0823 - Monster-Engel
die Empfindungen des mordenden Engels mit.
Kate schloss die Augen. Sie versuchte anschließend, sich zu entspannen.
Der Gurt bildete einen Streifen auf ihrem Körper. Er lag so eng an, dass er wie aufgemalt wirkte.
Manchmal zuckten die Lippen der Agentin. Sie kam mir vor, als wollte sie etwas sagen, hielt sich jedoch zurück und verschluckte die Worte.
Ich dachte auch darüber nach, wie lange wir schon unterwegs waren und wie lange wir noch fahren mussten. Dass in Falco Leelands unmittelbarer Nähe nicht alles glatt ging, sah ich an der Reaktion der FBI-Agentin. Ihr Körper bewegte sich plötzlich nach vorn, als hätte er einen Stoß in den Rücken erhalten. Der Gurt hielt sie. Ihr Mund öffnete sich. Ein krächzender Laut drang über ihre Lippen. Schweiß bildete auf ihrem Gesicht einen feinen Film.
Kate hatte Kontakt bekommen, das wusste ich genau. Sie hielt die Augen geschlossen, den Rücken hatte sie an die Lehne gedrückt, und die Lippen waren nur mehr blasse Striche in ihrem ebenfalls sehr bleichen Gesicht.
Dann fing sie an zu reden, und ihre Stimme kam mir fremd vor.
»Er ist da… er wird töten… mein Gott! Es ist so schrecklich!« Beide Hände schlug Kate Duvall gegen das Gesicht. Durch ihren Körper rann ein gewaltiges Beben, und sie schüttelte den Kopf. »Er ist da… er lässt ihnen keine Chance. Er hat schon… er… hat schon einem die Kehle durchgeschnitten. Jetzt nimmt er sich den anderen vor. Er hat die Waffe, das lange Messer. Er stößt es in den Körper. Tief… immer tiefer hinein. Er will Blut sehen. Es ist so grauenhaft. Sie haben keine Chance, sie liegen am Boden – tot, sie sind beide tot…«
Es waren Kates letzte Worte. Plötzlich würgte sie, dann sank sie langsam der Scheibe entgegen. Ich hatte Angst um sie, denn Kate sah aus wie ein Mensch, dem jegliche Kraft entrissen worden war. Das Gesicht erinnerte an eine bleiche Maske, und aus den Augen quollen Tränen, die als Spur an den Wangen herabliefen.
Suko sprach mich flüsternd an. Er hatte zwangsläufig nicht alles mitbekommen und wollte wissen, was passiert war.
»Ich kann es dir nicht genau sagen. Wahrscheinlich hatte Kate eine Vision.«
»Die zutraf?«
»Das nehme ich an.«
»Frag sie.«
»Noch nicht. Ich muss ihr etwas Zeit geben.«
»Okay, John.«
Die Sirene heulte, das Licht bewegte sich kreisend auf dem Dach. Obwohl die Klimaanlage lief, kam ich mir im Wagen vor wie in einer Sauna.
Kate hatte sich noch immer nicht gerührt. Erst allmählich fand sie wieder zu sich. Zwinkernd öffnete sie die Augen, und ihr Blick war nicht klar, als er mich suchte. Ein Schleier hing darüber. Der Atem pfiff, als sie Luft holte.
»Kate«, sprach ich sie an.
Zuerst reagierte sie nicht. Dann bewegte sie den Kopf in meine Richtung und strich über ihre Stirn. Sie nahm wieder eine normale Sitzhaltung ein.
Den Kopf hielt sie nach vorn gebeugt, als wollte sie versuchen, meinem Blick auszuweichen. Sie redete gegen den Boden, und die Worte drangen nur stockend über die Lippen.
»Es ist vorbei«, flüsterte sie. »Der Engel hat wieder gemordet. Ich… ich habe sogar das Blut gerochen, das in meine Nase drang. Es war ein schrecklicher Geruch, er war so echt. Er sorgt dafür, dass mir übel wird. Es ist ein Geschmack wie nach süßlichem Metall…«
»Bitte, Kate, wer starb?«
»Zwei Menschen.«
»Die aus dem…?«
»Ich weiß es nicht. Aber ich habe sie schreien gehört. Keine Frauenschreie, sondern die von Männern. Ich bin fast durchgedreht, John. So etwas habe ich noch nie erlebt. Der Tod… und ich weiß, dass ich das gleiche Schicksal erleiden soll.«
»Wir sind bei Ihnen,« sagte ich und wusste gleichzeitig, dass ich nicht mehr als eine Worthülse von mir gegeben hatte und es für Kate kein Trost sein konnte.
Ein tränenfeuchter und irgendwie verlorener Blick traf mich. »Das weiß ich, John, aber ich habe meine Zweifel, dass Sie es schaffen können. Er ist einfach zu mächtig. Noch nie ist mir das so deutlich zu Bewusstsein gekommen. Ich weiß nicht, wie er es geschafft hat, aber er schickte mir die Bilder, die ich niemals vergessen werde. Sie haben sich in mein Gedächtnis gebrannt. Das Blut, das Messer… auch er zeigte sich für einen Moment.«
»Als Monster?«
»Nein, nicht wie im Spiegel. Er war normal, ein Mensch, John.«
»Wie sah er aus?«
Mit einer müden Geste hob Kate Duvall die Arme und ließ sie wieder sinken. »Ob sie es glauben oder nicht, ich habe ihn sofort erkannt. Er hat sich in der Zwischenzeit
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