Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
083 - Das Gasthaus an der Themse

083 - Das Gasthaus an der Themse

Titel: 083 - Das Gasthaus an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
gesehen hatte. Er war sehr nett« - sie zögerte - »ja, wirklich sehr nett, aber ...« »Aber was?« Lila schüttelte den Kopf. »Kein Aber, er war richtig nett. Sehr höflich und sehr freundlich.« »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
    »Vor ein paar Tagen.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht wann. Gestern nacht war er auch da ...« Sie unterbrach sich plötzlich und preßte die Lippen zusammen, als dürfe ihr keine so unbesonnene Bemerkung mehr entschlüpfen.
    »Er war gestern nacht im Club?« wiederholte Wade. »Ich kann es Ihnen nicht sagen.« Sie hatte ihm die Hand schon vor einer ganzen Weile entzogen, doch jetzt streckte sie sie aus und ergriff impulsiv die seine. »Ich habe Angst — schreckliche Angst«, sagte sie außer Atem. »Etwas Furchtbares geht dort vor, und ich weiß nicht, was es ist. Es gilt Ihnen, und das macht mir Kummer.« Wade fuhr mit dem Taxi zur Polizeistation. Er prahlte damit, daß er schon tapfer herumhumpele, in Wahrheit jedoch hatte er kaum Beschwerden und überhaupt keine Schmerzen. Die Kugel war zwischen zwei Muskelsträngen »durchgerutscht« und hatte keinen von beiden verletzt. Der Arzt hatte ihm gesagt, daß die Wunde in zwei, drei Tagen heilen würde — wenn er im Bett bliebe. Aber dazu hatte Wade einfach keine Zeit. Alle verfügbaren Beamten der Stadtpolizei waren gegen die Gummimänner eingesetzt worden. Sie nahmen sich jetzt systematisch alle Gasthäuser und Pensionen vor, in denen Seeleute aus dem Osten abzusteigen pflegten. Inspektor Elk, der die Aktion leitete, verließ die Polizeistation gerade in dem Augenblick, in dem Wades Taxi vor dem Gebäude hielt.
    »Ich stecke bis zum Hals in unnützen Informationen«, gestand er Wade mit Bedauern. »Diese Chinesen müssen aus einer anderen Gegend kommen — müssen zu derselben Gruppe gehört haben wie der, der vor ein paar Tagen ermordet wurde. Kein Schiff, das im Augenblick hier liegt, hat eine chinesische Besatzung, und die Vorsteher der chinesischen Gemeinde haben kein Wort über die Sache von gestern abend gehört.«
    Wade nagte gedankenvoll an seiner Unterlippe. »Woher kommen sie dann, zum Teufel? Wäre die ›Seal of Troy‹ noch hier, müßte ich das nicht fragen. Aber sie ist weit weg.« »Sie ist weit weg«, bestätigte Inspektor Elk gelassen. »Aber ist die Besatzung weit weg? Ist Captain Aikness weit weg. Ist Raggit Lane . ..«
    »Oh, der ist hier«, antwortete Wade kurz. »Er war es nämlich, der gestern abend die Überraschungsparty in meinem Haus organisiert hat.«
    Wade hatte mit dem für diesen Bezirk zuständigen Architekten des Stadtbauamtes telefoniert, und noch während er sich mit Elk unterhielt, wurde ein großer Umschlag gebracht. Sie gingen in das Büro des Inspektors, und dort öffnete Wade den Umschlag. Er enthielt den Grundrißplan eines Gebäudes und mehrere kleine Skizzen einzelner Bauabschnitte. »Was ist das?« fragte Elk neugierig.
    Leise vor sich hinpfeifend, betrachtete Wade den Plan sehr genau. »Erkennen Sie es nicht?« fragte er schließlich. »Es ist der Plan des Gebäudes, das früher auf dem Grundstück stand, auf dem sich jetzt das ›Mekka‹ breitmacht. Das hier ist das Brauhaus — davon ist noch ein Teil erhalten. Und hier« — er zeigte mit dem Finger darauf — »sind die Keller.« »Die Keller?« fragte Elk und drehte den Plan um, weil er genauer hinsehen wollte. »Das ganze Gebäude ist unterkellert«, sagte Wade. »Und dort ist Platz genug für ein halbes Bataillon chinesischer Halsabschneider. Bisher wußte ich nur von einem Keller, Golly Oaks hat ihn als Holzschuppen benutzt. Ich war sogar drin, er war ziemlich klein.« Wade blickte auf und sah Elk an. »Haben Sie Golly eigentlich gefunden?«
    Elk schüttelte tieftraurig den Kopf. »Wir«, sagte er, »durchstöbern — um ein Lieblingswort der Presse zu gebrauchen — ganz London nach ihm. Drei Abteilungen durchkämmen den Bezirk, und eine weitere ist drüben in Surrey auf der Suche.« Plötzlich mußte Inspektor Wade daran denken, wie merkwürdig es war, daß Mutter Oaks sich noch kein einziges Mal nach dem Verbleib ihres Ehemannes erkundigt hatte. Sie war auch über die Rolle, die er bei dem Mordversuch an Wade gespielt hatte, nicht im geringsten beunruhigt oder besorgt gewesen. Denn daß sie über Oaks' Tätigkeit genauestens informiert war, bezweifelte Wade keinen Augenblick.

9
    Ein Polizeibeamter verfügt über eine große Handlungsfreiheit, und der Respekt, der mit seinem Namen verbunden ist, bringt ihn

Weitere Kostenlose Bücher