0828 - Götze der Wolklovs
„Es steht Ihnen nicht zu, ohne Grund an meiner Loyalität zu zweifeln.
Selbstverständlich halte ich mich an meine Befehle. Die Wolklovs werden in Ruhe gelassen - es sei denn, sie greifen uns an!"
„Das werden sie nicht", behauptete der Wissenschaftler. „Und Sie werden hoffentlich nicht irgendeinen windigen Anlaß dazu benützen, einen wolklovischen Angriff daraus zu konstruieren."
Bevor Kenor-Waat gegen diese zweite Unterstellung protestieren konnte, hatte Sessana-Taal den Raum bereits verlassen. Erst eine Stunde später meldete sich Wajdira-Noom. Der Kommandant ließ ihn sofort vor.
„Ich nehme an, daß man uns beide mit mißtrauischen Augen beobachtet", erklärte der junge Wissenschaftler. „Deswegen erschien es mir besser, nicht als ein Ungeduldiger aufzutreten."
„Das war klug", gestand Kenor-Waat ihm zu. „Sessana-Taal war bereits hier."
„Um sich zu vergewissern, daß die Wolklovs in Sicherheit sind?"
„Ja."
Wajdira-Noom lächelte boshaft.
„Das sind sie ja auch, nicht wahr?"
„Nein."
„Wie meinen Sie das? Wollen Sie gegen den Befehl des Verkünders handeln?"
„Nein. Ich werde die Wolklovs in Ruhe lassen, solange sie uns in Ruhe lassen. Das aber wird nicht mehr allzu lange der Fall sein."
Der junge Wissenschaftler sah ihn aufmerksam an.
„Wir scheinen uns zu verstehen", sagte er. „Wie wird man bemerken, daß die Wolklovs uns angreifen?"
„Die verdammten Gänge, die sie überall unter der Oberfläche dieses Planeten graben, werden unseren Landeplatz unterhöhlen und die startbereiten Einheiten zur Hälfte im Boden versinken lassen!"
„Sie haben Leute, die eine solche Sache vorbereiten können, ohne daß etwas davon ruchbar wird?"
fragte Wajdira-Noom.
„Ich habe Roboter", antwortete der Kommandant.
„Selbst dann wird man Ihnen vorwerfen, daß die Wolklovs in ihrer Dummheit wahrscheinlich ohne Absicht gehandelt haben."
„Einen Unfall dieser Art zu beurteilen, ist Ermessenssache.
Es liegt in meinem Ermessen, ob ich ihn als Bedrohung interpretiere oder nicht."
Wajdira-Noom machte die Geste der Zustimmung.
„Ich sehe, Sie haben sich die Sache reiflich überlegt. Wann geht das Theater los?"
„In etwa drei Tagen. Ich muß die Roboter vorsichtig von ihren bisherigen Aufgaben abziehen und sie zum Graben schicken."
8.
Eines war dem Vario völlig klar: er mußte diesen Tunnel erforschen. Er mußte herausfinden, wohin er führte, und feststellen, warum er nicht mehr so verlief wie zuvor. Mit anderen Worten: er mußte ergründen, wie er, ein biopositronischer Roboter, sich hatte verirren können. So machte er sich denn an die Arbeit. Der Tunnel war lang - schier unendlich lang. Er war hell erleuchtet, aber es gab niemand, dem die Beleuchtung zugute kam. Während der ganzen Zeit stellte der Vario Messungen an. Mit Hilfe einiger Akzelerometer stellte er fest, daß die Abwärtsneigung des Tunnels nicht eine optische Täuschung war, sondern tatsächlich existierte. Das aber erzeugte einen Widerspruch.
Der Robot hatte schließlich eine Entfernung von achtzig Kilometern zurückgelegt. Bei einer durchschnittlichen Neigung des Tunnels von drei Prozent müßte er sich jetzt fast zweieinhalb Kilometer tiefer befinden als auf dem großen Platz, auf dem er den Kampf mit den Wolklovs ausgefochten hatte. In zweieinhalb Kilometern Tiefe herrschten erheblich höhere Temperaturen als in der Nähe der Oberfläche.
Zwar konnte man der Technik der Wolklovs zugute halten, daß sie es verstand, ihre unterirdischen Anlagen anständig zu klimatisierten. Aber zum Abtransport der Hitze, die von dem umliegenden Gestein auf den Tunnel einströmte, war ein Kühlmittel vonnöten - eine Luftbewegung oder auch eine Kühlflüssigkeit, die außen am Tunnel entlangglitt.
Der Vario, der über sehr empfindliche Wahrnehmungsgeräte verfügte, untersuchte die Tunnelwand in regelmäßigen Abständen. Aber kein einziges Anzeichen wies darauf hin, daß sich dort draußen etwas bewegte.
Der Nebel übrigens war immer noch vorhanden. Von jeder beliebigen Stelle aus reichte die optische Sicht des Vario nicht weiter als ein paar hundert Meter nach beiden Seiten in den Tunnel hinein, obwohl dieser schnurgerade verlief und hell erleuchtet war.
Der positronische Bewußtseinsteil des Roboters versuchte sich an der Hypothese, daß der eigenartige Dunst etwas mit seinem Verirren und den widersprüchlichen Temperaturverhältnissen zu tun haben müsse.
Aber es kam nichts dabei heraus. Schließlich, als er mit
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