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082 - Das Geheimnis der Kristalle

082 - Das Geheimnis der Kristalle

Titel: 082 - Das Geheimnis der Kristalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Besatzung lehnte inzwischen rechts und links des Steuermanns und des Kapitäns über der Reling. Selbst To’rish, seit achtzehn Sommern Kapitän eines eigenen Seglers, abgebrüht und trocken bis in die Knochen, konnte sich des gespenstischen Eindrucks nicht erwehren, den die im Mondlicht heranrudernden Schwertkrieger und ihr Boot machten.
    »Nachts?«, knurrte To’rish. »Mit einem Ruderboot? Denk nach, bevor du das Maul aufmachst.«
    »Vielleicht sind sie es, die Se’raan hat rufen hören«, sagte ein anderer, und es entging To’rish nicht, dass seine Stimme vibrierte.
    »Hohlkopf!«, schnauzte er. »Seine eigenen Phantome hat er husten gehört! Alles klar?« Er wurde wieder laut, versuchte seine eigene Unruhe niederzuschreien.
    »Was ziehen sie da hinter sich her?« Einer der Fischfänger deutete aufgeregt auf das Ruderboot. Bis auf drei, höchstens vier Schiffslängen war es inzwischen heran. Seine Geschwindigkeit erstaunte den Kapitän.
    »Ein Fisch«, sagte ein anderer. »Ein mächtiger Brocken, alle Achtung!«
    Der Mann sprach aus, was To’rish dachte: Tatsächlich sah es aus wie der Rücken eines Fisches, was da hinter dem Heck des Ruderboots das Wasser teilte und aufschäumte. »Ist noch Platz im Laderaum?« Sofort sprangen seine Gedanken von den fremden Ruderern und ihrer beachtlichen Beute zum Markt von Ma’an’tschech.
    »Für den Brocken müsst es noch reichen«, kam es von rechts.
    »Sie ziehen den Fisch nicht.« Lar’sjew sagte das seltsam leise und mit belegter Stimme. »Er schiebt sie!«
    Keiner antwortete, keiner außer dem Kapitän. »Was für einen Blödsinn du wieder redest, Steuermann…« Er stieß den Fischer links von sich mit dem Ellenbogen in die Rippen.
    »Mach eine Harpune fertig und bring sie her.« Der Mann stieß sich von der Reling ab und huschte zum Bug. »Oder hol vorsichtshalber gleich zwei!«, rief der Kapitän ihm hinterher.
    Das Ruderboot war nicht mal mehr eine Schiffslänge entfernt. To’rish winkte mit allen vier Armen. »Kann man das essen, was euch da am Heck klebt?!«, rief er. Die Kapuzenmänner ruderten unbeirrt weiter. Über ihre Schultern ragten die Knäufe ihrer Schwerter. »Bisschen viel Fleisch für ein Schiffchen wie eures!« Wieder keine Reaktion. »Lebt wohl noch, he?«, rief der Kapitän. »Kommt an Bord! Wir helfen euch! Teilen das Biest und nehmen euch dafür ein Stück mit!«
    Die Woiin’metcha sahen nicht einmal auf. Bis nahe an die Bordwand ruderten sie heran. Die Fläche brodelnden Schaums hinter dem Heck war doppelt so groß wie das Ruderboot selbst, die auf und ab tauchende Fleischwölbung dazwischen nicht wesentlich kleiner. Jetzt sah die Besatzung des Rriba’low-Seglers deutlich, dass es sich um den Rücken eines grauweißen Wassertiers handelte. Aber ein Fisch…?
    »Lass sie ziehen«, raunte der Lar’sjew seinem Kapitän zu.
    »Kümmer dich nicht um sie…«
    Einer der Schwertkrieger hob den Kopf und blickte zu den Männern an der Reling herauf. Das Gesicht unter seiner Kapuze sah grau und knochig aus. »Lasst eine Leiter herunter! Die Macht im See braucht euer Schiff…!«
    ***
    Unheimlich, so ein See bei Nacht. Besonders dieser See hier, da mochte der Mond noch so idyllisch am Sternenhimmel stehen und sich darin spiegeln - dieser verdammte See war gefährlich. Pieroo nahm den Driller in die Linke und wischte sich die Feuchtigkeit der Rechten am nackten Knie ab.
    Er kauerte zwischen einem Baumstrunk und einem Birkenstamm auf dem nur spärlich mit Bäumen bewachsenen Hang zwischen Waldrand und Seeufer.
    Der zunehmende Mond erhellte die Nacht immerhin so weit, dass Pieroo die bis zu halber Höhe von Wasser umspülte Qualle einen Steinwurf entfernt am Ufer der kleinen Bucht sehen konnte. Ihretwegen wechselten sie sich im Dreistunden-Rhythmus mit der Wache ab. Drei Stunden - eine Ewigkeit, wenn man an so einem unheimlichen See herumsitzen musste.
    Aber er hatte ja darauf bestanden, als Maddrax ihn vom Wachdienst hatte freistellen wollen. Die Medizin, die sie ihm seit zwei Händen (10 Tage) gaben, zähmte den Dämon in seinen Eingeweiden. Er hatte aufgehört, ihn von innen aufzufressen - jedenfalls spürte Pieroo kaum noch Schmerzen.
    Und er war es Leid, dass alle ihn behandelten wie ein hilfloses Kind. Er wollte ihnen - und vor allem sich selbst - beweisen, dass er noch immer seinen Mann stehen konnte.
    Wieder glitt sein Blick über die Bucht und blieb bei der Qualle hängen. Seit dem letzten Neumond lag der unförmige Körper dort unten im

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