Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
082 - Das Geheimnis der Kristalle

082 - Das Geheimnis der Kristalle

Titel: 082 - Das Geheimnis der Kristalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
Fragen nach dem Ziel.
    Und wieder berührte sie jemand. (Komm zu mir! Du gehörst uns!)
    Allmählich nur wurde ihr bewusst, wo sie sich befand und dass alles nur Träumerei gewesen war; Träumerei von vergangenen Zeiten, von der langen Reise, vom neuen Zuhause. Ihre ontologisch-mentale Substanz dehnte sich aus, stieg aus den Tiefen ihrer Speichereinheit. (Wer berührt mich?) (Sei unbesorgt, kleine Ora’leq’murana, alles ist gut. Das Ziel ist nahe.)
    Befand sie sich noch im Wandler oder schon auf dem Landeplatz? Sie war verwirrt, doch eine vertraute Aura schmiegte sich an ihre. Der Sil! (Jemand hat mich gerufen, Ora’sil’gagaru! Jemand will, dass ich komme!) (Boshu’lun’sigwan ruft, aber nicht dich, Ora’leq’murana) Boshu’lun’sigwan war einer der sieben Lun, die den Sol vertraten.
    (Er rief aber ›Komm!‹, und er rief ›Du gehörst uns!‹) (Boshu’lun’sigwan kümmert sich um eines der neuen Pilotmodelle, Kleines. Wir haben es ausgesandt, um etwas hierher zu holen, das uns gehört.)
    (Etwas, das uns gehört? Woher wissen wir das, Ora’sil’gagaru, und wo hält es sich auf, unser Eigentum?) (Es trägt eindeutig die Prägung unserer ontologisch-mentalen Struktur. Biotische Organisationen erster Ordnung haben es am Rande des Landeplatzes aufgespürt.) (Und jetzt kommt es zurück zu uns?) (Es will nicht freiwillig kommen, Ora’leq’murana. Aber sei unbesorgt, der Lun lässt es holen. Und nun träum weiter, ein bisschen Zeit hast du ja noch…)
    ***
    Die Stunden verstrichen quälend langsam. Es ging stetig bergab. Vorn - am Bug, wenn man so wollte - saugte die Qualle das Wasser ein, hinten am Heck stieß sie es wieder aus.
    So bewegte sie sich dicht über dem abfallenden Seegrund Kilometer um Kilometer auf das Zentrum des Kratersees zu.
    Leuchtzellen an den Seitenwänden erfüllten das Innere der Qualle mit schummrigem Licht. Eng zusammengerückt hingen die fünf Taucher in schalenartigen Gewebeauswüchsen, die Quart’ol aus der Innenwand der Qualle hatte wachsen lassen.
    Das Hydritenduo saß vor den drei Menschen. Mer’ol steuerte die Transportqualle. Kaum regte er eine Flossenhand.
    Manchmal, wenn Matt sich zwischen die beiden Hydriten nach vorn beugte, um eine Frage zu stellen, sah er, dass Quart’ol mit geschlossenen Augen in seinem Gewebesessel lag. Sein Geist tastete ununterbrochen die Umgebung der Qualle ab. Hin und wieder stieß er ein paar der für die Hydritensprache so typischen Klacklaute aus, um seinen Assistenten vor plötzlich auftauchenden Hindernissen zu warnen.
    Mer’ol war der Steuermann, und Quart’ol sein Navigator.
    In der Bugwand vor den Hydriten hatte Quart’ol eine durchsichtige Membran entstehen lassen, ähnlich dem Gesichtsteil des Taucheranzugs, nur zehn Mal so groß. Doch meistens blieb es dunkel davor. Von Zeit zu Zeit nur aktivierte Quart’ol die Lichtzellen in der vorderen Außenhaut der Qualle; wenn Erdspalten sich auftaten, schroffe Gesteinsnadeln aus dem Seegrund ragten oder Wälder von Seegras sich unübersichtlich weit vor ihnen ausdehnten.
    Einmal glaubte Matthew das Fahrgestell einer Lok aus dem Grasteppich ragen zu sehen, ein anderes Mal war er sicher, das Stahlskelett eines Hochhauses zu erkennen. Hin und wieder, wenn die äußeren Leuchtzellen aktiviert waren, schwamm ein Fischschwarm durch den matten Lichtkegel. Kristalle oder die gefürchteten Todesrochen entdeckten sie nirgends während des ersten Drittels ihrer Unterwasser-Fahrt.
    Nach zehn Stunden deaktivierte Quart’ol die Leuchtzellen nicht mehr. Zu zerklüftet war die Seelandschaft inzwischen, zu viele Felstürme und Gesteinsmassen verstellten ihnen den Weg. Mer’ol brauchte Sicht; immer wieder musste er den Kurs korrigieren. Über fünfhundert Kilometer hatten sie schon zurückgelegt. Doch nun kam die Transportqualle nur noch langsam voran.
    »Wie tief sind wir jetzt?«, wollte Mr. Black wissen.
    »Etwa zweihundertfünfzig Meter unter dem Wasserspiegel«, antwortete Mer’ol.
    Auf dem abfallenden Meeresgrund türmten sich ungeheure Felsmassen vor ihnen auf. Die Qualle schwamm behäbig durch die gespenstische Unterwasserlandschaft, überquerte Spalten, die endlos tief schienen, kroch unter schräg aus dem Boden ragenden Platten und Buckeln hindurch, schlängelte sich an spitzen Gesteinsnadeln vorbei und an Felsformationen, die aussahen, als hätten überirdische Titanen hier vergeblich versucht, ihr Antlitz aus Granit und Basalt zu schlagen.
    Tiefschwarz und zerklüftet war das Gestein,

Weitere Kostenlose Bücher