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083 - Das Gasthaus an der Themse

083 - Das Gasthaus an der Themse

Titel: 083 - Das Gasthaus an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Ich kann Ihnen nichts sagen — darf Ihnen nichts sagen. Ich hatte nur so schreckliche Angst um Sie, daß ich Ihnen entgegenlaufen und Sie aufhalten mußte.«
    »Jemand wußte, daß ich ins ›Mekka‹ kommen — und daß ich allein sein würde, wollten Sie mir das sagen?« Lila antwortete nicht.
    »Und man bereitete einen kleinen Hinterhalt für mich vor. Weiß Mrs. Oaks über die ganze Angelegenheit Bescheid?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann es Ihnen nicht sagen«, erwiderte sie und begann leise zu weinen. Auch nachdem sie sich wieder völlig erholt hatte, weigerte sie sich, eine Aussage zu machen, und erklärte immer wieder, es sei ein Alptraum gewesen. Inspektor Elk, der von Scotland Yard gekommen war, verhörte Mrs. Oaks, die geglaubt hatte, den Beamten einen Zug voraus zu sein, wenn sie auf dem zuständigen Polizeirevier erschien und sich erkundigte, ob man etwas von Lila gehört habe. Es half ihr aber nichts, Elk führte die Vernehmung trotzdem im Club durch. »Wenn Ihre Lila nicht den Mund aufmacht«, sagte er zu Wade, als er aus dem Club zurückkam, »haben wir nicht einmal das Zipfelchen eines Beweises gegen die Leute vom ›Mekka‹. Ein halbes Dutzend Gäste hat ausgesagt, es habe in der Nacht überhaupt nichts gehört, und einer schwört Stein und Bein, daß Mrs. Oaks ihr Zimmer die ganze Nacht nicht verlassen hat. Woher er das wissen will, ist mir allerdings schleierhaft. Auf jeden Fall hat es keinen Sinn, einen Skandal vom Zaun zu brechen.« »Lila hat etwas gehört, sie wußte, daß die Bande in mein Haus einbrechen wollte«, sagte Wade. Man hatte Lila bei einem Sergeanten der Kriminalpolizei untergebracht und in die Obhut seiner Frau gegeben. Dort besuchte sie Mutter Oaks, nachdem Inspektor Elk, dessen Angewohnheit es war, äußerst peinliche Fragen zu stellen, sie einem höchst unangenehmen Verhör unterzogen hatte. Sie war sehr verärgert, als sie Wade an Lilas Bett antraf, und sie war auch ein bißchen enttäuscht, denn das Gerücht, die Gummimänner hätten den Inspektor erwischt, hatte sich leider wieder nicht bestätigt. Ihm kam es ein bißchen merkwürdig vor, daß Mutter Oaks sich zuerst nach seiner Verletzung erkundigte.
    »Nur eine harmlose Fleischwunde, meine gute Samariterin«, antwortete Wade fröhlich. »Es sieht viel schlimmer aus, als es ist! Ich humple auf beiden Füßen umher. Sagen Sie doch bitte allen Freunden, die sich dafür interessieren, daß ich in ein oder zwei Tagen wieder sehr aktiv zu werden gedenke.« Erst jetzt erinnerte Mutter Oaks sich an ihre Pflichten als Tante, auch wenn ihre ersten Worte an Lila ein Vorwurf waren. »Was ist dir nur eingefallen, mitten in der Nacht wegzulaufen, Lila?« fragte sie mit ihrer schrillen Jammerstimme. »Du hast mir einen schönen Schreck eingejagt, und was man in der Nachbarschaft redet, kannst du dir vorstellen. Das war die schlimmste Aufregung meines Lebens.« Sie war auch jetzt aufgeregt. Ihre Basiliskenaugen waren fast rot vor Zorn und starrten das Mädchen finster an. »Lila ist Schlafwandlerin«, entgegnete Wade, »ein unangenehmes Leiden, wie Sie wissen. Hat Golly auch manchmal schlafgewandelt?«
    Mutter Oaks ignorierte seinen Spott. »Du kommst sofort mit mir nach Hause«, sagte sie zu Lila. »Ich habe ein Taxi draußen...«
    »Und ich habe ein ärztliches Attest«, unterbrach Wade sie gelassen. »Lila ist drei Tage lang nicht transportfähig — sie darf weder in einem Taxi noch in einem Krankenwagen, noch von Ihren chinesischen Freunden von hier weggebracht werden.« Mutter Oaks bebte vor Zorn, aber mit Hilfe der ungewöhnlichen Selbstbeherrschung, die Wade schon früher an ihr aufgefallen war, gelang es ihr zu lächeln, und nach und nach wurde sie fast guter Laune. Mehr noch, sie schien sich stark für Wades persönliche Angelegenheiten zu interessieren. »Was habe ich da für eine Geschichte gehört?« fragte sie. »Sie ist in ganz Wapping herumgegangen wie ein Lauffeuer. Jemand hat in Ihrem Haus eingebrochen? Diese Kerle haben wirklich Nerven, wollen das Haus eines berühmten Kriminalbeamten ausrauben. Demnächst werden sie noch mich heimsuchen, obwohl ich kein Geld habe, das weiß der Himmel.« Wade hörte ihr zu und achtete nur darauf, daß sie weder durch einen Blick noch durch ein Zeichen den Entschluß erschütterte, den Lila gefaßt hatte. Ein Meister in der Kunst des Taktierens, brachte er es schließlich so weit, daß Mutter Oaks ging, nachdem sie vergeblich versucht hatte, Lila zu einem Gespräch unter vier

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