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0828 - Der Henker des Herzogs

0828 - Der Henker des Herzogs

Titel: 0828 - Der Henker des Herzogs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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diesen Unbekannten zu locken. Vielleicht durch Klopfen oder durch ein leises Rufen. Da musste der andere einfach neugierig werden.
    Dazu kam er nicht mehr.
    Die andere Seite war schneller. Sie schien längst gewusst zu haben, dass sich jemand näherte und die Absicht hatte, Kontakt aufzunehmen.
    Das deutlich hörbare Kratzen an der Innenseite der Tür sorgte bei Bill für eine Überraschung, und er zuckte zurück. Es war so deutlich erklungen, als gäbe es zwischen ihm und dem anderen keinen Zwischenraum.
    Bill wartete.
    Es tat sich nichts. Wer immer hinter der Tür hockte, er schien es beim ersten Versuch bewenden lassen zu wollen.
    Der Reporter wollte nicht Stunden hier stehen. Um den Unbekannten jedoch anzusprechen, musste er sich überwinden und holte zunächst einmal tief Luft.
    »He, wer sind Sie?«
    Es folgte ein dumpfer Schlag gegen die Tür.
    »Geben Sie Antwort! Sind Sie Harold Quentin?«
    Es erfolgte eine Reaktion. Leider nicht von der Person hinter der Tür, sondern von den beiden Frauen, die ihn sprechen gehört und es nicht mehr ausgehalten hatten. Nicht gerade leise waren sie den Gang durcheilt und blieben an der Krümmung stehen.
    »Hast du was gefunden, Bill?«
    Der Reporter drehte sich ungehalten um. »Verflixt noch mal, bleibt zurück.«
    Sheila gehorchte nicht. »Was ist denn hinter der Tür, Bill? Mit wem hast du gesprochen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Das muss mein Mann sein«, sagte Bea.
    »Warum?«
    »Er besitzt einen Schlüssel zu diesem Raum. Nur er. Ich habe es schon geahnt, dass er sich dort aufhält.« Bea rieb ihre Augen. »Sie müssen verstehen, dass ich mich nicht hierher wagte, meine Angst war einfach zu groß. Ich traute mich nicht.«
    »Ist schon gut. Und einen zweiten Schlüssel gibt es nicht?«
    »Nein.«
    »Dann müssen wir warten, bis er das Verlies freiwillig verlässt«, flüsterte Sheila.
    »Er war ja dicht daran.«
    »Hast du ihn denn gesehen?«
    »Wie denn? Die Tür schließt fugendicht, und ich kann sie auch nicht aufbrechen. Sie ist…« Bill verstummte undgab den Frauen durch eine heftige Handbewegung zu verstehen, ebenfalls ruhig zu sein, denn hinter der Tür tat sich wieder etwas.
    Diesmal hörte Bill kein Klopfen. Von innen her wurde der Schlüssel bewegt.
    Es gab nur eine Möglichkeit, und der Reporter ging sicherheitshalber einen weiteren Schritt zurück. Seine Waffe ließ er zunächst stecken, er wollte die Konfrontation nicht, aber er wusste, dass etwas Unheimliches diesen Keller verlassen würde, und er bereitete sich darauf vor, diesem Grauen zu begegnen.
    Auch ohne einen Blick über die Schulter zurückgeworfen zu haben, wusste er, dass die Frauen nicht gegangen waren. Sie würden warten, sie wollten wissen, wer sich hinter der Tür aufhielt.
    Die Tür wurde geöffnet.
    Sie wurde nicht nach außen aufgedrückt, der andere musste sie nach innen ziehen. Bill hielt seinen Blick starr auf die Öffnung gerichtet. Die Luft wurde noch kälter. Sie war plötzlich zu Eis geworden, als hätte sich die Kälte des Todes ausgebreitet.
    Wer war der Mann im Keller?
    Wie sah er aus?
    Oder war es ein ES?
    Noch blieb das Geheimnis im wahrsten Sinne des Wortes im Dunkeln, denn hinter der Tür leuchtete nicht einmal das Licht des Kellers. Da herrschte die absolute Dunkelheit, und sie war dicht wie das Innere einer geschlossenen Kiste.
    Als die Tür über den Bodenschleifte, hörte Bill fremde Geräusche.
    Als wäre ein Monster dabei, keuchend Luft zu holen.
    Alles Einbildung, sagte sich Bill. Verdammt, das bildest du dir ein.
    Wer dieses Verlies verlässt, wird nicht anders aussehen als du selber oder dein Nachbar.
    Er erschien.
    Das Licht reichte aus, um ihn zu erfassen, und zum ersten Mal sah der Reporter, was tatsächlich in diesem alten Verlies lauerte. Er hatte Zeit genug gehabt, sich auf gewisse Dinge einzustellen, er hatte sogar mit allem gerechnet, mit dem schlimmsten Monster, doch nicht mit der Gestalt, die tatsächlich durch die jetzt weit geöffnete Tür in den Gang schlich.
    Das war – das war unmöglich…
    ***
    Von den Höhen der Wachau blies der Wind. Er strich über die Weinhänge, wo die Trauben längst gelesen waren und sich die Natur schon auf den Winterschlaf vorbereitete. Die Blätter trudelten durch die Luft. Sie waren in den schönsten und wundersamsten Farben gefärbt worden und sammelten sich irgendwo auf dem Boden.
    Auch dort, wo der kleine Ort Dürnstein lag, der schönste wohl in der Wachau, wegen seines Stifts bekannt, auch wegen der Lage und der

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