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0827 - Der Dämon von Songea

0827 - Der Dämon von Songea

Titel: 0827 - Der Dämon von Songea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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müsst mir gehorchen!«
    Kinjikitile sah Zamorra zum ersten Mal direkt an und lächelte: »Du weißt, was du zu tun hast.«
    Nein, weiß ich nicht, wollte der Parapsychologe antworten, hielt aber inne. Irgendetwas in seinem Unterbewusstsein sagte ihm, was jetzt passieren musste.
    Das Geheul der Seelen wurde immer lauter und steigerte sich zu einem höhnischen Gelächter. Doch so schnell gab sich der Weiße Zauberer nicht geschlagen. So zornig die Geister auch waren, sie bedrohten ihn kaum mehr als lästige Fliegen, die er mühelos verscheuchen konnte. Aber sie lenkten ihn ab, und diesen Moment nutze Kinjikitile.
    »Jetzt, weißer Freund!«, rief der Maji-Maji-Prophet.
    Und Zamorra reagierte. Er schrie die mächtigsten Zauberformeln heraus, die Tsa Mo Ra gekannt hatte, während Merlins Stern unablässig silberne Blitze auf den Dämon abfeuerte. Fremdartige gutturale Laute kamen über Kinjikitiles Lippen, als der legendäre Zauberer die Macht des Wassers beschwor und auf Hardenberg lenkte. Aus den Augenwinkeln sah Zamorra, dass sich Nicole neben ihn stellte und mit ihrem Dhyarra den Angriff verstärkte.
    Afrikanische, asiatische und europäische Magie verbanden sich zu einer gewaltigen Macht, der der Weiße Zauberer nichts entgegenzusetzen hatte. Hardenberg versuchte verzweifelt, die Phalanx der Angreifer mit seiner Maji-Maji-Magie zu durchbrechen, aber es gelang ihm nicht. Jede Attacke wurde von der Übermacht seiner Gegner gestoppt und mit vielfacher Macht auf ihn zurückgeschleudert.
    Sein zorniges Gebrüll verwandelte sich in ein gequältes Wimmern, und irgendwann war es vorbei. Mit einem lauten Knall zerplatzte der dämonische Körper des ehemaligen Kolonialoffiziers wie ein mit Wasser gefüllter Luftballon. Nichts blieb von ihm übrig außer ein paar Pfützen, die schnell im Boden versickerten.
    Im selben Moment verschwanden auch die Geister der Maji-Maji-Krieger. Ihre schemenhaften Gestalten schienen sich einfach in Nichts aufzulösen.
    »Sie sind jetzt frei. So wie ich.« Lächelnd blickte Kinjikitile Zamorra an. »Danke!«
    Der Parapsychologe wollte etwas erwidern, doch da war Kinjikitile schon nicht mehr da. An seiner Stelle stand Kiango, der Zamorra irritiert anstarrte. »Was ist passiert?«
    »Keine Panik, Vater. Es ist alles in Ordnung«, sagte Zamorra. Er verdrehte die Augen und brach bewusstlos zusammen…
    ***
    Es war helllichter Tag, als Zamorra wieder zu sich kam. Er lag auf einem einfachen Bett. Nicole saß auf der Kante und sah ihn besorgt an. Auf der anderen Seite stand Dr. Gwassa und überprüfte seinen Puls. Auch James und Kiango waren da. Der Priester hatte sich die magischen Zeichen abgewaschen und trug wieder seine Soutane. Er sah erschöpft aus, aber nichts deutete darauf hin, dass er noch vor wenigen Stunden am Rand des Todes gestanden hatte.
    »Willkommen im Reich der Lebenden«, sagte Dr. Gwassa trocken.
    Mühsam richtete sich Zamorra auf. Er fühlte sich immer noch unendlich matt. »Wie lange war ich weg?«
    »20 Stunden«, antwortete Nicole. »Kannst du dich an etwas erinnern?«
    »Kaum.« Instinktiv fuhr Zamorras rechte Hand zu der Stelle an der Stirn, an der ihn Kiango berührt hatte. »Wir haben gekämpft. Und da war Kinjikitile…«
    Schon während er sprach, bemerkte der Parapsychologe, wie die Bilder in seinem Kopf immer weiter verblassten. Aber da war noch etwas: Nicoles Angriff mit dem Dhyarra-Kristall. Normalerweise vertrugen die unterschiedlichen Magien der Kristalle und des Amuletts sich nicht miteinander. Hier aber war es geschehen…
    Lag das vielleicht an den neuen Amulett-Fähigkeiten, die durch das Buch der 13 Siegel geweckt worden waren?
    Aber auch dieser Gedanke verblasste wieder, schwand dahin.
    »Du hast wieder gezaubert, so wie damals bei den Ash-Toren«, sagte Nicole. »Und wie in Choquai, als du mit Fu Long Kuang-shi zurück in den tiefen Schlaf versetzt hast. Und du hast Chinesisch gesprochen. Ich glaube, für einen Moment warst du wieder…«
    »Tsa Mo Ra?«
    Nicole nickte. »Zumindest ein Teil von dir. Das macht mir Angst.«
    Zamorra versuchte ein Lächeln, aber es gelang ihm nicht ganz. »Mir auch Nici, mir auch.«
    Schweigend hörte er zu, während Nicole berichtete, was in den Minuten vor seiner Ohnmacht passiert war. Eine Weile sagte niemand etwas.
    Schließlich fragte Kiango: »Glauben Sie, dass er immer noch in mir ist?«
    »Kinjikitile?« Zamorra schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube nicht. Er hat seinen Frieden gefunden. Und Sie auch, wie ich

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