0823 - Der Kampf um die IRONDUKE
konnte. An dem Konflikt zwischen Sehnsucht und Unerfüllbarkeit aber würde sie eines Tages zerbrechen - das erkannte sie klar und deutlich in jenen Augenblicken, in denen das logische Denken für kurze Zeit die Oberhand über die wirbelnden Emotionen gewann.
In ihrer Hilflosigkeit schloß Mara Avusteen zwischen Logik und Emotion einen Kompromiß. Sie würde abwarten und nachdenken. Bei der nächsten Begegnung mit Roi Danton würde sie eine Entscheidung treffen.
*
Eine der Tätigkeiten, mit denen Grukel Athosien sich manchmal die Langweile vertrieb, war das Absenden von Hyperfunknachrichten nach Goshmos Castle. Regelmäßig einmal pro Zwanzigstundenperiode gab Grukel einen kurzen Bericht über den Stand der Arbeiten an der IRONDUKE. Jeweils wenige Sekunden später erhielt er von Goshmos Castle eine Bestätigung, daß seine Nachricht empfangen worden war.
Auf Goshmos Castle war eine Gruppe von Konzepten damit beschäftigt, den Planeten für seine Rolle als neue Heimat sämtlicher jetzt noch in ES vereinigter Menschenbewußtseine vorzubereiten. Sobald die Vorbereitungen abgeschlossen waren - dazu gehörte unter anderem auch die Evakuierung der Müderer - würde ES zwanzig Milliarden Bewußtseine in Form von Konzepten in allerkürzester Zeit entlassen. Die Konzepte wurden sich auf Goshmos Castle ansiedeln.
Nicht auf der Erde.
Die Erde blieb den Menschen vorbehalten.
Den „echten" Menschen, den Ein-Denkern, wie Grukel Athosien sie in einer Mischung aus Neid und Herablassung manchmal nannte, wenn er schlechter Laune war.
Auf die Idee, Hyperfunkmeldungen nach Goshmos Castle zu schicken, war Grukel nicht etwa von selbst gekommen.
Die Meldungen bildeten Bestandteil des Auftrags, den er von ES erhalten hatte. Grukel war die Lage im Medaillon-Sektor sehr wohl bekannt. Er wußte, daß eine Flotte von 250 Hulkoo-Raumschiffen in dieser Gegend kreuzte.
Er hielt es für unausbleiblich, daß die Schwarzpelze auf die regelmäßige Hyperfunkaktivität aufmerksam würden und sich für den Mond zu interessieren begannen.
Wie es dann weitergehen sollte, das allerdings wußte er nicht. Von ihm allein konnte nicht erwartet werden, daß er die sublunaren Anlagen gegen eine Armee von Hulkoos verteidigte. NATHAN erschien ebenso wenig dazu in der Lage.
Aber ES, so überlegte Grukel Athosien, mußte sich bei der Formulierung seines Auftrags irgend etwas gedacht haben. In seinem blinden Vertrauen auf die überragende Intelligenz des Überwesens verzichtete Grukel darauf, sich über die Möglichkeit einer Hulkoo-Invasion auf dem Mond weiter Gedanken zu machen.
ES würde dafür sorgen, daß alles gut ging.
Bis hierher war er in seiner Nachdenklichkeit gelangt, da geschah etwas Unerwartetes. Raphael meldete sich zu Wort. Aus einem Interkom-Lautsprecher hörte Grukel die mittlerweile vertraute Stimme sagen: „Es gibt bedenkliche Unregelmäßigkeiten in einigen tiefergelegenen Sektoren. Man muß ihnen möglichst schnell auf die Spur kommen und sie beseitigen. Für diesen Zweck werden vorübergehend einige Werftfunktionen eingestellt."
2.
Im Quartier der Terra-Patrouille in Terrania City herrschte gedrückte Stimmung.
„Wenn es keine Funkverbindung mit dem Mond mehr gibt, dann sollte man den Transmitter benützen, um sich Klarheit zu verschaffen", erklärte Walik Kauk mit ärgerlichem Nachdruck.
Es war etliche Tage her, seitdem man zum letzten Mal von Bull, Danton und Waringer gehört hatte. Üblicherweise hatten sie sich einmal am Tag, zu wahllos von einem Rechner ermittelten Zeiten, gemeldet. Die Meldung war vielfach gerafft und wurde als eine blitzschnelle Folge elektromagnetischer Impulse mit einer Gesamtdauer von weniger als einer Mikrosekunde übermittelt. Damit schützte man sich dagegen, daß die Hulkoos auf den Funkverkehr aufmerksam wurden.
Nun aber waren die Meldungen ausgeblieben - und das ausgerechnet unmittelbar, nachdem die letzte Nachricht davon gesprochen hatte, daß Geoffry Waringer unangenehme Eigenheiten entwickelte. Der Verdacht lag nahe, daß Waringer irgend etwas getan hatte, wodurch die Funkverbindung unterbrochen worden war.
Von dem Quartier der Terra-Patrouille im Randsektor des früheren Befehlszentrums Imperium-Alpha gingen zwei Transmitterstrecken aus. Sie waren als Bestandteil der seit jüngstem von NATHAN angebotenen externen Leistungen reaktiviert worden. Die eine führte zu dem Stützpunkt „Bärentatze" unter der Eiswüste im Norden der Insel Nowaja Semlja, die andere verband
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