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083 - Das Gasthaus an der Themse

083 - Das Gasthaus an der Themse

Titel: 083 - Das Gasthaus an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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und fuhr herum. Auf der Schwelle stand Lord Siniford. Er war totenblaß, die Augen drohten ihm aus den Höhlen zu treten. Mit offenem Mund stand er da - ein geradezu lächerliches Bild der Betroffenheit und der Bestürzung. Den Inspektor machte das unerwartete Auftauchen dieser fast geisterhaften Erscheinung sekundenlang sprachlos. Aber er faßte sich schnell wieder. »Nun, Lord Siniford«, sagte er, »wollen Sie Mr. Bruder sprechen?«
    Seine Lordschaft schüttelte den Kopf. »Nein, nein!« wehrte er mit schriller Stimme ab. »Nein, überhaupt nicht. Entschuldigen Sie, daß ich hier so hereingeplatzt bin. Ich komme ein andermal, Bruder.« Die Tür knallte hinter ihm zu, und die beiden Männer sahen sich gegenseitig erstaunt an.
    »Komischer Kerl«, sagte Wade. »Was hat ihm denn solche Angst eingejagt?«
    »Ich will verdammt sein, wenn ich's weiß«, antwortete Bruder und vergaß ganz seine vornehme Ausdruckweise. »Meiner Seel', da bin ich doch tatsächlich fast erschrocken.« Wade lächelte. »Aber längst nicht so sehr wie er.« Er sah auf seine Uhr, da er um acht mit Elk verabredet war. »Ich nehme an, daß Sie wegen des Einbruchs keine Anzeige erstatten wollen?« fügte er hinzu. Bruder schüttelte energisch den Kopf. »Falls ich es tue, wird der Fall dem Bezirksinspektor des zuständigen Reviers übertragen«, sagte Wade. »Aber einen vertraulichen Bericht muß ich natürlich machen. Wann kann ich die andere Kassette sehen?« »Morgen um elf. Ich lasse sie von der Bank holen.« Bruder blickte sorgenvoll zur Tür. »Glauben Sie, daß ich selbst irgendwie gefährdet bin?« setzte er hinzu. »Sie denken zum Beispiel nicht, daß die — nun ja, die Gummimänner etwas mit der Sache zu tun haben?« »Wie kommen Sie darauf?« fragte Wade scharf. Statt zu antworten, zog Bruder eine Schublade auf und nahm einen Handschuh heraus. Einen linken Handschuh aus dünnem rotem Gummi. »Hier, sehen Sie.« Er atmete schwer, als sei ihm ein Stein von der Seele gefallen. Wade nahm den Handschuh und untersuchte ihn interessiert. »Wann haben Sie ihn gefunden?« fragte er. Bruder machte es sich in seinem Sessel bequem. Ihn überkam das angenehme Gruseln, das nur ein sehr vornehmer, ausschließlich mit Zivilsachen befaßter Anwalt empfinden kann, den das Schicksal plötzlich vom geraden Pfad des Bürgerlichen Gesetzbuches abweichen läßt und in wesentlich aufregendere Gefilde entführt. »Ich habe den Handschuh gar nicht bemerkt«, antwortete er. »Einer meiner Angestellten hat mich heute nachmittag darauf aufmerksam gemacht. Der Handschuh lag unter meinem Schreibtisch. Der Einbrecher hat ihn wahrscheinlich abgestreift, als er die Papiere durchsah.« »Gerade dazu hätte er ihn anbehalten«, widersprach Wade lächelnd. »Nein, er hat ihn ausgezogen, um zu schreiben. Es ist recht schwierig, mit einem Gummihandschuh an der Hand zu schreiben. Der hat einen eigenen Füller benutzt und sich den Inhalt der Kassette notiert. Sein Komplize hat ihm wahrscheinlich die Titel diktiert. Ist Ihnen heute morgen aufgefallen, daß die Löschblätter ausgewechselt wurden?« »Nein, nicht daß ich wüßte.« In der Schreibunterlage steckten noch ungefähr ein halbes Dutzend Löschblätter. Wade nahm die Reißnägel heraus. »Ist das noch das Blatt, das heute morgen obenauf lag?« Bruder nickte. »Ja. Hier ist mein Datumstempel. Ich probiere ihn immer auf dem Löschblatt aus. Sehen Sie, hier ist das gestrige Datum.« John untersuchte das Löschblatt. Es war offenbar schon ein paar Tage im Gebrauch, und zum Glück gehörte der Anwalt nicht zu den Leuten, die Pausen, in denen sie nachdenken, dazu benutzen, jedes erreichbare Stück Papier zu bekritzeln. »Ist das Ihre Schrift?« fragte Wade. Er zeigte auf eine lange, schmale Wortkolumne, die sich diagonal über das ganze Löschblatt hinzog. Der Anwalt schüttelte den Kopf.
    Wade holte aus dem Vorzimmer einen Spiegel und hielt ihn vor das Blatt. »Da habe ich aber mal gut geraten«, sagte er. »Ich schätze, das ist das Verzeichnis aller Dokumente, die sich in der Kassette befinden.« Bruder bestätigte ihm seine Vermutung, nachdem er die Schrift lange und sorgfältig durch den Spiegel betrachtet hatte. »Heute abend können wir leider nichts mehr unternehmen«, sagte Wade. »Sie könnten mir übrigens Ihre Privatnummer und Ihre Privatadresse geben, falls ich mich später noch mit Ihnen in Verbindung setzen möchte. Auf jeden Fall bin ich morgen vormittag um halb elf hier und wäre Ihnen sehr verbunden,

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