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083 - Das Gasthaus an der Themse

083 - Das Gasthaus an der Themse

Titel: 083 - Das Gasthaus an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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gräßlich neugierig sind, will ich Ihnen gern verraten, daß die Kleider nicht für Miss Smith bestimmt sind. Alles andere als das...« »Dann sind sie wohl für Anna?« meinte Wade. Lord Siniford schluckte trocken. »Keine Ahnung, wen Sie meinen«, sagte er mürrisch.
    »Ich meine die Frau, die sich in Ihrem Haus in Cockham aufgehalten hat und in der Nacht, in der die Oxford Bank überfallen wurde, in einem geschlossenen Wagen nach London fuhr. Wenn ich mich recht erinnere, haben Sie auch schon in Maidenhead ein paar Sachen gekauft, Lord Siniford.« Wade trat ein paar Schritte näher an ihn heran. »Ich habe Golly gewarnt — jetzt will ich Ihnen dasselbe sagen. Sollte man diese Anna in den von Ihnen gekauften Kleidern aus der Themse ziehen, werden Sie bei der Leichenschau eine höchst unangenehme Stunde erleben.« Siniford war ehrlich erschüttert. Er versuchte nicht einmal zu behaupten, er wisse nicht, wer Golly sei. Anscheinend hatte man die Warnung des Inspektors nicht an ihn weitergegeben. Er sah seinen Peiniger unsicher an und schien im Moment die Sprache verloren zu haben.
    »Ich glaube, ich weiß, was Sie denken«, fuhr Wade fort. »Sie sagen sich, der Frau könne nichts zustoßen, und gleichzeitig ist Ihnen klar, daß ihr durchaus etwas passieren könnte. Egal, ob diese Frau nun tot oder lebendig wiederauftaucht, Sie kommen durch sie in eine peinliche Situation.« Lord Siniford war kein guter Schauspieler. Die Aussicht erschreckte ihn, und sein volles Gesicht zuckte nervös. »Also ich weiß wirklich nicht, wovon Sie reden«, sagte er mit erstaunlich sanfter Stimme. »Sie müssen geträumt haben, Inspektor. Ich weiß nichts von einer Anna - so war doch der Name, nicht wahr?«
    Wade versuchte es mit einem Schuß ins Dunkle. »Ist Anna auch Nutznießerin des Pattison-Treuhandfonds?« Der Pfeil traf ins Schwarze. Sinifords braune Augen weiteten sich vor Schreck und Erstaunen. »Nutznießerin des Pattison-Treuhandfonds?« fragte er schrill. »Was wissen Sie über...« Er unterbrach sich, völlig außer Atem. »Es hat mich nur interessiert.« Gelassen nahm Wade Hut, Stock und Handschuhe vom Stuhl. »Was wissen Sie über den Pattison-Treuhandfonds?« Siniford war sehr nervös. »Alles«, antwortete Wade mit großer Milde und ging. Auf der Fahrt nach Scotland Yard machte er sich Vorwürfe, weil er Lila Smith erwähnt hatte. Doch er war überzeugt, daß die Kleider für sie bestimmt waren. Es konnte natürlich eine sehr einfache Erklärung für Lord Sinifords Großzügigkeit geben. Er stand ohnehin in dem Ruf, alles andere als knauserig zu sein, wenn er sich für eine junge Dame interessierte. Aber daß diese junge Dame ausgerechnet Lila Smith war, beunruhigte den Inspektor. Warum war Siniford so häufig im »Mekka«? Welche Anziehungskraft hatte diese scheußliche Gegend für ihn? Vielleicht bekomme ich heute nacht die Antwort darauf, dachte Wade, obwohl er daran zweifelte, daß die Razzia im »Mekka« ein für die Polizei positives Ergebnis haben würde. Er fand Inspektor Elk in seinem unordentlichen kleinen Büro. Elk hatte ein unglaubliches Talent, Unordnung um sich zu schaffen. Außerdem rauchte er immer nur geschnorrte Zigarren und verabscheute frische Luft. Als Wade eintrat, hörte er auf zu schreiben und legte die Feder aus der Hand. »Ich habe für unseren kleinen Anstandsbesuch heute nacht alles vorbereitet«, sagte er. »Drei von Ihren Polizeibarkassen werden auf dem Fluß patrouillieren und auf ein Signal hin den Kai blockieren. Fünfunddreißig ausgewählte Beamte sollen das Haus umstellen und uns bei der Suche nach einem gefährlichen Verbrecher unterstützen, der eine halbe Stunde vor Beginn der Razzia auf dem Kai gesehen wurde - so die offizielle Version.« Elk massierte sich das stoppelige Kinn. »Ich weiß nur nicht, was für ein gefährlicher Verbrecher es sein soll. Ein Mörder? Nein, das wäre ein gefundenes Fressen für die Presse. Aber ein Mann, der von der Polizei gesucht wird — das kann jeder x-beliebige sein. Kein Haussuchungsbefehl. Alles wird auf die freundschaftlichste Art und Weise erledigt und natürlich nur mit der gütigen Erlaubnis der Hausbesitzerin.« Wade nickte. »Das scheint mir ein guter Plan zu sein. Irgend etwas Neues über Golly Oaks?« »Nichts. Er ist wie vom Erdboden verschluckt. Wahrscheinlich ist er zur Hölle gefahren. Falls er unterwegs aufgehalten werden sollte, hat er großes Glück gehabt.« »Und wie steht es mit den Chinesen?« »Ebenso Fehlanzeige. Wir

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