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083 - Das Gasthaus an der Themse

083 - Das Gasthaus an der Themse

Titel: 083 - Das Gasthaus an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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unterbrach sich. »Und was war dann?« fragte Wade. »Was war nach dem Tee? Erinnern Sie sich, was Sie dann getan haben?« Sie schüttelte den Kopf. »Nein — ich erinnere mich nicht. Nein . ..«
    Die Nachbarin, Mrs. Elford, half ihnen, das Rätsel ein wenig aufzuhellen. Sie sei kaum zehn Minuten in der Wohnung gewesen, als ein Mann geklingelt habe, der einen Brief für Lila brachte. Mrs. Elford konnte sich nicht mehr genau an sein Aussehen erinnern, doch er hatte auf sie den Eindruck eines Seemanns gemacht. Er solle auf Antwort warten, hatte er gesagt, und sie habe ihn an der geöffneten Wohnungstür stehenlassen und sei zu Lila gegangen ... »Und in dieser Zeit hat sich ein zweiter Mann in die Wohnung geschlichen und in der Küche versteckt«, fuhr Wade, ihr ins Wort fallend, fort. »Wäre das möglich? Gibt es in der Küche ein Versteck?« Es gab eines - eine kleine Speisekammer, deren Tür nur angelehnt war, obwohl Mrs. Tappitt sicher wußte, daß sie sie verriegelt hatte.
    »Ein geradezu idealer Schlupfwinkel«, sagte Wade. »Erinnern Sie sich noch daran, wie Sie sich den Tee aufbrühten, Mrs. Tappitt?« Sie nickte. »Haben Sie, nachdem Sie sich den Tee eingegossen hatten, die Küche für kurze Zeit verlassen?« Sie überlegte. »Ja, ich bin für ein paar Minuten hinausgegangen und habe Lila gefragt, wie ihr die Hausschuhe passen.« »Dann sind Sie zurückgekommen und haben den Tee getrunken? Ist das alles, woran Sie sich noch erinnern? Kein Wunder, während Sie draußen waren, hat der Mann, der in der Speisekammer lauerte, ein starkes Betäubungsmittel in den Tee gemischt. Sobald Sie bewußtlos waren, hat er Sie ins Schlafzimmer getragen, aufs Bett gelegt und die Tür von außen abgeschlossen.«
    Die drei Männer durchsuchten Lilas Zimmer sehr gründlich, aber sie fanden nur ihre Straßenschuhe, die hinter einem Klubsessel standen. »Die haben sie in der Eile übersehen«, meinte Elk. »Was waren es für Hausschuhe?«
    »Sie waren aus rotem Leder«, antwortete Mary Tappitt. »Als ich in die Küche ging, hatte sie sie an. Sie waren ziemlich teuer, aber Inspektor Wade hatte mir gesagt, ich solle Lila jeden Wunsch erfüllen.« Wade und Elk ließen Mrs. Tappitt in der Obhut ihres Mannes zurück und begannen, die Leute in der Nachbarschaft zu befragen. In dieser Gegend, in der die Kinder bis spät abends auf der Straße spielten und die Frauen unter den Haustüren klatschten, mußte jemand etwas beobachtet haben. Da die beiden Beamten unabhängig voneinander arbeiteten, hatte jeder nach ungefähr fünf Minuten einen Zeugen gefunden. Sie sagten aus, ein Taxi sei vorgefahren und vier Personen, zwei Frauen und zwei Männer, hätten das Haus verlassen und seien in den Wagen gestiegen, der mit laufendem Motor gewartet habe. — Niemand hatte sie jedoch beim Betreten des Gebäudes beobachtet, sie mußten einzeln gekommen sein. Mehr erfuhren Wade und Elk nicht. Allem Anschein nach war Lila freiwillig mitgegangen, sie hatte weder um Hilfe gerufen noch sich gewehrt. Keiner der beiden Zeugen konnte die zwei Männer beschreiben, und das machte ihre Aussagen praktisch wertlos, wie Wade fand. An der Identität der zweiten Frau hingegen bestand kein Zweifel.
    »Morgen finden wir wahrscheinlich jemanden, der uns mehr sagen kann«, meinte Wade. »Die zweite Frau war Mutter Oaks. Mit keiner anderen wäre Lila freiwillig mitgegangen.« »Dann versuchen wir's doch im ›Mekka‹«, schlug Elk vor. Der Club sah ganz und gar harmlos aus. Das Haus war gründlich geputzt, alle Spuren der Überflutung getilgt worden. Mutter Oaks empfing sie in ihrem Wohnzimmer und schien weder überrascht noch erschrocken über den unerwarteten Besuch. »Ich habe das Haus heute abend nicht verlassen«, sagte sie schrill. »Was wollen Sie mir jetzt schon wieder in die Schuhe schieben, Wade?«
    »Ich will das Haus durchsuchen«, antwortete er. »Lilas Zimmer vor allem.«
    Sie sah ihn finster an. »Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?«
    »Der alte gilt noch«, warf Elk ein. »Machen Sie uns keine Schwierigkeiten, Ma'm.«
    Sie verzog ironisch die Lippen. »Sie werden Lila hier nicht finden —« begann sie.
    Wie der Blitz drehte sich Wade zu ihr um. »Wieso sollte ich?« fragte er schroff. »Woher wissen Sie, daß sie nicht mehr bei den Tappitts ist?«
    Mutter Oaks verlor sekundenlang die Fassung. »Habe ich denn behauptet, ich wüßte es?« fragte sie dann. Wade ging langsam auf sie zu und sah sie zornig an. So hatte sie ihn noch nie erlebt, und

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