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083 - Das Gasthaus an der Themse

083 - Das Gasthaus an der Themse

Titel: 083 - Das Gasthaus an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Nachricht war nicht unterschrieben. Zwar kannte er die Handschrift nicht, erriet jedoch, von wem die Warnung stammte. Gitter? Was für ein Gitter?
    Er ging in sein Schlafzimmer hinauf, das er so gut kannte wie seine Hosentasche, und sah sich ratlos um. Plötzlich fiel es ihm ein, und er zog das Bett in die Mitte des Zimmers. In der Wand befand sich in Fußbodenhöhe eine quadratische Luftklappe. Sein Vater hatte sie beim Bau des Hauses eingesetzt, weil er frische Luft liebte und allen Grund hatte, in einer Gegend, in der er nicht sonderlich beliebt war, die Fenster geschlossen zu halten. Der Vater von Inspektor John Wade war nämlich auch bei der Stadtpolizei gewesen.
    Wade bückte sich und versuchte durch das Gitter zu spähen. Er hatte sich die Luftklappe noch nie näher angesehen, wußte jedoch, daß sich in der Außenmauer ein gleiches Gitter befand. Durch die Öffnung, die sehr klein war, konnte höchstens eine Katze schlüpfen. Außerdem schlief er ein ganzes Stück höher. Um sich alles ganz genau anzusehen, ging er ins Freie und leuchtete mit der Taschenlampe die Hauswand ab. Jemand hatte das äußere Gitter abgeschraubt, und in der Wand war ein unregelmäßiges rechteckiges Loch. Das Gitter mußte erst vor kurzem entfernt worden sein, es lehnte noch an der Hausmauer, und auf dem gefliesten Weg entdeckte Wade Mörtelklumpen, die aus der Wand gebrochen waren, als man das Gitter herausnahm. Er ging ins Haus zurück, überprüfte Tür- und Fensterriegel und rief dann nach Henry.
    »Wie Sie sagen, werden Sie nachts oft im Schlaf gestört, Henry. Habe ich das richtig verstanden?« »Ja, Mr. Wade«, antwortete Henry, ein untersetzter, rotgesichtiger Mann mit einem stacheligen, eisengrauen Schnurrbart. Und mißtrauisch war er, denn er hatte Polizeiausbildung. »Heute nacht werden Sie ganz bestimmt nicht gestört«, fuhr Wade fort. »Meiner Meinung nach werden Sie entweder eine völlig schlaflose Nacht verbringen oder im Himmel aufwachen.« Wade griff nach dem Telefon, um sich mit dem zuständigen Polizeirevier verbinden zu lassen, aber die Leitung war tot. »Funktioniert es nicht, Sir?« fragte Henry besorgt. »Das ist aber komisch. Ich habe heute abend doch noch mit einem Freund telefoniert.« »Ich denke, jemand hat die Leitung durchgeschnitten«, sagte Wade ruhig.
    »Durchgeschnitten!« schrie Henry erschrocken auf. »Wen wollten Sie anrufen, Sir? Das Revier? Ich laufe schnell mal hinüber und...«
    »Wenn Sie das tun, sind Sie vielleicht zum letzten Mal gelaufen, Henry«, unterbrach Wade ihn grimmig. Er sperrte eine abgeschlossene Schublade seines Schreibtisches auf, entnahm ihr einen großkalibrigen Browning, leerte das Magazin und untersuchte sorgfältig jede einzelne Patrone. In dem einzigen kleinen Gästezimmer, das es im Haus gab, stand eine Kiste mit Kriegsandenken, die Wade in Frankreich gesammelt hatte, und außerdem zwei Gegenstände, die ihn an eine sehr schwere Zeit erinnerten.
    »Jetzt«, sagte er, »gehen wir wohl am besten ins Bett. Sehen Sie nach, ob die Türen geschlossen sind, drehen Sie das Licht in der Küche ab, und ich verschwinde inzwischen mit einer artistischen Glanzleistung in meinem Zimmer.« Er gab Henry noch ein paar Anweisungen, über die der alte Polizist sehr verblüfft war. Um halb eins ging im Haus das letzte Licht aus. Eine Stunde lang blieb alles still, und die Stille zerrte an den Nerven. Wade saß auf seinem Bett und wagte nicht zu rauchen. Henry, der so hellwach war, wie ein Mann nur sein kann, der den Tod fürchtet, wartete am Fenster des Arbeitszimmers mit Ausblick auf den Zugang der Küche.
    Die Uhr in der Halle schlug Viertel vor zwei, als Wade das erste Geräusch bemerkte. Es klang so, als kratze jemand an der Außenmauer. Sehr leise, nicht laut genug, um ihn zu wecken, wenn er geschlafen hätte. Nicht einmal jetzt hätte er es gehört, wäre er nicht darauf vorbereitet gewesen. Ssssssssss... Es kam aus der Luftklappe und war lauter als erwartet. Wade stellte sich schnell auf die neue Situation ein und tat alles Erforderliche, dann stieg er lautlos vom Bett herunter. Jetzt hörte er das Zischen nicht mehr. Zehn oder fünfzehn Minuten vergingen, und als Wade sich zum dritten Mal bückte, sah er, daß das Gerät, mit dem man draußen die Luftklappe abgedichtet hatte, wieder entfernt worden war. Vor der Öffnung schimmerte dunkel die Nacht. Wade ging zur Tür, öffnete sie geräuschlos, schloß sie hinter sich und ging zu Henry ins Arbeitszimmer. Der alte Polizist hörte

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