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0827 - Der Dämon von Songea

0827 - Der Dämon von Songea

Titel: 0827 - Der Dämon von Songea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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Großraumbüros ein. Erst vor wenigen Stunden war hier Blut vergossen worden, das Blut des männlichen Frevlers. Es war zu wenig für eine tödliche Verletzung, aber es reichte, um den Weißen Zauberer in Erregung zu versetzen. Die Frevler waren hier. Und sie würden sterben. In wenigen Minuten!
    »Hey Mann, was wollen Sie? Sehen Sie nicht, dass wir Mittagspause haben?«, blaffte der bullige Polizist, der der Tür am nächsten saß.
    »Sie können etwas für mich tun«, erwiderte der Weiße Zauberer.
    »Ach ja, und das wäre?«
    »Sterben!«
    Der Dämon sprang auf den Polizisten zu, riss ihn vom Stuhl und presste ihn gegen die Wand. Ein heftiges Zittern durchlief den Körper, dann sackte er in sich zusammen. Ein blutroter Wasserschwall schoss aus dem Mund hervor und durchtränkte die Polizeiuniform.
    Achtlos ließ der Weiße Zauberer den Leichnam fallen und wandte sich den anderen beiden Beamten zu.
    »Bleiben Sie stehen, Mann!«, befahl der eine. »Keine Bewegung!«
    Der Dämon spürte die Kugeln kaum, die seinen Körper durchlöcherten, als er höhnisch grinsend auf die beiden Männer zuschritt. Er wollte sich gerade den nächsten vornehmen, als die Tür zu einem abgetrennten Büro aufgerissen wurde. Ein fetter Uniformierter starrte den Weißen Zauberer entgeistert an, verschwand wieder im Büro und kehrte sofort mit einer Maschinenpistole zurück.
    »Machen Sie ihn fertig, Chief!«, schrie einer der Polizisten.
    Die Maschinenpistole ratterte los, aber sie wurde vom Lachen des Dämons übertönt…
    ***
    Zamorra fuhr von der Pritsche hoch, als schrille Schreie und Schüsse die Stille zerrissen.
    »Was ist das?«, fragte James panisch.
    »Keine Ahnung. Aber nichts Gutes, so viel ist sicher«, sagte Zamorra. Das Sprechen fiel ihm nach Mbeyas »Spezialbehandlung« immer noch schwer, obwohl er sich dank seiner außergewöhnlichen Selbstheilungskräfte von Minute zu Minute besser fühlte.
    »Hört sich nach einem Angriff an«, meinte Nicole. »Offenbar ist unser Freund Hardenberg auf eine Revanche aus. Bist du wieder einigermaßen auf dem Damm, Chef?«
    »Es geht schon wieder. Aber das wird uns in diesem Loch auch nicht viel nützen.«
    Der Polizeichef hatte sie im Keller des Polizeipräsidiums in drei getrennte Zellen sperren lassen, die kaum mehr waren als 2,5 mal 2,5 Meter große Käfige mit einer massiven Rückwand. Nicole befand sich in dem Gitterverschlag rechts neben Zamorra, James’ Zelle lag der des Parapsychologen genau gegenüber. Die anderen Käfige waren leer.
    An einen Ausbruch war nicht zu denken, und das einzige, was sich in der Zelle finden ließ, waren je eine stinkende Decke und ein irdener Krug mit Wasser. Nicht gerade schlagkräftige Waffen im Kampf gegen die Mächte der Finsternis.
    Aber sie waren trotzdem nicht wehrlos.
    »Das Amulett, Chef!«
    »Noch nitht, Nici.«
    Nicole sah ihren Gefährten irritiert an, nickte aber. Sie wusste, dass Zamorra einen guten Grund haben musste, das vom Polizeichef beschlagnahmte magische Kleinod nicht sofort per Gedankenbefehl zu sich zu rufen. Und den hatte er tatsächlich. Sie würden Hardenberg mit dem Amulett nicht ohne weiteres töten können. Aber vielleicht machte die vermeintliche Wehrlosigkeit seiner Opfer den Dämon unvorsichtig und verleitete ihn zu einem Fehler.
    Eine weitere Maschinenpistolensalve ertönte, im nächten Augenblick hörten sie einen gellenden Schrei, der abrupt endete. Die Stimme gehörte eindeutig Chief Mbeya.
    »Das ist das reinste Massaker«, sagte Nicole. Sie umklammerte die Gitterstäbe so fest, dass die Knöchel ihrer Hand weiß hervorstachen.
    »Und danach sind wir dran!«, wimmerte der Historiker.
    »Nicht so voreilig, James. Noch sind wir nicht tot«, entgegnete Zamorra.
    »Hast du einen Plan, Chéri?«
    »Ja. Das hier irgendwie überleben.«
    »Sehr ausgeklügelt«, lobte Nicole ironisch.
    »Du kennst mich doch.«
    Die Stille war fast schlimmer als die vorangegangenen Kampfgeräusche. Ein paar Minuten geschah gar nichts, dann kratzte etwas an der Metalltür, die den Zellenblock von den Büroräumen abtrennte. Ein Schlüssel drehte sich unendlich langsam im Schloss, und die Tür glitt auf.
    Doch was die Treppe herunterkam, war nicht die Grauen erregende Kreatur, gegen die sie noch vor wenigen Stunden am Nyasa-See gekämpft hatten. Die Gestalt, die sich vor Zamorra aufbaute und ihn neugierig musterte, glich äußerlich ganz dem jungen Kolonialoffizier, der vor über hundert Jahren zum ersten Mal afrikanischen Boden betreten

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