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083 - Das Gasthaus an der Themse

083 - Das Gasthaus an der Themse

Titel: 083 - Das Gasthaus an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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keinen Hinweis darauf gibt, daß sie, als sie den Treuhandfonds einrichtete, nicht zurechnungsfähig gewesen wäre. Sie hatte aber die fixe Idee, die kleine Delia Pattison sei noch am Leben. Deshalb belegte sie die Herausgabe des Vermögens nach ihrem Tod mit einer Sperrfrist bis zu dem Tag, an dem das Kind einundzwanzig Jahre alt geworden wäre.« »Lord Siniford ist der gesetzliche Erbe?« fragte Wade. Der Anwalt nickte. »Ja, er ist — in einem gewissen Sinn — der gesetzliche Erbe.«
    Wade überlegte rasch. »Und es besteht kein Zweifel daran, daß das Kind tot ist?« fragte er. »Nicht der geringste. Die Kleine war im Haus, als das Feuer ausbrach. Das Gebäude brannte bis auf die Grundmauern nieder, und außerdem war Delia allein. Die Hausangestellten hatten frei, und die Kinderschwester — Delia war damals erst drei Jahre alt — hatte sie allein gelassen und traf sich, wie man vermutete, an der Straßenecke mit einem jungen Mann. Diese Kinderschwester verlor nach dem Unglück tatsächlich den Verstand, aber gerade ihre verworrenen Reden und seltsamen Wahnvorstellungen brachten Lady Pattison dazu, ihr Testament so abzufassen, wie ich Ihnen schon dargelegt habe ...« »Wie hieß die Kinderschwester?« fragte Wade lebhaft. Bruder dachte eine Weile nach. »Atkins«, sagte er schließlich. »Und mit Vornamen?« Der Anwalt rieb sich das knochige Kinn und legte die Stirn in tiefe Falten. »Lassen Sie mich mal überlegen — es ist ein Name, der mir sehr vertraut ist... Aber er fällt mir nicht ein, und wenn mein Leben davon abhinge. Mary? Nein. Alice ...« »Anna«, half der Inspektor nach, und Bruder zuckte zusammen.
    »Aber selbstverständlich! Anna! Wie dumm von mir! Dann wissen Sie also .. .«
    Wade schien plötzlich die Sprache verloren zu haben. Delia Pattison lebte — hieß jetzt Lila Smith. Es war ganz offensichtlich — aus »Delia« war »Lila« geworden. Nach einer Weile hatte Wade die Sprache wiedergefunden und unterbrach den Anwalt, der etwas über Annas Vergangenheit sagte. ». .. eine sehr ehrbare junge Frau . . .« »Warum wollten Sie mich eigentlich sprechen, Mr. Bruder?« fragte Wade. »Was ist passiert, seit wir uns das letzte Mal sahen?«
    Bruder hatte sich wieder an seinen Schreibtisch gesetzt und schwang sich jetzt mit seinem Drehsessel herum. »Gestern nacht ist jemand in mein Büro eingebrochen und hat die Kassette, die alle wichtigen Pattison-Dokumente enthält, aufgesprengt und durchsucht«, antwortete er. Er stand wieder auf und ging zu der dem Fenster gegenüberliegenden Regalwand, in der zahlreiche Kassetten untergebracht waren, einige noch glänzend neu, die meisten jedoch mit verblassender Tinte beschriftet. Er zog eine Kassette heraus. Auf dem Etikett stand: »P. T. & L.«
    »Pattison Treuhandfonds und Landbesitz«, erklärte er, als er den Metallkasten auf den Tisch stellte. Wade unterbrach das Schloß. Es war aufgesprengt worden und nicht mehr verwendbar. »Sie sind durch dieses Fenster dort eingedrungen, indem sie ein Stück von der Scheibe herausgeschnitten und dann einfach den Riegel öffneten. Merkwürdigerweise ist es mir erst aufgefallen, als ich am Nachmittag selbst etwas nachsehen wollte.«
    »Fehlt irgend etwas?« fragte Wade und schaute in die Kassette hinein, die zur Hälfte mit rot verschnürten Akten und Papieren gefüllt war. »Nichts«, antwortete Bruder. »Hier bewahre ich nur Dokumente auf, die für Außenstehende kaum von Wert sind. Die wichtigen Akten liegen in meinem Banktresor.« Wade untersuchte das Fenster. Das kreisrunde Loch in der Scheibe war die Arbeit eines Profis. Auf dem Fensterbrett lag noch das Stück Glas, das er herausgeschnitten hatte. »Nein, es fehlt nichts«, wiederholte Bruder. »Wir haben eine doppelte Checkliste und können alles genau nachprüfen. Das System ist ein bißchen verzwickt, aber sicher.« »War Lord Siniford gestern hier?«
    »Vorgestern. Ich glaube, ich habe Ihnen schon gesagt, daß er ziemlich unangenehm wurde. Er wollte den Inhalt dieser Kassette sehen, obwohl ich ihm sagte, daß ich im Büro nichts aufbewahre, das ihn interessieren könnte.« »Wäre der Inhalt der anderen Kassette für ihn interessant? Der Kassette, die Sie in Ihrem Banktresor deponiert haben, meine ich.«
    Der Anwalt überlegte und ließ sich mit der Antwort Zeit. »Möglich«, sagte er schließlich. »Die andere Kassette enthält sehr persönliche Dinge. Unter anderem eine Fotografie des Kindes...«
    Wade hörte einen unterdrückten Ausruf hinter sich

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