stimmgewalt, die durchaus zu bannen wusste.
Und Nicole Duval und Professor Zamorra wurden Ohrenzeugen vom letzten Teil des Dramas um das Volk der Asanbosam.
***
Vergangenheit - Afrika - die Urwälder im Süden Ghanas - vor der Schlacht:
»Sie kommen näher. Ich spüre sie schon ganz deutlich.«
Assunta stützte seinen Kopf mit den Händen ab. Die sich von Moment zu Moment steigernde Gefahr, die er beinahe körperlich näher rücken fühlte, lastete wie ein tonnenschweres Gewicht auf seinen Schultern.
Sabeth trat hinter ihren Gatten und legte ihm die Hände wie einen schützenden Helm auf das Haupt. »Du hast richtig gehandelt. Die Asanbosam werden kämpfen und siegen.« Ganz kurz stockten ihre Worte. »Und sollte es anders enden, werden sie mit ihrem König sterben. Für ihren König. Ich bin sicher, sie werden auch dann Stolz empfinden - Stolz auf dich, der dem-Vampirdämon die Stirn geboten hat.«
Die junge Königin hatte sich bereits zum Kampf gerüstet. Ein dicker Harnisch aus Leder mit passender Helmmaske sollte sie vor den Angriffen von Sarkanas Vampirheer schützen. Sie würde in erster Reihe kämpfen - direkt neben ihrem Mann.
König und Königin der Asanbosam gehörten zusammen, auch in einer Schlacht.
Tahum betrat den Raum. Der Krieger hatte völlig auf eine Rüstung verzichtet, die ihn in seiner Art zu kämpfen doch nur behindert hätte. Assunta betrachtete die Doppelklingenaxt, die in Tahums rechter Hand ruhte. Eine schreckliche
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