Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
082 - Die Geisterkadetten

082 - Die Geisterkadetten

Titel: 082 - Die Geisterkadetten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Coffin
Vom Netzwerk:
der Pulle genommen hatte, wischte sich über den Mund.
    »Konntet es wohl nicht mehr aushalten?« setzte er augenzwinkernd hinzu.
    Jeanne flüsterte Claude etwas ins Ohr. Dann löste sie sich von ihm und schritt mitten durch die jungen Leute. Sie wanderte ein Stück auf der Grenze zwischen fließendem Wasser und Sand, wandte sich plötzlich nach links und verschwand in einem dichten Gebüsch.
    »Was haltet ihr von einer kleinen Entdeckungsreise?« wandte Claude sich währenddessen an die Gefährten. »Hier gibt es tatsächlich eine Höhle, von der wir noch nichts gewußt haben.«
    Alle stimmten übermütig zu. Ein solches Abenteuer hatte ihnen gerade noch gefehlt. Nur eines der Mädchen . fragte mit mißtrauischer Stimme.
    »Sag mal, Claude, war das nicht Jeanne Fresnac? Die gehört doch gar nicht zu uns.«
    Claude schien die Frage nicht gehört zu haben.
    »Los, kommt mit.« Er winkte mit dem Arm und setzte sich in Bewegung.
    Jetzt wollte niemand mehr zurückbleiben. Zweige knackten und brachen. Einer nach dem anderen verschwand die kleine Menschenschar in dem Gebüsch.
    Claude nahm die Fackel, die Jeanne ihm aus dem Felsspalt reichte, zündete sie an und gab sie zurück. Dann zwängte er sich durch den engen Eingang in die Höhle.
    Zwei Minuten später waren sie alle wieder beisammen.
    Das Fackellicht leckte böse in das dunkelrote und ockerfarbene Gewölbe hinein. Ein kühler Luftzug strich über die erhitzten Gesichter der jungen Leute, und das Rauschen des Flusses drang nur noch gedämpft an ihre Ohren. Eine leichte Beklommenheit erfaßte einige der Mädchen.
    »Na, los. Worauf warten wir noch?« schrie eine aufgekratzte Männerstimme.
    Die Unschlüssigen wurden von den Waghalsigen mitgerissen. Burschen und Mädchen faßten sich an den Hüften und stapften als schwankende, lachende Schlange hinter Claude Perichard, der die Fackel trug, vorwärts. Mann, Frau, Mann, Frau, so ging es durch die Reihe bis hin zu ihm.
    Die jungen Frauen faßten allmählich Mut. Zuweilen kreischte eine von ihnen auf, aber nur, wenn die Hand des hinter ihr gehenden Mannes sich an ihre Schenkel verirrte.
    Ihre übermütigen, lachenden Stimmen zauberten ein seltsames Echo. Sie summten, schallten und hallten hoch vom dunklen Dach der immer mächtiger werdenden Höhlenhalle.
    Immer weiter drang die menschliche Schlange in immer neue, noch größere Höhlen vor. An den Seiten zweigten Gänge in verschiedene Richtungen ab. Es war ein Schlüpfen und Gleiten auf dem unebenen feuchten Steinboden, auf dem stellenweise knöchelhoch das Wasser stand.
    In einer dieser fast teichgroßen Lachen ließ Claude plötzlich die Fackel fallen. Düstere Farben versprühten. Rot, Schwarz und Gelb wirbelten durcheinander und mit schwächlich, bösartigem Gezische erlosch die Fackel.
    Wie ein dicker, schwarzer Sack fiel die Dunkelheit über ihre Köpfe. Eine Weile standen sie schweigend. Dann schollen die ersten angstvollen Frauenstimmen aus verschiedenen Richtungen.
    Die Reihe hatte sich aufgelöst. Die Männer schimpften und fluchten leise in der Dunkelheit.
    Ein vielstimmiger, durch das Echo erstaunlich vergrößerter Lärm brach aus. Alle stolperten durcheinander.
    Claude Perichard stand geduckt mit nach vorn gestreckten Armen. Die gespreizten Finger seiner Hände waren entschlossen festzuhalten, was auch immer die Finsternis ihnen senden würde.
    Seine Kehle verlangte nach Blut.
    Claudes linke Hand glitt über einen bloßen Unterarm. Die Finger seiner rechten Hand erfaßten eine weibliche Brust.
    Stahlklammerähnlich schlossen sich seine Arme um die junge Frau, die nun zu kreischen begann, wie er noch nie eine Frau hatte kreischen hören. Claudes Mund suchte den Hals der Frau.
    Der schreckliche Schrei, der aus den halbgeöffneten Lippen des Mädchens drang, erstarb. Dafür rief jetzt ein Mann.
    »Du verrücktes Weib, was beißt du mich in den Hals?« Ein weiteres Mädchen schrie auf.
    »Hilfe«, kreischte sie. »Was soll…?«
    Die Urangst war in der tiefen Schwärze losgelassen. Man hörte Kleidungsstücke zerreißen und ein wüster Schwall von Flüchen und Entsetzenschreien erfüllte minutenlang die Finsternis.
    Nach und nach wurde der infernalische Lärm immer leiser. Eine Stimme nach der anderen brach aus dem Chor der Angst aus und schwieg.
    Endlich wurde es totenstill.
    Ein Streichholz flammte auf!
    Das winzige Lichtchen war gerade stark genug, die Gesichter des Mannes, der es hielt, und eines Mädchens zu erhellen. Zwei, drei Sekunden blieb das

Weitere Kostenlose Bücher