0818 - Sarkanas Erbe
hier.«
Lautes Raunen wurde bei den Umstehenden laut. Es gefiel ihnen nicht, dass dieser Fremde Forderungen stellte. Assunta brachte seine Untertanen mit einer Handbewegung zum Schweigen.
»Also gut, Dämon. Rede, aber sprich schnell, denn ich bin nicht gewillt, mein Volk länger zurückzuhalten, wenn es dich zerfetzen will. Beeile dich mit deinen Worten.«
Sarkana hob nicht einmal den Kopf. Und er ging mit keiner Silbe auf Assuntas Worte ein. »Du, Assunta, wirst mit deinem Clan alle Vampirfamilien dieses Kontinents vereinen und sie unter meine Führung stellen. Ich weiß, dass du das kannst, denn du trägst sie - die Dunkle Krone.«
Die stechenden Augen des Vampirdämons hefteten sich an die Insignie auf Assuntas Kopf. Fassungsloses Schweigen herrschte auf dem Platz. Die Asanbosam waren geschockt von dem, was Sarkana da gefordert hatte.
Assunta ging auf den Dämon zu. Direkt vor Sarkana blieb der König stehen. Seine Stimme klirrte wie Stahl, der auf Stahl trifft.
»Geh zurück in die Schwefelklüfte, Sarkana! Hier und in ganz Afrika bist du nicht willkommen. Niemand wird die Familien der Nachtkinder unter deine Knute zwingen. Niemand, hörst du? Und nun pack dich. Ich will dich nie wieder hier sehen!«
Assunta machte kehrt und ging auf den Hüttenkomplex zu, den er als Herrscher mit seiner Königin bewohnte. Er machte nicht einmal Halt, als Sarkana sich scheinbar gelangweilt vom Boden erhob. Ein gekünsteltes Stöhnen kam über seine Lippen.
»Nun, dann wird es eben anders gehen. Es wird mich zwar unnötige Mühen kosten, aber gut. Wenn es denn so sein soll. Ich komme wieder, Assunta, aber nicht allein. Und dann wird die Dunkle Krone auf meinem Haupt sitzen.«
Übergangslos war er verschwunden. Die Mitte des Platzes war wieder leer. Und nach und nach löste sich die Versammlung der Asanbosam auf. Sie alle hatten seine letzten Worte nur zu deutlich gehört. Doch sie vertrauten ihrem König. Er war stark - stärker als der Vampirdämon. Zumindest redeten sie sich das ein.
Assunta wurde in der ersten Hütte von Sabeth und-Tahum erwartet. Wortlos legte der König die Krone ab. Lange hielt er sie in den Händen, ehe er sie wieder in der Truhe verstaute. Langsam drehte sich Assunta zu den beiden um.
»Er wusste, dass er allein einen schweren Stand haben würde. Hier, mitten im Kral - das ist nicht seine Welt. Aber er wird schon bald zurück sein. Und dann wird er eine Armee anführen.« Assuntas Gestalt straffte sich.
Plötzlich war er wieder der Befehlshaber, der König. »Tahum, du weißt, was zu tun ist. Rufe alle Krieger zusammen. Bewaffne sie, denn hier im Dschungel wird es zum Kampf kommen. Schicke Boten zu den benachbarten Clans. Sie müssen gewarnt werden. Wenn wir unterliegen, sind sie alle in Gefahr. Wir haben uns gegenseitig ignoriert, sind uns immer aus dem Weg gegangen, doch wir sind ein Volk - der rote Saft ist es, der uns verbindet. Die Blutgier, die uns alle gleich macht. Ich hoffe, keiner der Clans wird uns in den Rücken fallen und mit Sarkana gemeinsame Sache machen.«
Tahum sog die Worte seines Königs in sich auf. Dann verbeugte er sich tief und ging hinaus. Assunta stoppte ihn.
»Warte, nimm Sabeth mit.« Er blickte seine Frau an. »Bitte versteh, ich muss allein sein, muss nachdenken…«
***
Gegenwart - Sarkanas Refugium -irgendwo im Labyrinth:
Professor Zamorra und Nicole Duval sahen sich ratlos an.
»Dieses ganze Gebilde war von Anfang an reichlich bizarr, aber jetzt sind hier wohl alle Sicherungen durchgebrannt.«
Zamorra nickte nur. Nicole hatte es auf den Punkt gebracht. Sarkanas Refugium war von einem kranken Geist konzipiert worden. Mochte Sarkana sich auch für genial und scharfsichtig gehalten haben, sein Irrsinn war in diesem architektonischen Albtraum voll durchgebrochen.
Zamorra hatte natürlich den Thronsaal anvisiert, als er mit seiner Gefährtin hierher gewechselt war. Angekommen waren sie in einem der schier unendlichen Gänge, die ihre Ausdehnungen - offenbar auch ihre komplette Position - beliebig ändern konnten. Allerdings glaubte Zamorra schon lange nicht mehr daran, dass Sarkana dies auch wirklich alles so geplant und bis zuletzt im Griff gehabt hatte.
Die ganze Anlage hier war ihm - gelinde gesagt - völlig aus dem Ruder gelaufen. Zamorra nahm sich vor, die Möglichkeiten durchzuspielen, mit denen er dieses Irrenhaus vollends zerstören konnte. Der Gedanke, früher oder später erneut hierher kommen zu müssen - aus welchem Grund das auch sein würde -,
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