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0827 - Der Dämon von Songea

0827 - Der Dämon von Songea

Titel: 0827 - Der Dämon von Songea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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Zamorra, das muss man Ihnen lassen. Aber Sie sind auch ein sehr dummer Mann, wenn Sie glauben, mich mit diesen Geistergeschichten beeindrucken zu können. Aber vielleicht glauben Sie ja auch nur, ich sei ein dummer Mann.«
    Vergeblich duckte sich Zamorra weg, als der Knüppel wieder auf ihn niedersauste. Die Stockspitze traf ihn dicht unter dem rechten Auge. Der Schmerz war so groß, dass Zamorra glaubte, ohnmächtig werden zu müssen.
    Mbeya stand auf und trat Zamorra ohne Vorwarnung in den Solarplexus. Dem Parapsychologen blieb die Luft weg. Keuchend sackte er auf dem Boden zusammen und erbrach sich.
    »Schafft ihn weg!«, befahl der Polizeichef. »Vielleicht überlegt er sich ja jetzt, ob er nicht doch mit uns zusammenarbeitet. Wenn nicht, nehmen wir uns seine Freundin vor.«
    ***
    1905
    »Dafür kommen wir in die Hölle!«
    Müllers Stimme wurde vom Dröhnen der Trommeln fast erstickt. Starr blickte der Leutnant auf die lange Schlange der Soldaten, die sich langsam vorwärts bewegte. Selbst in der Dunkelheit wirkte sein Gesicht unnatürlich blass. »Wir hätten uns nie darauf einlassen dürfen.«
    »Immer mit der Ruhe, Müller«, sagte Heinrich von Smolders. Er versuchte, selbstsicher zu klingen, aber er kam sich dabei vor wie ein schlechter Schauspieler. Nervös fingerte er eine Zigarette aus seinem goldenen Etui. Beim Anzünden verbrannte er sich die Finger. Mit Mühe unterdrückte der Bezirksamtmann einen gotteslästerlichen Fluch. »Wenn jemand in der Hölle landet, dann ist er das. Aber vorher muss er uns noch helfen, mit dieser verdammten Mörderbande fertig zu werden.«
    Die Soldaten, die vor ihnen in Reih und Glied auf das große Zelt zugingen, wirkten nicht weniger unglücklich als Müller. Immer wieder stoppte die Kolonne, wenn ein weiterer Uniformierter das Zelt betreten hatte. Wenn er es zwei Minuten später mit verstörtem Gesichtsausdruck verließ, rückten die folgenden Soldaten wieder ein Stückchen auf.
    Weiß der Teufel, was da drinnen vorgeht, dachte Smolders. Aber wenn er ehrlich war, wollte er gar nicht mehr darüber wissen. Hauptsache, es funktioniert. Alles andere ist zweitrangig.
    Hardenberg hatte Wort gehalten. Seit Tagen kamen Soldaten aus allen Ecken des Bezirks, um sich in Songea einer geheimnisvollen Zeremonie zu unterziehen, die so fremdartig und bizarr war, dass sich bisher niemand bereit gefunden hatte, darüber zu sprechen. Einheimische Trommler untermalten die geheimnisvollen Vorgänge im Zelt mit Klängen, die direkt aus der Unterwelt emporzusteigen schienen.
    Die meisten Askari hatten gegen den Einsatz von Zauberei prinzipiell nichts einzuwenden. Viele deutsche Soldaten hatten sich dagegen in geradezu unpreußischer Weise dem Befehl verweigert, an der unheiligen Zeremonie teilzunehmen, doch Smolders und Müller waren hart geblieben.
    Die Ergebnisse waren atemberaubend!
    Kein Soldat, den Hardenberg mit seiner Spezialmedizin behandelt hatte, war im Kampf gegen die Aufständischen gefallen oder auch nur ernsthaft verwundet worden. Die Kugeln der Schutztruppe, die auf Hardenbergs Geheiß mit derselben Tinktur bestrichen wurden, schienen wie von Zauberhand gelenkt immer ihr Ziel zu finden. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Maji-Maji-Aufstand blutig niedergeschlagen war.
    Und dann sollst du deine gerechte Strafe dafür bekommen, dass du dich mit dem Teufel eingelassen hast, Hardenberg, dachte Smolders. Versonnen zog er an der Zigarette und sah zu, wie ein weiterer vor Angst schlotternder Soldat das große Zelt betrat…
    ***
    Heute
    Niemandem fiel etwas auf, als der Weiße Zauberer Songea erreichte. Durch eine magisch erzeugte Sinnestäuschung sah es für zufällige Beobachter so aus, als würde der schnurrbärtige Mann in der Tropenuniform gemütlich durch die Straßen schlendern, tatsächlich bewegte sich der Dämon jedoch mit der Geschwindigkeit eines Hurrikans.
    Erst auf der Hauptstraße hielt er inne, um zu lauschen.
    Der Dämon konnte die beiden Frevler nicht entdecken. Vermutlich besaßen sie eine Art Abschirmung, die verhinderte, dass jemand ihren Geist auskundschaftete. Doch er spürte die machtvolle Präsenz ihrer Waffen, und das bedeutete, dass die beiden Frevler auch nicht weit waren.
    Wenige Minuten später betrat der Weiße Zauberer das Hauptquartier der Polizei von Songea. Zwei Uniformierte dösten an ihren Schreibtischen, ein dritter machte sich gerade über eine Riesenportion Hühnchen her.
    Mit einem wölfischen Grinsen sog der Dämon die abgestandene Luft des

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