0825 - Feuertraum
Luft ein und schloss die Augen.
Feeney nickte. »Es vertrieb die durch die Kräfte der Gemme in sie gelangte Kälte aus ihr und stellte sie wieder her.«
Zamorra nickte. »Es gibt nur eine Schlussfolgerung. Sie, Monsieur Feeney, haben all ihre Informationen von Charina direkt erhalten. Es stellt sich für mich eine Frage: wieso? Und was wollen Sie von uns?«
»Was werden Sie jetzt unternehmen?«, stellte Feeney eine Gegenfrage.
Andrew zögerte einen Augenblick lang, erhob sich dann langsam von seinem Stuhl, drückte ihn demonstrativ knarrend mit seinen Kniekehlen zurück. Er trat einen Schritt zur Seite. »Weisen Sie uns die Spur zu Charina, und wir werden sie vernichten«, sagte er kalt.
Zamorra bemerkte, dass der Freund sich während seiner letzten Worte anspannte. Er machte sich auf einen Angriff bereit… offensichtlich hatte Andrew dieselben Schlussfolgerungen gezogen wie er selbst. Es sah danach aus, dass ihr Besucher gemeinsames Spiel mit der Dämonin machte. Andrew hatte bewusst solche harten Worte gewählt, um Feeney aus der Reserve zu locken.
Doch wenn ihr Gast beeinflusst war und unter dämonischem Bann stand, wie hatte er dann den magischen Abwehrschirm um das Château durchqueren können? Hier stimmte irgendetwas nicht…
Feeney lächelte nur. »Das ist ganz in meinem Sinn. Ich traf Charina vor Wochen, und sie umgarnte mich. Ich verliebte mich in sie.« Er lächelte scheu. »Monsieur Millings, Sie wissen, wie schön sie ist… doch irgendwann erkannte ich, dass sie in Wirklichkeit eine uralte Höllenkreatur ist. Sie erzählte mir ihre Geschichte - so erfuhr ich auch von Ihnen… oder von Arthur, wie Sie sich damals nannten. Es fiel mir nicht gerade leicht zu akzeptieren, dass Sie als Mensch schon seit Jahrhunderten leben… aber meine Güte, wenn es Dämonen gibt, dann kann auch alles andere möglich sein, sagte ich mir. Charina wähnte mich bereits als ihr sicheres Opfer.«
Das erklärte alles. Oder doch fast alles. Es gab einige kleine Unstimmigkeiten. Eine davon brachte der Meister des Übersinnlichen zur Sprache, während er sich innerlich ein wenig entspannte. Das Misstrauen, das er ihrem Gast entgegengebracht hatte, war offensichtlich unbegründet gewesen. »Wie sind Sie ihr . entkommen?«
»Ich gab mich als ihr williger Diener aus. Sie…«
Den Satz sprach er nie zu Ende.
Feuer schoss aus seinen Händen und jagte auf Andrew zu.
***
Die Kreatur Ron Feeney hatte alles erfahren, was die Herrin ihr aufgetragen hatte. Während der Erzählung hatte sie immer wieder in Andrew Millings’ Gedanken gelesen…
Krosagk war tatsächlich tot. Charina hatte all die Jahrhunderte immer wieder nach ihm gesucht, doch nie wirkliche Gewissheit erhalten. Sie hatte einfach nicht glauben wollen, dass es einem Menschen gelungen sein sollte, den Urdämon zu töten. Und doch war es so. Arthur hatte damals die Wahrheit gesagt.
Feeney wusste genug. Und er bemerkte, dass sich während seiner letzten Worte, während der sorgsam zurecht gelegten Lüge, Andrew in Sorglosigkeit wiegte. Der Feind fühlte sich sicher -empfand sogar Mitleid mit dem armen Ron Feeney, der in die Fänge der Dämonin geraten war, dessen Liebe so sehr enttäuscht worden war…
Die Kreatur empfand nur Verachtung für die Menschen. Sie waren schwach. So schwach. Sie beschloss anzugreifen.
***
Professor Zamorra reagierte augenblicklich. Er sah, wie sich Feeney für einen winzigen Moment anspannte. Zamorra sprang auf, noch ehe das Feuer Andrew Millings erreichte. Er stieß den Stuhl, auf dem er eben noch gesessen hatte, hart zur Seite.
Der Stuhl prallte genau in dem Augenblick gegen Andrews Beine, als die Flammenlohe seine Brust berührte.
Andrew schrie.
Zamorras gezieltes und nicht gerade zimperliches Eingreifen rettete dem Freund das Leben. Andrew wurde zur Seite gestoßen und stürzte.
Das Feuer hatte ihn nur für die Dauer eines Lidschlags berührt, der Großteil der Lohe war über hin hinweggeschossen und wirkungslos verpufft. Dennoch brannte Andrews Kleidung, und er wälzte sich auf dem Boden, um die Flammen zu ersticken.
Feeney brüllte in wütender Enttäuschung auf. Er bereite sich auf einen neuen Angriff vor.
Zamorra sprang um den Tisch herum und schlug dem unheimlichen Gast die Handkante in den Nacken. Feeney zeigte keinerlei Reaktion; der kampferprobte Zamorra wusste aber, dass der Schlag jeden Menschen in eine Ohnmacht hätte schicken müssen.
Seine Gedanken überschlugen sich. Was ging hier vor sich? Schon die Tatsache,
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