0827 - Der Dämon von Songea
hatte. Nur die Blutspritzer auf der Tropenuniform und die dunkelrot glühenden Augen störte das Bild.
»Sieh an, das Vieh ist schon bereit für die Schlachtung«, sagte der Dämon zur Begrüßung.
»Freu dich nicht zu früh, Hardenberg. So leicht machen wir es dir nicht.«
»Hardenberg«, der Weiße Zauberer sah Zamorra fast versonnen an. »Das war einmal mein Name. Es ehrt mich, dass du ihn noch kennst.«
»Du bist eine Legende. Jedes Kind hier hat Angst vor dir. Man wollte schon eine Geisterbahn nach dir benennen.«
Der Dämon brüllte auf. »Du bist nicht in der Position, um mich zu beleidigen, Mensch. Ich weiß, dass man euch eure Wunderwaffen abgenommen hat. Es kostet mich ein Fingerschnippen und ihr brennt auf ewig in den Feuern der Hölle!«
»Bitte nicht. Ich finde es hier schon ziemlich warm.«
Für einen Moment befürchtete Zamorra, der Weiße Zauberer würde sich wutentbrannt auf ihn stürzen, doch plötzlich verzogen sich die Lippen des Dämons zu einem bösen Grinsen. »Du bist ziemlich mutig, das muss man dir lassen. Dumm, aber mutig. Wie heißt du?«
»Zamorra.«
»Und du glaubst wirklich, dass du mich aufhalten kannst?«
»Ich werde mein Bestes geben«, antwortete der Parapsychologe.
»Das haben schon andere getan. Sie verrotten längst in ihren Gräbern.«
»Da hättest du auch bleiben sollen!«, rief Nicole dazwischen.
Hardenbergs Kopf fuhr herum. »Du wagst es, Weib? Soll ich dich in Stücke reißen?«
Doch so schnell ließ sie sich nicht einschüchtern. »Diese Chauvi-Tour ist längst abgemeldet, hat dir das noch keiner gesagt?«
»Warum bist zu zurückgekommen?«, fragte Zamorra. Es brachte nichts, den Dämon noch weiter zu reizen. »Um dich an den Nachfahren deiner Widersacher von einst zu rächen?«
Die Kreatur kicherte. »Das ist nur der Anfang, Zamorra. Wenn meine Rache befriedigt ist, wartet ein ganzes Königreich auf mich.«
»Was für ein Königreich?«, fragte Zamorra alarmiert.
Der Weiße Zauberer bleckte die Zähne. Seine Augen schienen noch intensiver zu glühen, als er weitersprach. »Ein Reich zwischen Songea und dem Victoria-See, das war die versprochene Gegenleistung dafür, dass ich ihnen helfe, den Aufstand niederzuschlagen. Stattdessen haben sie mich Kinjikitiles Mörderbande ausgeliefert! Doch ich werde mir mein Reich holen. Und diesmal kann mich niemand daran hindern!«
»Du bist verrückt!«, stieß Nicole hervor.
»Niemand. Auch ihr nicht!« Hardenberg riss seine Arme hoch.
Doch bevor er seine Magie einsetzen konnte, rief Zamorra Merlins Stern. Der Dämon schrie auf, als sofort silberne Blitze aus dem Amulett auf ihn einprasselten. Für einen Moment sah es so aus, als würde sein Körper zerfließen, dann fiel die Maskerade in sich zusammen und die wahre Gestalt des Weißen Zauberers kam zum Vorschein. Sofort baute sich wieder der rötlich schimmernde Schutzschirm auf, der jedoch unter der Dauerattacke des Amuletts deutlich erzitterte.
»Das wird dir auch nichts nützen!«, fauchte der Dämon. »Diesmal hast du gewonnen, Zamorra, aber wir sehen uns wieder. Und dann wird dich dein kleines Spielzeug nicht mehr retten!«
»Das werden wir sehen.«
»Verlass dich darauf!« Der Dämon wandte sich ab und glitt die Treppe hinauf.
Sekunden später war er verschwunden…
***
Die Wunden, die ihm das Amulett zugefügt hatte, brannten wie Feuer. Doch viel schlimmer schmerzte den Weißen Zauberer die Schmach. Er hatte diesen Frevler unterschätzt! Zamorra war ein sehr viel mächtigerer Gegner als von Smolders oder Müller, er glich eher dem Maji-Maji-Anführer Kinjikitile.
Bereits zum zweiten Mal hatte der Weiße Zauberer fliehen müssen.
Doch so schnell gab der Dämon nicht auf.
Ich werde deine Seele in tausend Stücke reißen, Zamorra. Du sollst leiden, bis selbst die Hölle Mitleid für dich empfindet.
Der Geist des Weißen Zauberers griff hinaus in die Nacht, und schließlich fand er sie. Die verlorenen Seelen der gefallenen Maji-Maji-Krieger, die seit hundert Jahren dazu verdammt waren, ziellos durch die Savanne zu irren. Sie spürten seine Präsenz und versuchten zu fliehen. Doch es war zwecklos. Durch die Ermordung der drei Zauberer war Hardenberg noch stärker geworden, jetzt bot er all seine Kraft auf, um die Geister seinem Willen zu unterwerfen.
Der Dämon lachte, als die verlorenen Seelen versuchten, seinem Einfluss zu entrinnen. Er spürte ihren Hass, ihre Verzweiflung und schließlich ihre bittere Resignation, als sie sich in ihr Schicksal
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