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083 - Das Gasthaus an der Themse

083 - Das Gasthaus an der Themse

Titel: 083 - Das Gasthaus an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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wenn Sie bis dahin die Kassette von Ihrer Bank geholt hätten.« Tief in Gedanken versunken, blieb Wade an der Tür noch einmal stehen. »Und Sie selbst zweifeln nicht im geringsten daran, daß Delia Pattison tot ist?« fragte er schließlich. »Nein, ich zweifle nicht daran«, erwiderte Bruder. Wade war schon auf halber Treppe, als ihm noch etwas einfiel. Er kehrte um.
    »Wann wäre Delias einundzwanzigster Geburtstag?« »Am Einundzwanzigsten dieses Monats«, bekam er zur Antwort.
    »Und danach kann Lord Siniford über das gesamte Vermögen verfügen?«
    »O nein, noch lange nicht. Es gibt verschiedene rechtliche Formalitäten, die vorher erfüllt werden müssen, aber vom Einundzwanzigsten oder Zweiundzwanzigsten an wird die Erbschaft auf Siniford übertragen.«

13
    Wade fuhr direkt nach Scotland Yard zu Inspektor Elk, mit dem er verabredet war, und berichtete ihm, was er bei Bruder erfahren hatte. Er äußerte auch seine persönliche Meinung, und Elk verzog das Gesicht. »Also Ihre romantischen Anwandlungen sind wirklich nicht auszuhalten, und außerdem ist die seit langem verschollene Erbin eine komische Figur, die höchstens im Film vorkommt. Wer war die Frau gleich wieder - die verrückte Großmutter?« »Sie war nicht verrückt«, erwiderte Wade, über die skeptische Ironie seines Kollegen verärgert. »Es handelt sich um Lady Pattison.« Elks Brauen schössen in die Höhe und bildeten zottige Bögen über seinen Augen.
    »Die Frau mit den Smaragden! Gütiger Gott, ich kann mich sogar noch an den Brand erinnern ...« »Die Frau mit den Smaragden?« warf Wade rasch ein. »Sie besaß Hunderte«, erklärte Elk. »Hatte ein kleines Museum in ihrem Haus. Wir konnten nie feststellen, ob die Sammlung damals gestohlen wurde. Das Haus brannte bis auf die Grundmauern nieder, und nur ein paar Edelsteine wurden noch gefunden — vielmehr das, was von ihnen übrig war. Die alte Dame war nach dem Tod ihrer kleinen Enkelin völlig gebrochen und konnte oder wollte uns nichts über die Steine sagen.« Er lehnte sich in seinem Sessel zurück, öffnete und schloß die knochigen Hände und blickte starr auf den Schreibtisch. »Die Frau mit den Smaragden«, murmelte er vor sich hin. »Natürlich! Wir wußten nicht, ob wir den Fall den Gummimännern zuschreiben sollten, aber damals kannten wir diese Vögel eben noch nicht so gut wie heute. Unsere Ermittlungen förderten nur zweierlei zu Tage: Das gesamte Hauspersonal hatte Ausgang und war im Theater. Und die Kinderschwester ließ sich vom Telefonanruf eines Kerls aus dem Haus locken, in den sie sich verliebt hatte. Uns schien es damals, als sei die ganze Sache nach einem minutiös ausgearbeiteten Plan abgelaufen, doch wie ich schon sagte, wir konnten die alte Dame nicht zum Sprechen bringen.« »Wurde die Leiche des Kindes gefunden?« fragte Wade nervös. Elk spitzte die Lippen. »Nun, ich möchte nicht auf die schrecklichen Einzelheiten zu sprechen kommen, aber nach einem solchen Brand findet man nichts mehr -jedenfalls nichts mehr, von dem man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit behaupten könnte, es sei menschlich. Das Feuer wütete so heftig, daß sogar die Mauern zu Staub zerfielen. Eine lange verschollene Erbin, wie?« Elk spottete jetzt nicht mehr. Plötzlich sprang er auf. »Aber nehmen wir ruhig das Risiko auf uns, hinterher wie zwei Esel dazustehen«, sagte er. »Stellen Sie zwei Männer vor das Haus von Detektiv-Sergeant Tappitt. Sie sollen dafür sorgen, daß niemand das Mädchen besucht, niemand mit ihr spricht — das heißt, niemand außer mir. Ich gehe heute abend zu ihr und werde versuchen, aus ihr herauszuholen, was sie über ihre Vergangenheit weiß.« »Das könnte doch ich —« begann Wade. »Sie können gar nichts«, antwortete Elk gelassen. »Sie sind in sie verknallt, und damit haben Sie eindeutig Ihre logische Denkfähigkeit und das Fingerspitzengefühl verloren, das ein Polizeiinspektor so dringend braucht.«
    Unterwegs hielten sie sich auf dem Polizeirevier auf und warteten auf Sergeant Tappitt, bei dem Lila wohnte. Er wurde eben abgelöst und hatte dienstfrei. Über Elks Anordnung, zwei Polizisten vor seinem Haus zu postieren, war er ganz und gar nicht erfreut. »Meiner Frau ist es bestimmt nicht recht«, sagte er. »Sie wird es als Kränkung auffassen und denken, daß man ihr nicht vertraut. Und es besteht doch wohl kaum Gefahr. Ja, wenn es ein allein stehendes Haus wäre wie das Ihre, Inspektor Wade, dann lägen die Dinge anders. Wir

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