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083 - Das Gasthaus an der Themse

083 - Das Gasthaus an der Themse

Titel: 083 - Das Gasthaus an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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schwatzen gern. »... zwei Bullen von der Flußpolizei waren hier und wollten wissen, wer geschossen hat. Hast du einen Schuß gehört, Harry?«
    »So ein Quatsch!« antwortete Harry, den der Mann im Schatten allerdings nicht sehen konnte. »Die Bullen behaupten dauernd, daß auf dem Fluß irgend etwas passiert. Sie saugen es sich einfach aus den Fingern.« »Sie waren auf jedem Schiff - drei Mann hoch. Angeblich hat es Wade schwer erwischt.«
    Der Horcher lächelte in sich hinein und warf einen Blick zum Niedergang, wo ein kleiner, häßlicher Steuermannsmaat Wache hatte. Die Schott zum Niedergang an Backbord war geschlossen und verriegelt. Es war unmöglich, auf das Oberdeck zu gelangen, ohne vom Zweiten Offizier gesehen zu werden, der auf der Brücke stand.
    Der wachhabende Steuermannsmaat interessierte sich für die Ladearbeiten. Ein- oder zweimal hatte er sich schon ein paar Schritte von seinem Posten entfernt, um zuzusehen, wie ein Frachtstück in den Laderaum versenkt wurde. Und dann kam es zu einem kleinen Zwischenfall: Eine der großen Packkisten prallte gegen die Ladeluke, begann, aus der Halterung zu rutschen, die Stauer schrien sich gegenseitig Warnungen zu. Wieder verließ der neugierige Steuermannsmaat seinen Posten, und die Tür zum Niedergang war für kurze Zeit unbewacht. Wie der Blitz huschte der als Stauer verkleidete Unbekannte in den Gang. Er mußte an der Kombüse vorbei, aber der Koch kehrte ihm den Rücken zu, und kurz darauf erreichte er einen engen Quergang, von dem aus eine Kajüttreppe tiefer führte. Gewöhnlich liegen auf einem Trampschiff die Kajüten der Schiffsoffiziere auf dem Bootsdeck. Anscheinend beförderte die »Seal of Troy« auch Passagiere, denn die Offizierskajüten befanden sich mitschiffs auf dem Gang unterhalb der Treppe. Sie waren alle verschlossen, bis auf eine, in der Licht brannte. Es war eine große Kabine mit einer Schlafkoje, darunter mehrere Schubladen. Außer der Koje gab es in der Kabine noch zwei Lehnsessel, eine Couch und einen kleinen Schreibtisch, auf dem das gerahmte Foto einer Frau mittleren Alters stand. An den Wänden hingen Kupferstiche. Die Kabine war wesentlich besser eingerichtet als die Kapitänskajüten auf anderen Trampschiffen, und vermutlich waren alle Räume auf diesem Deck genauso komfortabel.
    Am Ende des Ganges kam Wade — denn natürlich war er der Eindringling — in einen dunklen Raum, hinter dem die Offiziersmesse lag. Die Tür war genauso geschlossen wie die Türen der Salonkabinen an Backbord und an Steuerbord. Die Kabine, in der er vor ein paar Stunden das Gesicht von »Mr. Brown« gesehen zu haben glaubte, war jedoch nur durch den Salon zu erreichen. Wade versuchte es bei einer Tür: Sie war zugesperrt. Er ging zur zweiten: Auch sie ließ sich nicht öffnen. Als er die Klinke losließ, hatte er plötzlich ganz stark das Gefühl einer nahen Gefahr und duckte sich schnell hinter eine Biegung des Ganges. Im nächsten Moment wurde die Tür aufgerissen, und ein Mann kam heraus. Der Salon war hell erleuchtet, der Mann deutlich zu sehen. Er trug die Uniform eines Schiffsoffiziers, und Wade erkannte ihn sofort. Es war Raggit Lane, der bei Mutter Oaks im Schrank gesessen hatte, als Wade überraschend im »Mekka« erschien. Lane blickte den dunklen Gang entlang. »Hier ist niemand«, sagte er über die Schulter zurück.
    »Aber ich habe gesehen, daß die Klinke heruntergedrückt wurde«, antwortete eine tiefe, klangvolle Stimme aus dem Salon. »Sehen Sie doch richtig nach, vielleicht war's der Zahlmeister, der etwas wollte.«
    Wade lachte lautlos in sich hinein. Das war unverkennbar die Stimme von Lilas Begleiter. Er hörte Lane etwas vor sich hinknurren, dann wurde die Tür wieder geschlossen. Trotzdem verstand Wade noch deutlich, daß die gewaltige Stimme sagte: »Also sehen Sie schon nach, verdammt noch mal!« Wade kam aus seinem Versteck heraus und war schon die Treppe hinaufgelaufen, als die Tür zum zweiten Mal geöffnet wurde. Auf einen Teil des Oberdecks, auf dem Wade jetzt stand, fiel der Widerschein der Seitenlampen. Von achtern kam der helle Klang der Schiffsglocke. Neben der obersten Treppenstufe lehnte ein Mann an der Reling und schaute ins Wasser. Mitschiffs entdeckte Wade zwischen zwei Wassertanks eine schmale Lücke und quetschte sich hinein. Der Mann an der Treppe rief einen Namen, und aus dem Schatten tauchte ein zweiter Mann auf. Sie unterhielten sich kurz, dann ging der zweite Seemann nach unten zum Offizierssalon. Er

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