0823 - Monster-Engel
schon tief gefärbt waren und recht lose saßen. Sie flogen mit dem Wind und streiften auch an seiner Gestalt vorbei.
Im Schatten eines abgestellten Trucks umrundete er die Schmalseite des Gebäudes, und jeder Schritt, den er ging, gab ihm ein wenig von seiner alten Lockerheit und Geschmeidigkeit zurück.
Es würde nicht mehr lange dauern, dann war seine alte Topform zurückgekehrt, und dann würde ihn kein Mensch mehr aufhalten können, denn den Menschen war er haushoch überlegen. Er verglich sich mit einem Elefanten, während die Menschen nicht mehr als Ameisen waren, die leicht zertrampelt werden konnten.
Die Fenster des Gebäudes waren mit großen Scheiben versehen. Die Tür zeigte einen dunkelroten Anstrich. In die Mitte hatte jemand einen Track gemalt. Hinter den Scheiben saßen nicht viele Gäste, ein halbes Dutzend vielleicht, mehr nicht.
Falco Leeland betrat das Lokal.
Stickige Wärme schlug ihm entgegen, gemischt mit dem Duft frisch gekochten Kaffees.
Die Tür war noch nicht hinter ihm zugefallen, als er schon stehen blieb und sich umschaute.
Nur die wenigsten Tische waren besetzt. Zwei Trucker hockten an der grauen Theke mit der breiten Platte, aßen Rührei und tranken den Kaffee aus großen Bechern. Hinter der Theke stand ein Mann mit schrankbreiten Schultern und hatte alles unter Kontrolle. Auch seine Bedienung, eine Frau mittleren Alters, der anzusehen war, dass sie lieber länger geschlafen hätte.
Müde schlich sie durch den großen Raum und bediente die Gäste.
Die Trucker mussten hier zu den Stammgästen gehören, denn sie sprachen die Bedienung an, machten ihre Witze, für die die Frau kaum ein müdes Lächeln übrig hatte.
Aber die Stimmen rissen ab, denn jeder spürte, dass einer das Lokal betreten hatte, der nicht zu ihren Kreisen gehörte.
Ein Fremder war gekommen.
Die Blicke richteten sich auf Falco Leeland. Er kam sich vor, als sollte er seziert werden. Über ihm an der Decke streute das Licht einer Lampe fächerförmig nach unten. Er war deshalb genau zu sehen, und die Gäste gaben sich keine Mühe, zur Seite zu blicken. Er wurde angeschaut und regelrecht seziert.
Selbst die Kellnerin hielt auf dem halben Weg zur Küche inne, um ihn hinzuschauen. Sie trug ein Tablett mit benutztem Geschirr. Es gehörte zu ihren Aufgaben, die Dinge in die Küche zu bringen, es war auch alles normal. Plötzlich aber weiteten sich die blassen Augen der Frau, und sie starrte den Fremden an, der das Lokal betreten hatte.
Die Arme der Frau fingen an zu zittern. Das Tablett zitterte mit, und die Teller, Tassen und Schüsseln darauf rappelten gegeneinander, und das dabei entstehende Klappern verstärkte sich immer mehr, sodass es wie eine fremde Musik durch die Gaststätte hallte.
»Aufpassen, Anne…«
Die Stimme des Wirts zerschnitt das helle Klappern, und die Frau erwachte wie aus einem Traum. Sie schaute auf das Tablett, erschrak und bewegte sich rasch voran auf die Küche zu. Auf einem Tisch neben der Tür stellte sie ihre Last ab, dann drehte sie den Kopf und schlug ein Kreuzzeichen vor ihr blasses Gesicht. Sie sah aus wie jemand, dem der Leibhaftige begegnet war. Irgendwie hatte sie damit auch Recht.
»Guten Morgen«, sagte Leeland.
Niemand erwiderte den Gruß.
Falco hob seine Augenbrauen, ging nach rechts und nahm an einem leeren Tisch Platz.
Anne ging in die Küche. Das Tablett nahm sie mit. Noch immer zitterte sie, und das Geschirr klapperte. Es sah so aus, als wollte die Frau vor dem neuen Gast fliehen.
Leeland grinste kalt. Er wusste, dass er in seiner Kleidung zwischen den Truckern auffiel. Keiner von denen war so schwarz angezogen, keiner hatte auch dieses bleiche Gesicht, auf dem der Bart nachwuchs und einen Schatten zurückgelassen hatte. Gelassen streckte er die Beine aus und nickte dem Wirt zu.
Er kam selbst an Leelands Tisch. »Sie wünschen?«
»Kaffee.«
»Sonst noch was?«
»Und Rührei.«
»Gut.« Der Mann ging weg. Bevor er seinen Platz hinter der Theke einnahm und braune Brühe aus der Kanne in einen Becher laufen ließ, gab er in der Küche die Bestellung auf.
Leeland lächelte. Er schaute sich um, ohne seinen Platz zu verändern. Die Trucker, allesamt harte Knochen, blickten zur Seite, wenn der Blick dieses Fremden sie traf. Da war etwas in den Augen des Fremden, das sie schaudern ließ. Die schwarzen Pupillen, die gefüllt waren mit einem kalten, unheimlichen Blick, als wäre er in den Tiefen der Hölle geboren.
So manche Bemerkung schluckten die Männer
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