Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0820 - Im Netz der Para-Wölfin

0820 - Im Netz der Para-Wölfin

Titel: 0820 - Im Netz der Para-Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Breuer
Vom Netzwerk:
nieder und schloss in tiefer Konzentration die Augen. Ihre Hände vollführten eine kompliziert aussehende Geste, während ihre Lippen fast unhörbar Formeln in einer nichtmenschlichen Sprache murmelten.
    Als sie die Augen wieder öffnete, hatte sich ein grünschillerndes, magisches Projektionsfeld vor ihr aufgebaut. Darin waren, umgeben von höllischem Flammenschein, die Umrisse eines weißbehaarten Wolfsschädels zu sehen. Dies war Larkahn, derzeitiger Herrscher aller Wolfsfamilien und Elenas Meister seit dem Tag, da man sie ihrer Familie geraubt hatte.
    Der Albino-Wolf nickte ihr großmütig zu.
    »Ich grüße dich, Elena«, sprach er dann mit grollender Stimme. »Wie entwickeln sich die Dinge?«
    Demütig senkte die junge Werwölfin den Blick. »Alles verläuft zu deiner Zufriedenheit, Meister. LaGrange ahnt nichts von meinen wahren Absichten.«
    Sie machte eine Pause, bevor sie fortfuhr. »Lediglich sein Sohn ist immer noch misstrauisch«, sagte sie dann.
    Der Albino-Wolf schnaubte. »Wenn der Welpe Anstalten macht, unsere Pläne zu stören, beseitige ihn.«
    »Es wird geschehen, wie du wünschst, Meister«, antwortete Elena.
    Der Herr der Wölfe nickte abermals. Seine Schnauze verzerrte sich. Aus langjähriger Erfahrung wusste sie, dass das Mienenspiel einem wohl wollenden Lächeln gleichkam.
    »So sei es«, erwiderte er. »Enttäusche mich nicht, kleine Blutprinzessin!«
    Mit diesen Worten beendete der Albino-Wolf den magischen Kontakt und ließ das Projektionsfeld in sich zusammenbrechen.
    Einen Moment lang blieb Elena reglos sitzen und gab sich ihren Gedanken hin. Ihren dunklen, blutigen Erinnerungen.
    Zehn Jahre war es her, dass Larkahn das Haus ihrer Eltern überfallen hatte. Wie sie später herausfinden sollte, handelte es sich bei ihm um einen uralten Wolfsdämon. Zwar war er da noch nicht in seiner jetzigen Machtposition gewesen, doch der Ehrgeiz tobte damals schon wie glühende Lava durch seine Adern. Larkahn wollte die verschiedenen Werwolf-Clans, von denen jeder sein eigenes Süppchen kochte, vereinen und so die wölfische Machtposition innerhalb der Schwarzen Familie stärken.
    Nachdem er sich schließlich mit viel Geschick zum Oberhaupt der zu der Zeit führerlosen Werwölfe aufgeschwungen hatte, regierte er sie mit eiserner Hand. Abweichler wurden nicht geduldet. Alle Clans hatten nur einer Linie zu folgen, Larkahns Linie.
    Schon bald, nachdem Elena durch seine Klauen den Schwarzen Keim empfangen hatte, erfuhr sie auch, warum man sie entführt hatte. Ihr wohnte nämlich ein ungewöhnlich großes Para-Potenzial inne. Bei seinen Streifzügen durch die rumänischen Wälder war Larkahn auf sie aufmerksam geworden und sogleich zu dem Schluss gelangt, dass sie seinen Zielen langfristig dienlich sein könnte. Nur diesem Umstand war es zu verdanken, dass sie nicht ebenfalls zerfleischt worden war.
    Seit Jahren diente sie dem Herrn der Wölfe als Spionin, Richterin und Vollstreckerin. Auch wenn kaum jemand sie persönlich kannte, so war sie doch sein verlängerter Arm innerhalb der Wolfsfamilien.
    Wer immer sich auch nur mit dem Gedanken daran trug, von der vorgegebenen Linie Larkahns abzuweichen, musste damit rechnen, Besuch von ihr zu erhalten.
    Und darum war sie auch hier.
    Edward LaGranges Plan, sich eigenmächtig über die anderen Wolfs-Familien zu erhöhen, war ungehörig.
    Er musste in seine Schranken gewiesen und bestraft werden - und genau das würde in dieser Nacht geschehen. Das Ritual, mit dem LaGrange sich von seinen Artgenossen abheben wollte, würde sein Schicksal besiegeln.
    Elena lachte leise.
    Die Figuren auf dem Spielbrett waren aufgestellt, die Regeln klar.
    Nur kurze Zeit noch, dann würde Larkahns Hammer zuschlagen und alle Hoffnungen LaGranges zunichte machen…
    ***
    »Sind Sie sicher, dass uns das irgendwohin führt?«, fragte Seagrove.
    Im selben Moment, da die Worte seinen Mund verließen, wusste er, dass es eine dumme Frage war. Der schwach von Glühbirnen erleuchtete Gang, den sie seit geraumer Zeit entlang wanderten, schien sich geradewegs in die Unendlichkeit zu erstrecken. Es schien fast, als sei der Untergrund von halb Newcastle durchzogen von einem gespenstischen Labyrinth ungeahnten Ausmaßes.
    Eine Stadt unter der Stadt, dachte Seagrove und erschauerte unwillkürlich.
    Nie hätte er sich träumen lassen, dass abseits seines geordneten Alltags auch noch eine völlig andere Welt existierte, in der Dinge wie Werwölfe und Werdingos zur Normalität gehörten. Er bewunderte

Weitere Kostenlose Bücher