0820 - Im Netz der Para-Wölfin
nicht gelungen war, Veidt von seinem törichten Kreuzzug abzuhalten. Nun war es zu spät. Was Zamorra befürchtet hatte, war eingetreten - die Dingos hatten sich blutig gerächt.
»Mehr kann ich nicht für ihn tun«, erklärte er schließlich und richtete sich wieder auf. Ob Veidt überlebte, würden die nächsten Stunden zeigen.
Er überlegte einen Moment, dann traf er eine Entscheidung.
»Bleibt ihr beide hier und kümmert euch um ihn«, erklärte er. »Ich gehe alleine weiter!«
»Sind Sie verrückt?«, begehrte Seagrove auf. »Sehen Sie sich den armen Kerl doch an. Möchten Sie genau so enden?«
Zamorra wechselte einen ernsten Blick mit Nicole. Die Französin konnte sich denken, dass sie nicht bei Seagrove bleiben sollte, um sich mit ihm um den Verletzten zu kümmern, sondern um dem Inspektor im Notfall beizustehen. Sie wussten kaum etwas über die Werdingos. Es war durchaus möglich, das Veidt ebenfalls zu einem solchen Wesen mutierte. In diesem Fall wäre Seagrove mit der Situation überfordert gewesen.
»In Ordnung«, willigte Nicole ein. »Wir halten hier die Stellung.«
Zamorra lächelte. Er wusste, dass sie seine Bedenken erraten hatte. An Seagrove gewandt, fuhr er fort: »Keine Angst, ich weiß, was ich tue, Inspector!«
Er warf einen Blick auf die Uhr. »Sollte ich in einer Stunde nicht zurück sein, macht ihr, dass ihr hier rauskommt!«
Zamorra nickte den beiden noch einmal zu, dann stürmte er mit gezücktem Blaster zurück auf den Gang, um tiefer ins Labyrinth der Höllen-Dingos vorzudringen.
***
Der Saal füllte sich.
Aus allen Ecken Newcastles strömten die Werdingos herbei, um an dem groß angekündigten Experiment teilzunehmen. Die wenigsten von ihnen wussten, worum es dabei konkret ging, doch folgten sie den Befehlen ihres Meisters widerspruchslos. Edward LaGranges Wort war Gesetz.
Paul musterte die wachsende Menge mit gemischten Gefühlen. Er stand einige Meter von Elena entfernt abseits des erhöhten Podiums. Seiner Meinung nach machte sein Vater einen Fehler, wenn er das Experiment auf den gesamten Clan ausdehnen wollte, und er hatte seine Bedenken oft genug geäußert. Der alte Patriarch schien jedoch auf diesem Ohr taub zu sein. Stattdessen träumte er weiter seinen grandiosen Traum, in dem die Werdingos dank Magie eine neue Stufe auf der Leiter der Evolution erkletterten.
Unbehaglich blickte Paul auf den gewaltigen roten Kristall, der unter der Decke der Kaverne hing. Dieser sollte die bisher gesammelten psionischen Energien bündeln und schließlich auf das gesamte Rudel zurückwerfen.
Immer vorausgesetzt, das Ganze funktionierte so, wie sich sein Vater das vorstellte.
Paul LaGrange hätte eine Menge darum gegeben, jetzt in Elenas Geist blicken zu können, so wie er es vor wenigen Stunden noch bei Harry Donahue getan hatte. Versucht hatte er es freilich schon öfter, jedoch nur, um im Kopf der jungen Werwölfin auf eine mentale Sperre zu stoßen, die das Gedankenlesen unmöglich machte.
Nicht zuletzt das war einer der Gründe für sein nicht nachlassendes Misstrauen gegenüber Elena. Wozu diese Mental-Blockade, wenn sie nichts zu verbergen hatte?
Außerdem war sie schließlich eine Werwölfin und die waren noch nie mit guten Absichten nach Newcastle gekommen…
Auch das hatte Paul seinem Vater immer wieder vorgehalten, doch der Alte schien ihr völlig verfallen zu sein. Die Aussicht auf das Gelingen seines waghalsigen Plans machte ihn für alles andere blind.
Der junge Werdingo wandte den Kopf und bemerkte, dass Elena ihn direkt anblickte. Sie lächelte honigsüß. Ihre demonstrativ zur Schau getragene Selbstsicherheit weckte in ihm den Wunsch, ihr an die Kehle zu springen, doch er hielt sich zurück. Sein Vater würde einen offenen Streit nicht tolerieren, das wusste er, und so lange er keine Beweise für ein falsches Spiel Elenas hatte, wollte er es nicht zur Konfrontation kommen lassen.
Paul beschränkte sich also darauf, grimmig zurückzustarren und sich überaus bildhaft vorzustellen, was er der Werwölfin antun würde, wenn er mit seinem Verdacht Recht behielt. Er hatte bereits eine gewisse Übung darin.
Schließlich konzentrierte er sich wieder auf die immer zahlreicher herbeiströmenden Clan-Mitglieder. Der Saal war jetzt bereits gut gefüllt und bald würden sie mit dem Ritual beginnen können.
»Schau sie dir an«, vernahm er da plötzlich hinter sich die Stimme seines Vaters. »Noch ahnen sie nicht, was ihnen Großes bevorsteht. Sie werden sein wie
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