0824 - Die Riesen von Halut
den die Konturen der Maschinen kaum noch erkennbar waren. Unübersehbar aber war das mannshohe Antlitz Jennifer Thyrons, das vor ihm im Nebel schwebte.
Die Kosmopsychologin blickte ihn aus geweiteten Augen an. Ihre Lippen bewegten sich langsam und zukkend, als bemühten sie sich, irgend etwas zu formulieren.
Das Haar Jennifers hatte einen bläulichen Schimmer und verlor sich unterhalb ihres Kinns im roten Nebel. „Jennifer", sagte Tekener würgend. „Was ist passiert?"
Der rote Nebel näherte sich ihm. Ronald Tekener sprang geistesgegenwärtig zurück, bis seine Schultern das Schott berührten. Es hatte sich wieder geschlossen, obwohl er keinen Befehl dazu gegeben hatte.
Seine Hand berührte die Kontaktscheibe an seiner Seite. Er spürte, wie das Schott sich wieder bewegte. Es öffnete sich jedoch nicht ganz, sondern blieb auf halbem Wege stehen. Dann zuckte krachend ein blauer Blitz durch die Verschalung. Verbranntes Kunststoffmaterial rann qualmend an der Wand herunter.
Jennifer Thyron schloß die Augen, und Tekener zog sich vorsichtig durch den Spalt in der Tür zurück.
Er konnte seine Blicke nicht von dem im Nebel schwebenden Gesicht lösen.
Seine Gedanken überschlugen sich.
Lebte Jennifer noch?
War sie es, deren geistige Projektion sich im Nebel wiederfand? Oder war der Nebel ein Intelligenzwesen, das Jennifer verschlungen und getötet hatte und das ihn nun in eine Falle locken wollte, indem es das Gesicht als Trugbild erscheinen ließ?
Unwillkürlich schob sich seine Hand zur Hüfte. Doch dann ließ er sie wieder sinken. Das geschah weniger, weil er überhaupt keine Waffe an der Hüfte vorfand, sondern weil er einsah, daß er auf keinen Fall schießen durfte.
Das für ihn typische Lächeln erschien auf seinem narbigen Gesicht, das Lächeln, das ihm den Namen the smiler eingetragen hatte. Dieses Lächeln war bei seinen Gegnern und Feinden gefürchtet, denn von ihm ging eine schwer deutbare Drohung aus, und es ließ kühle Kampfbereitschaft und Überlegenheit erkennen. „So nicht", sagte er.
Die Augen Jennifers weiteten sich erschreckt. Die Pupillen wurden intensiv grün.
Und das Lächeln auf den narbigen Lippen vertiefte sich.
Dem Galaktischen Spieler war es gelungen, einen ersten Kontakt zu dem Nebel herzustellen und ihm eine Äußerung zu entlocken. „So ist das also", sagte er mit ausdrucksloser Stimme. „Du nutzt das Wissen Jennifers. Nun gut, dann solltest du erkennen, daß die Situation für dich weitaus gefährlicher ist als für mich."
Ronald Tekener trat zwei weitere Schritte zurück. Dann berührte er eine Kontaktleiste in der Wand, und ein bis dahin in der Wand verstecktes, stark gepanzertes Schott schob sich zwischen ihn und den Nebel.
Er war sich vollkommen darüber klar, daß er den Nebel mit diesen Mitteln allein nicht zurückhalten konnte.
Ihm kam es ausschließlich auf die psychologische Wirkung an. Und er wußte, daß er bereits einige wichtige Punkte gesammelt hatte.
Jennifer kannte ihn und seine Reaktionen. Er hatte ihr sein Lächeln gezeigt, und sie hatte es richtig gedeutet.
Dabei war unwichtig für Tekener, ob die Überlebensspezialistin dem Nebel weitere Informationen über seine möglichen Reaktionen gegeben hatte. Er wußte, daß Jennifer Thyron noch lebte. Dabei war es unwesentlich für ihn, ob er die Form, in der sie existierte, noch formulieren konnte oder nicht. Entscheidend war, daß sie noch nicht tot war.
Und er hatte erfahren, daß der Nebel Schwächen hatte und so etwas wie Furcht kannte. „Das ist schon eine ganze Menge", sagte er, eilte zum Antigravschacht zurück und ließ sich bis zur Hauptleitzentrale hinauftragen. Hier nahm er einen leichten Raumanzug und streifte ihn sich über. Kaum war er damit fertig, als rötlicher Nebel aus einer der Belüftungsöffnungen quoll. „Zu spät", bemerkte er. „Ich danke dir für die Information."
Der Nebel zog sich blitzartig zurück. „Und für diese auch", fügte Tekener hinzu, wobei seine Stimme keinerlei Empfinden erkennen ließ. Er hatte sich vollkommen in der Gewalt, und er dachte nicht daran, dem Nebel Wissen zu vermitteln, das ihn selbst schwächen konnte.
Er war jedoch weit davon entfernt, wegen der erzielten Erfolge zu triumphieren. Er war vielmehr zutiefst verzweifelt, weil er nicht wußte, wie er Jennifer helfen konnte, und ob es ihm je gelingen würde, sie wieder körperlich werden zu lassen.
Es,gehörte zu seiner Kampftaktik, den Gegner nicht wissen zu lassen, wie es in ihm aussah.
Er
Weitere Kostenlose Bücher